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"Papas Kino ist tot"

Neue Freiheiten für den neuen deutschen Spielfilm, so lautete eine der Forderungen des "Oberhausener Manifests". 1962 unterzeichneten es 26 junge Regisseure und Produzenten, darunter Peter Schamoni, Boris von Borresholm und Alexander Kluge.

Von Franziska Rattei | 25.04.2012
    Boris von Borresholm: "Was wir heute zeigen auf der Leinwand, das sind alles nur Wiederholungen von Leitmotiven, die in Jahren oder Jahrzehnten sogar dem Publikum eingetrichtert worden sind, und von dem unsere Produzenten und Verleiher heute glauben, dass sie immer noch gültig sind."

    Filmausschnitt "Sissi":

    "Ich geh gleich wieder. Ich hab nur so Sehnsucht nach dir gehabt. Und dann wollte ich dich noch fragen, ob du mich überhaupt noch magst.
    Hmhm, gar nicht mehr.
    Und warum nicht?"

    Peter Schamoni: ""Wir wollen neben dem Film, der für das große Publikum notwendig ist, wollen wir für eine Minderheit die Filme machen, die wir für notwendig halten."

    Filmausschnitt "Abschied von gestern":

    "Sie behaupten nach Aktenlage, Ihre Großeltern seien 1938 geschädigt worden."
    "Ja."
    "Sie sind also Jüdin."
    "Jawohl"."

    Boris von Borresholm: ""Wir sind selbst Menschen unserer Zeit, und wir kennen die Probleme unserer Zeit. Wir wünschen nur, dass diese Probleme auch endlich einmal in der Sprache des Filmes auf die Leinwand kommen."

    Peter Schamoni: "Papas Kino ist tot."

    Alexander Kluge: "Wir erklären unseren Anspruch, den neuen deutschen Spielfilm zu schaffen. Dieser neue Film braucht neue Freiheiten."

    Filmausschnitt "Porträt einer Bewährung" (Regie: Alexander Kluge 1968):
    "6 Uhr 30 Wecken, 7 Uhr Nachrichten, 7 Uhr 20 Sührlinstraße, Einsteinstraße. Hinter dem Brot und der Bastion Friedenstraße, Hauptmann-Lüper-Straße."

    Alexander Kluge: "Freiheit von den branchenüblichen Konventionen. Freiheit von der Beeinflussung durch kommerzielle Partner. Freiheit von der Bevormundung durch Interessengruppen."

    Alexander Kluge: "Die Oberhausener Gruppe ist nach den Filmfestspielen in Oberhausen genannt. Sie ist ein Zusammenschluss von 26 jungen Regisseuren und Produzenten – ausgelöst durch die Krise der deutschen Filmindustrie."

    Bodo Blüthner: "Wir glauben. dass aber der Film in Deutschland – wie in anderen Ländern, in Italien und Frankreich zum Beispiel – ein Teil des kulturellen nationalen Ausdrucks sein sollte und dementsprechend Unterstützung verdient."

    Bodo Blüthner: "Ich glaube, der Film den wir den neuen Film nennen, wäre ein Film, der auch nach dem Kinobesuch auf den Zuschauer fortwirken kann."

    Alexander Kluge: "Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen."