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Parasiten
Bettwanzen können Krankheiten übertragen

Wer von Bettwanzen heimgesucht wurde, konnte sich bislang damit trösten, dass diese Insekten nur allergische Reaktionen auslösten. Krankheiten - so lautet die gängige Lehrmeinung - haben sie nicht im Gepäck. Das hat sich jetzt als Irrtum herausgestellt.

Von Joachim Budde | 26.11.2014
    Ein Glasbehälter mit Bettwanzen
    Ein Glasbehälter mit Bettwanzen (AFP / Stan Honda)
    Lange Zeit galten Bettwanzen lediglich als lästig: Sie saugen Blut, hinterlassen juckende Quaddeln und sind schwer wieder loszuwerden. Jetzt haben Forscher der Universität von Pennsylvania diese Lehrmeinung widerlegt. Sie hätten einen ersten Erreger gefunden, den Bettwanzen übertragen können, sagt der Epidemiologe Dr. Michael Levy. Und nicht irgendeinen:
    "Bettwanzen können Trypanosoma cruzi übertragen, den Erreger der Chagas-Krankheit. Wir dürfen sie nicht länger nur als Quälgeister behandeln. Sie sind gefährlich und ein Gesundheitsproblem."
    Bislang wusste man nur, dass Raubwanzen - entfernte Verwandte der Bettwanzen mit ähnlichem Lebensstil - den Krankheitserreger übertragen können.
    "Chagas ist eine tödliche Krankheit. Millionen Menschen sind davon betroffen. Der Erreger ist ein Parasit, der in die Muskelzellen etwa des Herzens eindringt und sie schädigt. Besonders gefährlich daran: Die Krankheit bleibt Jahrzehnte verborgen. Der Parasit kann sich also weit verbreiten, ehe ein einziger Fall im Krankenhaus auftaucht."
    Krankheit vor allen in Lateinamerika verbreitet
    Chagas ist vor allem in Lateinamerika ein Problem. In seinem Labor in der peruanischen Stadt Arequipa hat Michael Levy Mäuse mit Trypanosoma cruzi infiziert und beobachtet, dass sich Bettwanzen bei den kranken Mäusen anstecken konnten. Und diese Bettwanzen konnten ihrerseits wiederum Mäuse mit dem Parasiten infizieren.
    Das Besondere an Trypanosoma cruzi ist, dass er nicht über den Speichel übertragen wird, wie etwa Malaria oder Dengue.
    "Der Parasit gelangt in den Körper, wenn eine Wanze auf die Haut kotet und der Wirt den Kot in die Bisswunde kratzt. Es besteht kein Zweifel: Wenn er die Haut einer Maus passieren kann, dann auch die Haut eines Menschen."
    Bettwanzen resistent gegen viele Gifte
    In Peru haben die Gesundheitsbehörden große Anstrengungen unternommen, die eigentlichen Überträger, die Raubwanzen, zurückzudrängen. Doch vor ein paar Jahren sind Bettwanzen in dem Land aufgetaucht. Sie sind viel schwieriger loszuwerden, weil viele Bettwanzenstämme gegen gängige Insektengifte resistent geworden sind.
    "Wenn sich jetzt Bettwanzen ausbreiten und den Erreger übertragen würden, wäre das ein Desaster. Es würde den Kampf gegen Chagas um Jahrzehnte zurückwerfen."
    Michael Levy vermutet, dass Bettwanzen noch mehr Krankheiten übertragen können.
    "Man hat Bettwanzen vergeblich auf etwa 50 Krankheitserreger überprüft. Chagas ist also die Einundfünfzigste. Es gibt unendlich viele Viren, Bakterien und Parasiten, die Menschen krank machen können."
    Darum fordert Michael Levy mehr Forschung. Damit man weiß, welche Gefahren von den Quälgeistern wirklich ausgehen.