Donnerstag, 18. April 2024

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Parkinson
Sprechtraining und Bewegung verbessern die Prognose

Um die Auswirkungen der Krankheit zu reduzieren, sollten Parkinsonpatienten regelmäßig ihre Beweglichkeit trainieren. Aber auch Sprechübungen sind sinnvoll, um die flüssige Artikulation aufrecht zu erhalten. Eine O-Ton-Reportage aus der Kölner Uni-Klinik.

Von Barbara Weber | 15.12.2015
    "Guten Morgen, ich grüße Sie! Vielen Dank, dass Sie gekommen sind."
    Prof. Lars Timmermann, Oberarzt an der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Köln, begrüßt seinen Patienten.
    Arzt: "Wie geht es Ihnen heute Morgen?"
    Patient: "Heute Morgen geht es mir eigentlich ganz gut!"
    Arzt: "Wie war die Beweglichkeit in den letzten Tagen und Wochen bei Ihnen?"
    Patient: "Leider registriere ich eine Verschlechterung bei mir, weil ich durch viele Umstände bedingt meine sportlichen zusätzlichen Aktivitäten habe einstellen müssen. Das heißt, ich habe "nur" noch meine Krankengymnastik drei Mal die Woche und merke, dass ich starrer, steifer geworden bin."
    Krankengymnastik hilft
    Arzt: "Das kennen wir ja leider bei ganz vielen Patienten. In der Vergangenheit, Sie erinnern sich, war das immer so, wenn Sie weniger trainiert haben, trotz gleicher Pillen wurde es schlechter. Ich glaube, das ist schon noch etwas, wo Sie gute Hoffnung umgekehrt wieder haben, wenn Sie wieder anfangen mit dem Training, dass es dann wieder auch besser wird."
    Patient: "Ja."
    Arzt: "Was macht die Stimmung im Moment?"
    Patient: "Das ist nicht konstant. Es macht manchmal traurig, aber generalisierend bin ich, glaube ich, guter Dinge, sagen wir es mal so."
    Arzt: "Okay, und Gedächtnis und Konzentration? Merken Sie irgendwelche Veränderungen? Wir haben uns ja zuletzt vor einem halben Jahr gesehen. Irgendetwas im letzten halben Jahr, was Ihnen neu aufgefallen ist?"
    Patient: "Nein, absolut nein."
    Arzt: "Wunderbar, sehr gut, prima. Nochmal zu Ihren täglichen Übungen, Sie wissen ja, dass mir das immer sehr wichtig ist. Im Moment haben Sie drei Mal die Woche Physiotherapie. Ist das richtig?"
    Patient: "Ja."
    Arzt: "Sie haben ja in der Vergangenheit immer sehr gut auch an Sprache und Sprechen geübt. Haben Sie Logopädie im Moment?"
    Patient: "In der LSVT-Variante."
    Arzt: "Ja, wunderbar."
    Die beste Methode: "Think loud, shout loud, speak loud"
    Arzt: "Ja, ich glaube auch, dass es für viele Patienten, die auch noch beruflich so eingebunden sind wie Sie, viel bringt. Und es ist die einzige Therapie für Sprache und Sprechen, die nach wissenschaftlichen Kriterien deutlich zeigt, dass sie einen anhaltenden guten Effekt hat. Das ist eine Sprach- und Sprechtherapie aus den USA, die es ermöglicht, über den einfachen Gedanken "think loud, shout loud, speak loud", über Lautstärke zu einer besseren Sprach- und Sprechmodulation zu kommen, zu einer verbesserten Mimik und sogar die Lebensqualität."
    Patient: "Ich möchte hier eine Lanze brechen für dieses LSVT, weil es mir sehr viel gebracht hat."
    Arzt: "Medikation kommen Sie soweit zurecht?"
    Ja, der Patient nimmt seine Arzneimittel regelmäßig. Nur die Abendtablette für die gute Beweglichkeit in der Nacht vergisst er manchmal. Kein Problem, meint Prof. Timmermann.
    "Umgekehrt, wenn Sie bei Freunden eingeladen sind oder Sie gehen aus, dürfen Sie gerne natürlich, weil die letzte ja um 19 Uhr ist, nochmal zum Beispiel um 23 Uhr eine Tablette nehmen, eh Sie sagen, ich kann auf der Hochzeit nicht mehr tanzen. Da haben Sie auch von mir die bewusste Flexibilität, auf Ihren Alltag zu reagieren. Das ist völlig in Ordnung. Insgesamt muss man einfach sagen, haben Sie wahrscheinlich eine gutartige Variante. Und das Entscheidende, was Sie dazu beitragen, dass Sie neben den regelmäßigen Tabletteneinnahmen einfach ganz aktiv sind für Sprache, Sprechen und Bewegung. Und das ist insgesamt wie der Münchhausen, der sich am Schopf aus dem Sumpf zieht, tatsächlich das Wichtigste, und das machen Sie. Und deswegen bin ich auch der festen Überzeugung, obschon wir die Erkrankung nicht heilen können, dass Sie auch eine gute langfristige Prognose haben."