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Paketbombenserie in den USA
Trump greift nach Bombenfunden Medien an

Paketbomben, die an Kritiker von Präsident Donald Trump geschickt wurden, schocken die USA. Trump fordert daraufhin mehr Harmonie, teilt aber gleichzeitig wieder in Richtung der Medien aus. New Yorks Gouverneur Cuomo spricht von Terror, der einen hausgemachten, amerikanischen Hintergrund habe.

Von Georg Schwarte | 25.10.2018
    USA, Southaven: Donald Trump, Präsident der USA, spricht auf einer Kundgebung in der Landers Center Arena. Er klatscht in die Hände und verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. Im Hintergrund sitzen Anhänger.
    Trump hatte einen Republikaner öffentlich dafür gelobt, einen Journalisten niedergeschlagen zu haben (dpa/Evan Vucci)
    Im ganzen Land suchen FBI, Secret Service und Antiterroreinheiten nach dem Täter, da steht Präsident Trump auf einer Wahlkampfbühne. Jeder Akt politischer Gewalt ruft er, sei ein Angriff auf die Demokratie selbst.
    Am Morgen zuvor eine Eilmeldung nach der nächsten. Paketbomben an die Clintons, an Obama, an den Fernsehsender CNN. In New York evakuieren sie das Time Warner Center. Die Bombe, die Experten sprechen von einer Rohrbombe, die hätte töten können, entschärft. Präsident Trump erwähnt die Bombendrohungen gegen Politiker, die Paketbombe an CNN erwähnt er nicht.
    Trump und der zivilere Ton
    Im Gegenteil. Um das Land zu befrieden, sagt Trump, hätten die Medien auch eine Verantwortung. "Die müssen einen zivileren Ton anschlagen und endlich mit den negativen Berichten und oft falschen Beschuldigungen aufhören. Sie müssen damit aufhören."
    Die republikanischen Anhänger jubeln. Trump sagt, Politiker sollten aufhören, Gegner mit historischen Verbrechern gleichzusetzen und Gegnern die moralische Integrität abzusprechen. Noch ist völlig unklar, wer hinter den Paketbombensendungen steckt. Alle Bomben wurden entschärft, Experten hoffen, durch die intakten Pakete schnell Spuren, Fingerabdrücke, durch die Bauweise Hinweise auf die Täterschaft zu erhalten.
    Aber in New York, wo drei der sechs Bombenpakete deponiert wurden, rufen der Bürgermeister und der Gouverneur Cuomo vor allem auch den Präsidenten auf, Hass und Hetze zu beenden: "Wir sind so hasserfüllt geworden, so wütend, dass unsere Politik an dem Punkt ist, wo die Leute sich gegenseitig verletzen wollen."
    Demokraten sprechen von Terrorakt
    Gouverneur Cuomo, für ihn sind die Paketbomben an Obama, die Clintons, den Sender CNN, die demokratische Abgeordnete Maxime Waters, eine ausgesprochene Trump-Kritikerin, die der Präsident Trump zuletzt als eine "low IQ person", eine dumpfe Frau verhöhnt hatte, die Bomben, Früchte des Zorns einer bösen Rhetorik. Und die habe Folgen, so Cuomo.
    Bürgermeister de Blasio spricht von einem Terrorakt. Gouverneur Cuomo davon, dass es zum ersten Mal Terror sei, der keinen internationalen, sondern einen hausgemachten amerikanischen Hintergrund habe. Politischer Terror entstanden und genährt durch Hass auf politische Gegner im eigenen Land: Ein neues, noch beängstigenderes Kapitel, sagt er.
    Es gibt weder Bekennerschreiben noch ein wirkliches Motiv. Alle Bomben aber scheinen ähnlicher Bauart, alle Adressaten liberale Sender, wie der Trump kritische Fernsehsender CNN oder demokratische Politiker und Anhänger, wie der Multimilliardär George Soros, der bereits am Montag ebenfalls eine Paketbombe erhielt, die von dem Täter offenbar per Hand in den Briefkasten zugestellt worden war. Trump selbst sprach nicht von einem Terrorakt. Knapp zwei Wochen vor den Kongresswahlen hält Amerika den Atem an. Während Präsident Trump, der zuletzt einen Republikaner öffentlich dafür lobte, einen Journalisten niedergeschlagen zu haben, sagt, man wolle, dass alle Seiten in Frieden und Harmonie zusammenkämen. Es sei möglich, sagt der Präsident.