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Ostukraine
Schuldzuweisungen nach Schießerei

Nach der Schießerei nahe der Stadt Slawjansk beschuldigten sich Moskau und Kiew gegenseitig der Provokation. Über den Vorfall gibt es widersprüchliche Angaben: Ukrainische Behörden sprechen von einem Toten.

20.04.2014
    Prorussische Aktivisten vor einer Barriakde
    Neue Unruhen in Slawjansk im Osten der Ukraine. (AFP PHOTO / MAX VETROV)
    US-Vizepräsident Joe Biden wird vor dem Hintergrund neuer Gewalt in der Ostukraine am Montag in Kiew erwartet. Dort will er mit Mitgliedern der Übergangsregierung zusammenkommen. Zwei führende US-Senatoren forderten in Fernsehsendungen härtere Sanktionen gegen Russland. Der Demokrat Murphy und der Republikaner Corker nannten dabei den Bankensektor und den petrochemischen Bereich.
    Nach der Schießerei nahe der seit mehr als einer Woche besetzten Stadt Slawjansk beschuldigten sich Moskau und Kiew gegenseitig der Provokation. Über den Vorfall gibt es widersprüchliche Angaben: Ukrainische Behörden sprechen von einem Toten, der selbsternannte Bürgermeister der Stadt von fünf Toten, darunter drei prorussische Kämpfer und zwei Angreifer. Der von ihm beschuldigte ukrainische "Rechte Sektor" stritt eine Beteiligung ab.
    Militärische Truppen von Moskau gefordert
    Der selbsternannte Bürgermeister der Hochburg prorussischer Kräfte, Wjatscheslaw Ponomarew, rief den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, Friedenstruppen in die Ostukraine zu schicken, um die Bevölkerung vor "Faschisten" zu schützen. Er erklärte, die Bevölkerung von Slawjansk werde durch die rechtsextreme ukrainische Bewegung Prawy Sektor (Rechter Sektor) bedroht. Diese sei auch für die Schießerei verantwortlich, sagte Ponomarew.
    Moskau reagiert empört
    Das Außenministerium in Moskau verurteilte die Gewalt, bei der "unschuldige friedliche Menschen" getötet worden seien. Der Angriff des ultranationalistischen Rechten Sektors verletze die "österliche Ruhe" und zeige, dass die Genfer Beschlüsse für eine Lösung des Konflikts nicht eingehalten würden.
    Angesichts der neuen Gewalt warnte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier davor, die Chancen der Genfer Initiative zu verspielen. "Viele Chancen zu einem friedlichen Ende werden wir nicht mehr haben", sagte der SPD-Politiker der Zeitung "Bild am Sonntag". "Die in Genf erkämpfte Chance zur Entschärfung des Konflikts müssen wir nutzen." Dies sei nicht einfach, "weil wir auch mit Gruppen zu tun haben, die weder auf Kiew noch auf Moskau hören".
    (kis/ach)