Jubiläums-Festival in den USA geplant

Wirbel um neues Woodstock

04:40 Minuten
Jimi Hendrix steht mit Gitarre auf einer Bühne und trägt bunte Kleidung und ein Stirnband.
Der Rockmusiker Jimi Hendrix war einer der vielen Stars, die 1969 in Woodstock auftraten. © picture alliance / Abramorama / courtesy Everett Collection |
Michael Naumann im Gespräch mit Korbinian Frenzel  · 30.04.2019
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Die Idee nach 50 Jahren, das Woodstock-Festival neu aufzulegen, stößt bei dem Publizisten Michael Naumann auf Skepsis. Er relativierte den Mythos des legendären Konzerts und sagte, dass es heute längst viele andere wunderbare Festivals gebe.
Trotz des Rückzugs des größten Sponsors soll eine Neuauflage des legendären Woodstock-Festivals vor 50 Jahren stattfinden, versichern die Organisatoren. Der Sponsor hatte an dem Gelingen Zweifel und deshalb wieder abgesagt. Insgesamt sollten mehr als 80 Künstler, darunter Miley Cirus und The Black Keys, auf drei Hauptbühnen Mitte August in Watkins Glen im US-Bundesstaat New York auftreten.

Es war eine Schlammschlacht

"Es war ein phantastisches Open-Air-Konzert, das leider verregnet ist", erinnerte unser Studiogast, der frühere Staatsminister für Kultur, Michael Naumann, im Deutschlandfunk Kultur an das eigentliche Woodstock-Festival. In den Filmen über das Großereignis, das 1969 mit geschätzten 400.000 Besuchern als Höhepunkt der Hippie-Bewegung galt, würden natürlich nur die schönsten Momente zusammen kommen. "Es war eine Schlammschlacht sondergleichen", relativierte Naumann den Mythos. Damals waren in der Nähe der Kleinstadt Bethel, rund 150 Kilometer nordwestlich von New York, Jimi Hendrix, Janis Joplin und The Who aufgetreten.
Michael Naumann, Publizist und Ex-Kulturstaatsminister
Michael Naumann (SPD) war von 1998 bis 2001 Kulturstaatsminister© Deutschlandradio / Manfred Hilling
Woodstock sei ein wunderbares Fest gewesen, aber es gebe heute längst andere wunderbare Festivals, sagte Naumann. "Man muss nicht so tun, als ob dort gewissermaßen die Epiphanie (Erscheinung) der westlichen Kultur, eine Art Jesus in der Gestalt von "Grateful Dead" oder anderen, erschienen sei." Das werde völlig übertrieben. "Aber es war schön", sagte Naumann, der Zeitzeuge ist, aber selbst nicht dort war.

Permanente Wiederbelebung

Woodstock werde permanent wiederbelebt, sagte der Publizist. Erst kürzlich habe es ein Konzert von Beyoncé gegeben, das den Kritiken nach sensationell gewesen sein soll. "Woodstock war ein Startschuss gewissermaßen, aber durchaus wiederholbar, unter anderem Namen, anderem Titel, anderen Bands."
Über die Jahrtausende gebe es einen Kanon von Kunstwerken, die sich bewährt hätten, sagte Naumannn. "Dazu zähle ich selbstverständlich auch die Musik der 60er Jahre, die Stones, die Beatles". Aber es gebe auch Bands, die leider vergessen worden seien, wie "The Paul Butterfield Blues Band", die keiner mehr höre. "Sensationeller, weißer Blues aus Chicago."
(gem)

Michael Naumann, geboren 1941 in Köthen, war er in seinem Leben schon vieles: Als Redakteur der Wochenzeitung "Die Zeit" gründete er das "Zeit Magazin" mit. Er war Verleger im Rowohlt-Verlag, von 1998 bis 2001 Kulturstaatsminister und kandidierte 2008 für die SPD für das Bürgermeisteramt in Hamburg. Seit 2012 arbeitet der Publizist Michael Naumann als Gründungsdirektor der Barenboim-Said Akademie in Berlin an der Verständigung zwischen Musikern aus dem arabischen Raum und Israel.

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