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Ozeanversauerung
Kalkalgen liefern wichtige Daten

Wie wirkt sich die Ozeanversauerung auf die Meeresbewohner aus? Dieser Frage geht ein Forscherteam am Kieler GEOMAR nach. Besonders im Blick haben sie dabei sogenannte Kalkalgen. Denn aus diesen können die Forscher wichtige Schlüsse für das gesamte Ökosystem Meer ziehen.

Von Christine Westerhaus | 11.07.2016
    Das undatierte Handout zeigt Morphotypen der Kalkalge Emiliania huxleyi mit unterschiedlichem Kalzifizierungsgrad.
    Das undatierte Handout zeigt Morphotypen der Kalkalge Emiliania huxleyi mit unterschiedlichem Kalzifizierungsgrad. (picture-alliance / dpa/ Alfred-Wegener-Institut)
    Eine kleine Forschergruppe fährt hinaus zu den Mesokosmen. Schon von Weitem erkennt man die überdachten Plastikschläuche an ihren orangefarbenen Befestigungspfeilern.
    In die langen Schläuche, etwa zwei Meter im Durchmesser, haben die Forscher 55 Kubikmeter Meerwasser samt den darin lebenden Organismen eingesperrt. In die Hälfte der Mesokosmen pumpen die Forscher zusätzliches Kohlendioxid, um damit die Ozeanversauerung zu simulieren.
    Die übrigen dienen der Kontrolle.
    Mit ihren Experimenten wollen die Wissenschaftler herausfinden, wie sich die Lebensgemeinschaften in den Meeren verändern, wenn das Wasser saurer wird.
    "Jetzt fahren wir gerade auf Mesokosmos 8 zu und an dem legen wir gleich an. Bisschen ranziehen noch und dann können wir den Motor ausmachen. Jetzt sehen wir den Mesokosmos von ganz nah, und hier wollte ich ein bisschen was erklären."
    Die Biologen vertäuen ihr Boot an den orangenen Befestigungspfeilern und beginnen, ihre Proben zu sammeln.
    Einer der Forscher löst einen Wasserschöpfer aus seiner Verankerung und lässt ihn an einem Seil in den Mesokosmos hinuntergleiten.
    "Wir lassen den jetzt ganz langsam auf Tiefe, weil da ein Drucksensor dran ist der merkt, auf welcher Tiefe er sich befindet."
    Kalkalgen besonders betroffen
    In den Proben messen die Forscher den Nährstoffgehalt des Wassers und untersuchen die darin lebenden Organismen. Dabei interessieren sie sich besonders für die Kalkalge Emiliania huxleyi. Sie bildet eine Schale aus Kalk und gilt daher als besonders anfällig, erklärt Experimentleiter Ulf Riebesell vom GEOMAR in Kiel.
    "Wir haben sie ursprünglich ins Labor geholt, weil sie natürlich als Kalkbildner besonders anfällig ist gegenüber Ozeanversauerung. Alle Kalkbildner, auch die Kalkalgen sind wahrscheinlich besonders betroffen von der Ozeanversauerung.
    Zudem ist Emiliania huxleyi eine global vertretene und für Stoffkreisläufe sehr wichtige Art. Auch für Nahrungsnetze wichtige Art."
    Schnellerer Klimawandel durch Ozeanversauerung?
    Einzellige Kalkalgen wie Emiliania huxleyi sind eine wichtige Nahrungsquelle für andere Meeresbewohner. Zudem haben sie eine wichtige Funktion als Kohlenstoffsenke im Ozean.
    Sie binden den aus der Luft in das Wasser eingetragenen Kohlenstoff und transportieren ihn in die Tiefe, wenn sie absterben. Damit entziehen sie dem Stoffkreislauf Kohlenstoff. Sollte die Ozeanversauerung Emiliania huxleyi das Leben schwer machen, könnte weniger Kohlenstoff im Sediment gespeichert werden. Und das wiederum würde den Klimawandel weiter vorantreiben.