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Parteitag der Republikaner
Ted Cruz sorgt für Eklat

Auch am dritten Tag des Parteitags der US-Republikaner kam es zu unerwarteten Spannungen: Senator Ted Cruz verweigerte in seiner Rede Donald Trump die Unterstützung. Im Saal kam es zu tumultartigen Szenen. Cruz hatte sich selbst um die Kandidatur bemüht, war Trump in den Vorwahlen aber unterlegen. 

21.07.2016
    Ted Cruz, Senator von Texas, spricht beim Parteitag der Republikaner in Cleveland.
    Ted Cruz beim Parteitag der Republikaner in Cleveland (Timothy A. CLARY / AFP)
    Cruz rief die Republikaner auf, im November frei nach ihrem Gewissen zu wählen. "Stimmt für den Kandidaten, dem ihr vertraut, dass er unsere Freiheiten verteidigen und die Verfassung respektieren wird", sagte der ultrakonservative Senator. Ohne Trump beim Namen zu nennen, warf Cruz dem Immobilienmogul mangelnde Prinzipienfestigkeit vor: "Wir verdienen Führer, die für Prinzipien stehen, die uns alle auf der Grundlage gemeinsamer Werte vereinen, die Liebe an die Stelle der Wut setzen."
    Trump: "Kein großes Ding"
    Trump-Anhänger buhten den Texaner daraufhin aus. Die Spannungen im Saal wurden noch dadurch verschärft, dass Trump ausgerechnet zum Ende der Cruz-Rede den Saal betrat und seine Anhänger begrüßte. Der Trump-Gegner Ken Cuccinelli eskortierte Cruz' Ehefrau aus der Arena, weil er Angst um ihre Sicherheit hatte, wie er der Nachrichtenagentur Reuters sagte.
    Trump gab sich gelassen: Das sei kein großes Ding, erklärte er über Twitter. Der Kandidat erklärte, er habe Cruz' Manuskript für die Parteitagsrede zwei Stunden vor dem Auftritt gesehen, "ihn aber trotzdem reden lassen".
    Mitarbeiter von Cruz erläuterten, der Senator aus Texas habe Trump schon am Montag wissen lassen, dass er keine Empfehlung für ihn abgeben werde.
    Allerdings kreidete Trump Cruz an, dass dieser ein Versprechen gebrochen habe: Alle Kandidaten hätten während der Vorwahlen zugesagt, den letztlich gekürten Kandidaten mitzutragen.
    Cruz und Trump waren sich im Laufe der Vorwahlen mehrfach scharf angegangen. Trump ist für viele Republikaner ein rotes Tuch und alles andere als der Wunschkandidat, mit dem sie gerne in die Wahl im November ziehen wollen. Letztendlich scheiterten aber alle Versuche, ihn doch noch zu auszubremsen. Am Dienstag hatte die klare Mehrheit der Delegierten Trump offiziell nominiert. Diesen Donnerstag soll er zum Abschluss des Parteitags seine große Rede halten und die Kandidatur feierlich annehmen.
    Pence als Vizepräsidentschaftskandidat nominiert
    Am Abend wurde außerdem Gouverneur Mike Pence offiziell als Kandidat für die Vizepräsidentschaft nominiert. In seiner Rede bewarb er den Geschäftsmann als charismatisch und unbeugsam. Mit Trump hätten die Republikaner einen Präsidentschaftskandidaten nominiert, der weder aufgebe noch zurückweiche, sagte Pence. Der Immobilienmogul sei ein unabhängiger Geist. In der Geschäftswelt habe es Trump soweit gebracht wie möglich, habe dabei aber niemals amerikanische Arbeiter im Stich gelassen.
    Gewaltsame Auseinandersetzung zwischen Trump-Anhängern und Polizei
    Der Parteitag war schon zuvor durch Pannen und Proteste geprägt gewesen. So stellte sich heraus, dass Teile der Rede von Trumps Ehefrau Melania von der Präsidentengattin Michelle Obama stammten. Trumps Wahlkampfteam hatte das Plagiat zunächst geleugnet, es wurde dann aber von Melania Trumps Redenschreiberin eingeräumt. Zudem war die Versammlung gleich zu Beginn am Montag durch lautstarke Proteste von innerparteilichen Trump-Gegnern gestört worden, die vergeblich auf eine Änderung der Regeln für die Nominierung gedrängt hatten. Nach den Regeln waren die meisten Delegierten an die Ergebnisse der Vorwahlen gebunden. Am Mittwoch kam es dann zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Trump-Gegnern und der Polizei. Zwei Beamte wurden nach Polizeiangaben verletzt, 18 Menschen festgenommen. Die Konfrontation war ausgebrochen, nachdem ein Demonstrant versucht hatte, eine US-Fahne anzuzünden.
    (cvo/ach)