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Ostukraine
Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch

4.808 Menschen hat der Ukraine-Konflikt bis zum 6. Januar das Leben gekostet, 10.468 wurden verwundet. Diese erschreckende Bilanz teilte die WHO mit. Deprimierende Zahlen, die weiter steigen werden. Denn das Gesundheitssystem in der Ostukraine steht vor dem totalen Zusammenbruch.

Von Hans-Jürgen Maurus | 16.01.2015
    Ausgebrannte Grad-Raketenwerfer und ausgeglühte Munitionsreste liegen auf dem Boden.
    Ausgebrannte Grad-Raketenwerfer und ausgeglühte Munitionsreste in Lugansk (Jan A. Nicolas, dpa picture-alliance)
    Das Gesundheitssystem in der Ostukraine ist kollabiert, so die Hiobsbotschaft von Doris Nitzan, der Ukraine-Bürochefin der Weltgesundheitsorganisation WHO auf einer Pressekonferenz. Schon vor der Krise sei die Versorgung der Bevölkerung schwach gewesen, doch seit den Kämpfen hat sich die Lage massiv verschlechtert. In der Ostukraine stehe das Gesundheitssystem vor dem totalen Zusammenbruch, so die WHO-Expertin, in den Städten Lugansk und Donetsk befinden sich die Menschen in der Falle. Tagelang gebe es keine Versorgung, Hospitäler seien zeitweise von Wasser und Strom abgeschnitten, es fehle an Lebensmitteln und Medikamenten.
    Die WHO gab heute auch die jüngsten Opferzahlen des Ukraine-Konflikts bekannt - eine niederschmetternde Bilanz. Bis zum 6. Januar wurden 4.808 Menschen getötet, 10.468 verwundet.
    30 bis 70 Prozent des Krankenhauspersonals geflohen oder getötet
    Auch immer mehr Kinder fallen den Wirren zum Opfer. 45 Todesopfer, 119 Verwundete - das sind deprimierende Zahlen. Viele medizinische Herausforderungen soll die WHO meistern. Die durchschnittliche Impfquote in der Ukraine liegt unter 50 Prozent, 30 bis 70 Prozent des Krankenhauspersonals hat die Kampfgebiete verlassen oder wurde getötet. Besonders prekär ist die Lage der HIV/Aids-Patienten in der Ostukraine, so die WHO Sprecherin. In der Region Donetsk sind 27.933 Personen registriert, in Lugansk sind es 4.569.
    Diese Zahlen sind laut WHO eher konservativ, HIV-Patienten erhalten keine konstante Betreuung mehr. Und noch etwas treibt die Weltgesundheitsorganisation um: Die Zahl der Tuberkulose-Patienten steigt. Und 25 Prozent der Erkrankten weisen multiresistente Keime auf. Das ist eine Krise.