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Paul Auster in Berlin
"Das Leben ist unendlich unsicher"

Paul Auster ist einer der Weltstars der Gegenwartsliteratur, ein gleichermaßen innovativer wie politisch engagierter Schriftsteller. In Berlin hat er seinen neuen Roman "4 3 2 1" vorgestellt und den Abend mit einer Warnung beendet.

Von Marie Kaiser | 14.03.2017
    Der US-Autor Paul Auster während einer Pressekonferenz in Spanien (März 2006).
    Der US-Autor Paul Auster. (picture alliance/epa/J.l. Cereijido)
    Was wäre, wenn? Diese Frage beschäftigt Paul Auster, seit er mit 14 Jahren bei einem Gewitter im Sommercamp miterleben musste, wie ein Junge direkt neben ihm vom Blitz getroffen wurde und sofort starb. Während er ein paar Zentimeter daneben überlebte.
    "Von einem Moment auf den anderen habe ich den festen Boden unter den Füßen verloren – ich habe verstanden, dass das Leben unendlich unsicher ist und jedem, zu jeder Zeit alles Mögliche passieren kann."
    Auster erzählt immer noch bewegt von dem Erlebnis
    Eine Erfahrung von der Paul Auster – mittlerweile 70 Jahre alt - gestern Abend in Berlin noch immer mit bewegter Stimme berichtete und ein Erlebnis, das den Kern seines neuen Romans ausmacht. In "4 3 2 1" erzählt Auster vier verschiedene Varianten des Lebens von Archie Fergueson.
    Die grundlegenden Dinge bleiben gleich: Fergueson hat dieselben Gene, dieselben Eltern – aber dann mischt sich die Musik des Zufalls ein. Kleine Details, die darüber entscheiden, ob sein Vater reich wird, Pleite geht oder früh stirbt.
    "Ich habe kein Buch geschrieben, in dem der eine Fergueson Astronaut wird, der andere Soldat und einer ein Entdecker im Dschungel. Sie sind alle ähnlich und doch zutiefst verschieden."
    Alle vier Versionen von Archie Ferguson sind wie Auster im Jahr 1947 in Newark geboren, alle vier teilen seine Begeisterung fürs Schreiben.
    Der Abend endet mit einer Warnung
    Dass die USA mit Donald Trump jetzt einen Präsidenten haben, der von sich sagt, er könne den Geruch von Büchern nicht ausstehen – auch darüber redet Paul Auster bei der Deutschland-Premiere von "4 3 2 1", wenn auch widerwillig.
    "Ich weiß nicht, ob ich über diese groteske Figur sprechen möchte, die jetzt das Weiße Haus bewohnt."
    Doch dann endet der Abend doch mit einer Warnung:
    "Wir laufen Gefahr, die guten Dinge in diesem Land zu verlieren. Denn trotz all der Fehler und Probleme, ist es immer noch ein außerordentlich interessanter Ort, an dem wir leben wollen und den wir lieben, auch wenn wir ihn verändern wollen."
    Als Autor fühle Paul Auster sich nicht berufen, kritische Artikel über Trump zu schreiben. Er sieht sich in der Pflicht, als Präsident für die amerikanische Sektion des Schriftstellerverbands PEN zu kandidieren – um für Meinungs- und Pressefreiheit zu kämpfen. Werte, die nach Paul Austers Überzeugung durch Donald Trump in großer Gefahr sind.