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Papst in der Türkei
Franziskus wirbt für Religionsfreiheit

Papst Franziskus hat zum Auftakt seiner Türkeireise die Bedeutung der Religions- und Meinungsfreiheit betont. Wenn den Bürgern beides garantiert sei, rege das Freundschaften an und sei ein Zeichen des Friedens, sagte er bei einem Treffen mit Staatspräsident Erdogan.

28.11.2014
    Der türkische Staatspräsident Erdogan beim Empfang von Papst Franziskus in Ankara.
    Der türkische Staatspräsident Erdogan hat in Ankara Papst Franziskus empfangen. (picture alliance / dpa / Filippo Monteforte)
    Zwischen den Regionen dürfe es vonseiten des Staates keine unterschiedliche Behandlung geben, sagte Franziskus. Es sei wichtig, "dass die muslimischen, jüdischen und christlichen Bürger - sowohl in den gesetzlichen Bestimmungen, wie auch in ihrer tatsächlichen Durchführung - die gleichen Rechte genießen und die gleichen Pflichten übernehmen", sagte er in Ankara. Die Türkei unter dem ehemaligen Minister- und heutigem Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan stand zuletzt häufiger in der Kritik, weil Erdogan in Korruptionsvorwürfe verwickelt ist und hart mit seinen Gegnern ins Gericht geht.
    Erdogan äußerte sich im Anschluss an das Gespräch mit Franziskus besorgt über eine wachsende Islamfeindlichkeit in westlichen Ländern. Menschen würden den Islam mit Gewalt, Intoleranz und Terrorismus gleichsetzen. Er hoffe deswegen auf ein Zeichen des Friedens von Franziskus, um dem entgegenzuwirken, sagte er.
    Dank für Aufnahme von Flüchtlingen
    Franziskus und Erdogan berieten auch über den Vormarsch der radikalen Miliz Islamischer Staat und die Flüchtlingsströme aus Ländern wie Syrien und dem Irak. "Hunderttausende Menschen wurden gezwungen, ihre Häuser und ihre Heimat zu verlassen, um das eigene Leben zu retten und ihrem eigenen Glauben treu zu bleiben", so Franziskus. Er dankte der Türkei für die Aufnahme Hunderttausender Flüchtlinge und sprach sich für einen "starken gemeinsamen Einsatz" gegen die Terrorgruppe aus - allerdings nicht nur mit militärischen Mitteln: "Es ist erforderlich, dem Fanatismus und dem Fundamentalismus die Solidarität aller Glaubenden entgegenzusetzen."
    In Ankara hatte der Papst zunächst einen Kranz am Mausoleum des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk niedergelegt, bevor er vom türkischen Staatspräsidenten Erdogan in dessen neu gebautem Amtssitz empfangen wurde. Das Gebäude ist umstritten; Kritiker beklagen zum einen hohe Baukosten von rund 500 Millionen Euro und zum anderen, dass der Palast trotz eines gerichtlich angeordneten Verbots in einem Naturschutzgebiet gebaut wurde. Die regierungskritische Architektenkammer in Ankara hatte gehofft, dass der für seine Bescheidenheit bekannte Papst deswegen von einem Empfang im Palast absehen würde.
    Morgen reist der Papst weiter nach Istanbul, wo er unter anderem die Blaue Moschee besuchen und auf den griechisch-orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. treffen wird. Am Sonntagabend wird Franziskus zurück in Rom erwartet. Zuletzt hatte Papst Benedikt vor acht Jahren die Türkei besucht.
    (pr/stf)