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Paralympics
Russische Triumphtour

Als Vorbereitung auf die Paralympics in Sotschi hat Russland kräftig in den Behindertensport investiert. Auch nach den Winterspielen dürfen sich die Sieger über Geld- und Sachprämien freuen. Fraglich ist jedoch, ob der Behindertensport auch über die Winterspiele hinaus unterstützt werden wird.

Von Ronny Blaschke | 14.03.2014
    Die Weltspiele des Behindertensports in Sotschi gehen auf ihr Ende zu. Gastgeber Russland räumt bei seiner heimischen Paralympics-Premiere eine Medaille nach der anderen ab. Die Sportler erhalten eine staatliche Förderung, von der ihre Konkurrenten nur träumen können.
    Noch nie hat ein paralympischer Gastgeber so viel in Wintersportarten investiert wie Russland. Die Mehrheit der 69 russischen Teilnehmer kann sich auf Sport konzentrieren - ihre Kosten trägt der Staat. Für eine Goldmedaille erhalten sie die gleiche Prämie wie ihre olympischen Kollegen: vier Millionen Rubel, also 80.000 Euro. Dazu dürfen sie sich auf Wohnungen, Autos und Sonderzahlungen der Heimatregionen freuen.
    Talentscouts eingesetzt
    Jahrzehnte hatten behinderte Sportler in Russland keine Anlaufstellen, das Paralympische Komitee wurde 1995 gegründet. Mit Blick auf die Olympia-Bewerbung wurden tausende junge Menschen mit einer Behinderung von Talentspähern begutachtet, auch der Kreis der privaten Förderer wuchs: Ein Telekommunikations-Unternehmen zahlte Bildungsreisen des Schlittenhockeyteams in die USA und Kanada. Der milliardenschwere Unternehmer Michail Prochorow finanzierte eine Trainingsstätte der Biathleten.
    Die entscheidenden Fäden hält der Sportminister Witali Mutko zusammen, der auch Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees ist. Der Behindertensport nimmt in seinem Ressort einen bescheidenen Platz ein, und doch reichen die Anstrengungen, um die Paralympier dominieren zu lassen. Im Skilanglauf der stehenden Klasse nahmen sechs Männer am Sprintfinale teil – alle sechs kamen aus Russland.
    Großes Medienereignis
    Das Staatsfernsehen bietet zum ersten Mal eine Live-Berichterstattung der Paralympics an, insgesamt 180 Stunden auf drei Kanälen. Immer wieder hatte Präsident Putin zur besten Sendezeit gefordert, dass alle Russen die Paralympics in den Medien verfolgen sollen. Zudem schwärmte er von einem neuen Wachstum: In 26 Regionen sollen Sportschulen für behinderte Jugendliche erweitert werden. Ob durch die Förderung des Spitzensports auch ein paralympischer Breitensport entsteht, bleibt abzuwarten.