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Otto-Konzern
Trendwende vor dem Führungswechsel geschafft

Die Hamburger Otto-Gruppe hat im vergangenen Jahr noch ein Minus vermelden müssen. Bei der diesjährigen Bilanzkonferenz gab es wieder positive Zahlen. Wie es dann im nächsten Jahr unter dem neuen Vorstandschef Alexander Birken weiter geht, muss sich aber noch zeigen - denn die Herausforderungen der Digitalisierung bleiben.

Von Axel Schröder | 25.05.2016
    Die Zentrale des Otto-Versands in Hamburg.
    Die Zentrale des Otto-Versands in Hamburg. (imago/blickwinkel)
    Im letzten Jahr hatte die Otto-Gruppe erstmals rote Zahlen geschrieben. Heute konnte Vorstandschef Hans-Otto Schrader die Trendwende verkünden. "Heute möchte ich Ihnen sagen, dass wir geliefert haben. Das sehr wesentliche Teile des Turnarounds gelungen sind. Erfolgreich gelungen sind."
    Das Vorsteuerergebnis liegt bei 187 Millionen Euro, der Umsatz wuchs um 5,4 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro. Der Wermutstropfen der diesährigen Bilanz ist zum einen das schlechte Ergebnis von 3Suisses. 2014 hatte die Otto-Gruppe das französische Unternehmen übernommen. Nun soll es wieder verkauft werden. 1.500 Angestellte sind davon betroffen. Zum anderen leidet noch immer das Russland-Geschäft des Konzerns:
    "Das Land befindet sich in einer Rezession. Die Arbeitslosigkeit steigt, die Inflation steigt, die Kauftkraft gibt nach. Also klassische Rezessionsprobleme. Was dazu geführt hat, dass der Umsatz in Rubel um 19 Prozent gesunken ist."
    Positive Nachrichten aus den USA
    Aber dafür lief es besser bei der nordamerikanische Otto-Tochter Crate & Barrel, die im letzten Jahr noch in Schwierigkeiten steckte. Crate & Barrel machte über 24 Prozent mehr Umsatz. Der Umsatz der weltweit von der Otto-Gruppe betriebenen 125 Webshops stieg um knapp 9 Prozent, erklärte Finanzvorstand Petra Scharner-Wolf: "Besonders erfreulich ist auch die Entwicklung auf dem hart umkämpften deutschen Markt. Hier konnten wir unsere Online-Umsätze um 12,3 Prozent steigern, und damit sind wir sogar leicht über dem Marktdurchschnitt gewachsen und konnten also Marktanteile gewinnen."
    Um auch weiterhin der Konkurrenz durch Amazon trotzen zu können, soll auch der Otto-eigene Versender Hermes weiterentwickelt, die online angebotene Produktpalette speziell auf die Kundschaft abgestimmt und die Erreichbarkeit von Kunden-Hotlines verbessert werden. Unabdingbar für den Erfolg des Konzerns sei aber vor allem die besondere Unternehmenskultur, betonte Vorstandschef Hans-Otto Schrader, der diesen Posten nach neun Jahren auf eigenen Wunsch abgibt. Und um diese besondere Kultur zu fördern, hat die Chefetage der Belegschaft im letzten Jahr kollektiv das "Du" angeboten, so Schrader:
    Die Digitalisierung vorantreiben
    "Es ist jetzt nicht so, dass wir mit dieser 'Du'-Kultur jetzt alle erstmal einen Baum umarmen und sagen: 'Wow, wir sind jetzt eine ganz große 'Duzer'-Gemeinschaft'. Darum ging es nicht, meine Damen und Herren. Es ging wirklich im Kern darum: wir wollen als Geschäftsführung zum 'Wir' kommen. Wir wollen nicht mehr: 'Da ist die Geschäftsführung, da ist die Belegschaft.' Wir wollen das 'Wir' stärken und eins ist, glaube ich, auch Ihnen klar: der Weg zum 'Wir' geht nur über das 'Du'!
    Die Nachfolge von Hans-Otto Schrader tritt zum Jahreswechsel Vorstandsmitglied Alexander Birken an. Was sich unter seiner Ägide ändern werde, verriet Birken nicht. In jedem Fall, so Birken, wünsche er sich, dass die Otto-Gruppe nicht von der Digitalisierung getrieben, sondern, im Gegenteil, die Digitalisierung vorantreiben werde. Wie das praktisch aussehen soll, werde sich im kommenden Jahr zeigen.