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Parteitag in Hamburg
Kramp-Karrenbauer neue CDU-Vorsitzende

Annegret Kramp-Karrenbauer wurde auf dem Parteitag mit 51,75 Prozent zur neuen CDU-Vorsitzenden gewählt. Zuvor hatte sie mit ihrer Rede die Delegierten im Saal mitgerissen und gezielt Attacken gesetzt - gegen jene, die sie als matte Kopie der Kanzlerin kritisierten.

Von Stephan Detjen | 08.12.2018
    Annegret Kramp-Karrenbauer winkt auf dem Parteitag den Delegierten zu, neben ihr applaudiert Angela Merkel
    Annegret Kramp-Karrenbauer folgt auf Angela Merkel als CDU-Vorsitzende. Mut zu Erneuerung, Profilierung, Leistung waren das Leitmotiv ihrer Rede auf dem Parteitag. (AFP)
    Daniel Günther: "Auf Friedrich Merz entfielen 482 Stimmen."
    Die Anhänger von Annegret Kramp Karrenbauer springen von den Stühlen.
    "Das sind 48,25 Prozent der Stimmen. Und auf Annegret Kramp-Karrenbauer entfielen 517 Stimmen. Das sind 51,75 Prozent. Damit ist sie zur neuen Parteivorsitzenden der CDU gewählt."
    Tränen bei Kramp-Karrenbauer
    Kramp-Karrenbauer schlägt die Hände vors Gesicht, muss sich die Tränen aus den Augen wischen. Auf der anderen Seite des Saales inmitten der nordrhein-westfälischen Delegierten sitzt ein erstarrter Friedrich Merz. Seine Frau Charlotte beugt sich zu ihm. Ein Kuss auf die Wange. Wenig später steht Merz noch einmal auf der Bühne, nachdem die neue Vorsitzende ihre beiden Kontrahenten zu sich gerufen hat.
    "Wie Jens Spahn gesagt hat, wir waren in den letzten Wochen wie so eine Art Rockband. Wir sind quer durch die Partei gezogen."
    Viele hatten vorhergesagt, Friedrich Merz werde den Saal mit seinen überlegenen rhetorischen Fähigkeiten rocken. Doch wenn an diesem Tag eine Rede den Ausschlag gegeben hat, dann die von Annegret Kramp-Karrenbauer.
    "Aber letzten Endes ist es die Antwort auf die Frage, ob wir den Mut haben, unsere Komfortzone zu verlassen. Ob wir den Mut haben, aus dem Man-müsste, Man-könnte, Man-sollte, das Wir-Machen zu formen. Das Wir-Machen, auf das die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes warten. Sie wollen, dass wir es tun. Sie wollen, sie wollen nicht, dass wir darüber diskutieren."
    Im entscheidenden Moment ihrer Karriere gelingt es der Saarländerin, den Saal in Hamburg mitzureißen. Mut zu Erneuerung, Profilierung, Leistung ist das Leitmotiv ihrer Rede. Gezielt setzt sie zugleich die Attacken gegen jene in der eigenen Partei und den Medien, die sie als matte Kopie der Kanzlerin kritisierten.
    "Ein nicht so kluger Kommentator hat gesagt, entweder trifft die CDU eine bestimmte Wahl oder sie wählt den Untergang. Ich kann sagen, egal wer nachher hier gewinnen wird, keiner von uns drei Kandidaten wird der Untergang für diese Partei sein. Aber wenn wir uns auf diese Debatte einlassen, das ist der Untergang für die CDU."
    Merz konnte nicht die Mehrheit der Deligierten überzeugen
    Und: deutlicher als Merz zeigt sich Kramp-Karrenbauer – ähnlich wie bei Ihrer Wahl zu Generalsekretärin im Februar - als diejenige, die von einem unbedingten Willen zur Macht angetrieben ist:
    "Ich sage euch, wir können das. Wir wollen das und wir werden das. Wenn das auch eure Antwort ist, dann lasst es uns zusammentun. Vielen Dank."
    Friedrich Merz dagegen hat zuvor selbst viele eigene Anhänger enttäuscht. Lange blieb seine Rede staatstragend, außenpolitisch orientiert, so als wäre er schon, was er erst werden will: Bundeskanzler. Es dauert zu lange, bis er das parteipolitische Profil zeigt, nach dem sich seine Anhänger sehnen.
    "Deshalb meine ich und sage ich, wir brauchen einen Strategiewechsel im Umgang mit den Themen. Im Umgang mit unseren politischen Wettbewerbern und vor allem in der Kommunikation mit den Menschen in unserem Land."