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Pakistan
Schwere Ausschreitungen bei Protesten gegen die Regierung

In Pakistan haben sich die Regierungsgegner und die Polizei schwere Zusammenstöße in der Hauptstadt Islamabad geliefert. Den Demonstranten gelang es, die Sicherheitskräfte zurückzudrängen und auf die Residenz von Ministerpräsident Nawaz Sharif vorzurücken.

01.09.2014
    Demonstranten unddie Polizei stehen sich in Islamabad gegenüber
    Demonstranten unddie Polizei stehen sich in Islamabad gegenüber (afp / Farooq Naeem)
    Einige der rund 3.000 Protestteilnehmer warfen rund einen Kilometer vor der Residenz des Premierministers Steine auf die Beamten und schlugen mit den Knüppeln auf Motorräder ein. Die Polizei setzte Tränengas ein, starker Regen machte es jedoch nahezu wirkungslos. Es war unklar, ob Sharif sich in seinem Haus aufhielt.
    Rund 1.000 Demonstranten stürmten zudem den staatlichen Fernsehsender PTV in Islamabad. Sie hätten die PTV-Angestellten als Geiseln genommen, sagte Verteidigungsminister Khawaja Asif. Kurz darauf schaltete sich die Armee ein und vertrieb die Demonstranten wieder aus dem Gebäude. Der Sendebetrieb wurde vorübergehend unterbrochen.
    #Pakistan state TV has been pulled off air. This is what PTV looks like now. #Islamabad pic.twitter.com/T0KT1iCCAK— Shaista Aziz (@shaistaAziz) 1. September 2014
    Ein Nachrichtensprecher hatte kurz zuvor noch die Stürmung des Gebäudes vermeldet und erklärt, dass Mitarbeiter des Senders zusammengeschlagen würden. Später ging der staatliche Kanal wieder auf Sendung. Es wurden Bilder gezeigt, auf denen Soldaten und Angehöriger einer paramilitärischen Einheit Demonstranten aus dem Gebäude führten.
    Tote und Verletzte schon am Wochenende
    Die Proteste waren im August ausgebrochen. Am Samstag waren bei Ausschreitungen mindestens drei Menschen getötet und Hunderte verletzt worden, als 25.000 Demonstranten auf die Straßen gingen. Anführer der Demonstranten sind der ehemalige Kricket-Star Imran Khan und der Kleriker Tahir ul-Qadri.
    Die Prosteste werden vom früheren Kricketstar Imran Khan angeführt
    Die Prosteste werden vom früheren Kricketstar Imran Khan angeführt (afp / Aamir Qureshi)
    Sie werfen Sharif vor, im vergangenen Jahr beim ersten demokratischen Machtwechsel Pakistans nur durch Wahlfälschung gesiegt zu haben und fordern seinen Rücktritt. Dies hat Sharif jedoch abgelehnt.
    Armee will "Sicherheit gewährleisten"
    Premierminister Nawaz Sharif wird Wahlfälschung vorgeworfen
    Premierminister Nawaz Sharif wird Wahlfälschung vorgeworfen (afp / Prakash)
    Das mächtige Militär hatte am Sonntagabend nach einer Sitzung im Armee-Hauptquartier zu einer politischen Lösung des Konflikts aufgerufen, "ohne Zeit zu verschwenden und ohne Gewalt anzuwenden". Weiter hieß es in der Mitteilung: "Die Armee bleibt ihrer Rolle verpflichtet, die Sicherheit des Staates zu gewährleisten." Die eskalierende Gewalt hat Sorge vor einem Eingreifen des Militärs geschürt, das in der Vergangenheit bereits häufiger geputscht hat.