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Parteitag der Südwest-CDU
Krönungsmesse für Guido Wolf

Die CDU Baden-Württemberg will auf ihrem Parteitag in Ulm Landtagspräsident Guido Wolf zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Jahr 2016 küren. Der bei der Kampfkandidatur unterlegene Bundes-Unionsvize Thomas Strobl übt den Schulterschluss - trotz der offenkundiger Verletzungen.

Von Michael Brandt | 24.01.2015
    Thomas Strobl (l.), der Landesvorsitzende der CDU Baden-Württemberg spricht am 24.01.2015 in Ulm (Baden-Württemberg) beim Landesparteitag mit dem Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2016, Guido Wolf (r).
    Wollen auf dem Ulmer Parteitag geschlossen auftreten: Guido Wolf (r.), Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2016, und der unterlegene Thomas Strobl (picture alliance / dpa / Bernd Weißbrod)
    Angela Merkel musste zwar absagen, aber dennoch gibt sich die CDU Baden-Württemberg alle Mühe, diese Landesparteitag in Ulm zu einer Art Krönungsmesse für den designierten Spitzenkandidat Guido Wolf zu machen. Viele, die sonst auch mal einen Parteitag auslassen, sind gekommen, EU-Kommissar Günter Oettinger zum Beispiel, Bundestagsfraktionschef Volker Kauder, die frühere Umweltministerin und heutige Chefin der GIZ, Tanja Gönner.
    Es geht, so Landesparteichef Thomas Strobl, um die Landtagswahl im März 2016: "Baden-Württemberg braucht den Wechsel. Unsere Heimat, sie wird unter Wert regiert. Und deshalb geht es bei dieser Landtagswahl um eine Richtungsentscheidung."
    Strobl ist der Verlierer des Mitgliederentscheids der Partei. Der Landesparteichef und gut vernetzte Bundestagsabgeordnete wollte selbst als Spitzenkandidat Winfried Kretschmann antreten, hat dann aber unerwartet deutlich gegen den überregional kaum bekannten Landtagspräsidenten Guido Wolf verloren. Nach der Entscheidung Anfang Dezember hatte Strobl Wolf auch das Amt des Parteivorsitzenden zur Verfügung gestellt, doch dieser hatte Strobl gebeten, im Amt zu bleiben. Jetzt über er den Schulterschluss mit Guido Wolf: "Einig und geschlossen. Wir alle kämpfen gemeinsam. Dieses Land braucht den Wechsel. Dieses Land braucht den Ministerpräsidenten Guido Wolf."
    Strobl: "Muslime sind ein Teil Deutschlands"
    Neben heftiger Kritik an der Landesregierung in der Rede von Strobl nur ein politisches Thema: Kritik an islamistischem Terrorismus nach den Anschlägen in Paris, harte Worte gegen Gotteskämpfer aus dem eigenen Land, aber auch die klare Ansage, dass diese nur eine winzige Minderheit der Muslime in Deutschland und Baden-Württemberg darstellten. Diese, so Thomas Strobl: "Sie sind ein Teil Deutschlands. Und ich sage sehr bewusst: Sie sind eine Bereicherung für unser Deutschland."
    Damit stellte er sich hinter eine entsprechende Formulierung von Bundeskanzlerin Merkel und gegen Fraktionschef Kauder, der betont hatte, dass der Islam in Deutschland keine kulturprägende Kraft sei.
    "Danke, Thomas Strobl"
    Auf der Parteitagsbühne saß Strobl demonstrativ neben Wolf, trotz offenkundiger Verletzungen während des Wahlkampfes um die Spitzenkandidatur im vergangenen Herbst, demonstrierten sie nun auch ein gutes persönliches Verhältnis. Guido Wolf: "Wir hatten das gemeinsame Ziel: Am Ende dieses Wettbewerbs steht unsere Partei im Mittelpunkt. Wir haben die Verantwortung, keinen Scherbenhaufen zu hinterlassen. Das ist uns gelungen, und dafür danke ich dir, lieber Thomas Strobl, von ganzem Herzen. Danke, Thomas Strobl."
    Derzeit hält Guido Wolf seine Kandidatenrede, nach der die rund 300 Delegierten den Mitgliederentscheid formal bestätigen sollen. Daran, dass sich die Parteibasis anschließend hinter Wolf stellt, gibt es kaum einen Zweifel. Ein Ergebnis von weniger als 95 Prozent wäre verwunderlich und daher am Ende auch eine Schwächung des Bildes der Geschlossenheit, das hier heute erzeugt werden soll. Am Dienstag will er sich dann in der Landtagsfraktion zum Fraktionschef und Oppositionsführer wählen lassen. Auch daran gibt es derzeit kaum Zweifel.