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Paralympics
Grüne fordern Fernbleiben der Bundesregierung

Nach Sotschi fahren oder nicht? Diese Frage steht nun für die Mitglieder der Bundesregierung im Raum, die Deutschland bei den paralympischen Spielen in Russland repräsentieren sollen.

Von Katharina Hamberger | 05.03.2014
    Das Emblem der 11. Paralympics am 5. März 2014 vor blauweißem Himmel über dem russischen Sotschi.
    Die Paralympics finden in Sotschi statt - 500 Kilometer Luftlinie von der Halbinsel Krim. (dpa/Alexey Filippov/RIA Novosti)
    Bisher ist noch geplant, dass Verena Bentele, Behindertenbauftragte der Bundesregierung, Innen-Staatssekretär Ole Schröder und Gabriele Lösekrug-Möller, Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales nach Sotschi reisen. Dieser Plan steht nach wie vor, bestätigten heute das Innenministerium und das Sozialministerium:
    "Wir sind angesichts der aktuellen Lage im engen Austausch mit dem Auswärtigen Amt, um dann letztendlich zu entscheiden, ob und wie diese Reise stattfinden kann", sagte Marina Küchen, Sprecherin des Sozialministeriums heute in Berlin.
    Von Seiten der Grünen gibt es bereits die Forderung, die Mitglieder der Bundesregierung sollten den paralympischen Spielen fern bleiben – dabei gehe es jedoch nicht darum, dass man den Paralympics keinen Respekt entgegenbringen will:
    "Sondern es geht darum, dass man angesichts der dramatischen Situation in der Ukraine, angesichts der militärischen und völkerrechtsverletzenden Intervention auf der Krim, nicht die Kulisse abgeben will für Herrn Putin in Sotschi. Und mir tun übrigens auch sehr, sehr leid, die Sportlerinnen und Sportler, die sich extrem vorbereitet haben, die sich natürlich freuen auf die Paralympics, dass man sie zu einer Art Kulisse werden lässt", sagte Claudia Roth, Bundestagsvizepräsidentin und Grünen-Politikerin unserem Hauptstadtstudio.
    Wichtig wäre eine gemeinsame Haltung der EU hinsichtlich der Teilnahme offizieller Regierungsvertreter an den Paralympics zu finden, meinte der SPD-Menschenrechtsexperte Bernd Mützenich in der Frankfurter Rundschau.
    Sollten die deutschen Regierungsmitglieder nicht fahren, wären sie nicht die einzigen. So haben unter anderem die USA, Großbritannien, Österreich und die Niederlande angekündigt, keine offiziellen Vertreter zu den Spielen schicken zu wollen.
    Die deutschen Sportler sind bereits in Sotschi angekommen. Sie seien jedoch mit großer Sorge hingefahren, sagte der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes DBS, Julius Beucher der deutschen Presseagentur. Ein Boykott der Sportler mache jedoch nur Sinn, wenn er von vielen gemacht werden würde. Er setze auf die Einsicht Putins und den Respekt vor dem Olympischen Eid. "Mit einem Boykott würden wir unseren Sportlern, die vier Jahre auf Sotschi hingearbeitet haben, eine große Chance nehmen", sagte der DBS-Präsident.
    Ob die Bundesregierung die Paralympischen Spiele boykottiert, müsse sie selbst entscheiden, sagte der Vizepräsident des DBS und Chef de Mission in Sotschi, Karl Quade unserem Hauptstadtstudio. Jedoch, so Quade:
    "Die kommen ja nicht hierhin, die Vertreter der Bundesregierung, um jetzt bezügliches dieses Konflikts auf der Krim zu demonstrieren. Sondern die kommen her und besuchen die Mannschaft. Und für die Mannschaft ist es eine Auszeichnung, wenn die Vertreter der Bundesregierung hier sind. Aus meiner Sicht wird der Sport, glaub ich, da auch viel zu hoch bewertet, wenns um die Lösung dieser Konflikte geht. Der Sport ist da ein kleines Licht gegenüber der großen Politik. Und diese Konflikte muss man innerhalb der Politik lösen. Den Sport dann vorzuschieben, das halte ich für bedenklich."
    Sotschi liegt weniger als 500 Kilometer Luftlinie von der Halbinsel Krim entfernt.