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PC und Laptop am Ende?
Smartphones und Tablets verändern den Hardware-Markt

Das Büro in der Firma verliert an Bedeutung. Schließlich kann ja auch im Zug oder Flugzeug gearbeitet werden - mit Smartphone oder Tablet. Doch noch ist die viel beschworene Nach-PC-Ära nicht erreicht und der gute alte Desktop-Rechner keineswegs abgeschrieben.

Von Achim Killer | 13.06.2015
    Ein Smartphone liegt auf einer PC-Tastatur
    Trotz allgegenwärtiger Smartphones wird wohl auch der klassische PC vorerst ein wichtiges Endgerät bleiben. (Foto: Jan-Martin Altgeld )
    Ashley Kramer ist ein digitaler Nomade, von Beruf Journalist. Zusammen mit seiner Frau reist er um die Welt, arbeitet unterwegs und berichtet darüber auf dem Blog "Discern My Life":
    "Ich arbeite gerne smart, nicht hart. Ich hasse Verwaltung, Papier und all diesen Unsinn. Von Anfang an haben wir unser Geschäft so beweglich wie möglich organisiert. Wir arbeiten im wesentlichen papierlos. Alles wird elektronisch und in der Cloud erledigt."
    "Man benötigt auf jeden Fall noch Tastatur und Maus"
    Das digitale Nomadentum ist die extremste Veränderung, die die Arbeitswelt durch das mobile Internet erfährt: Wissensarbeiter ziehen mit ihrem tragbaren Equipment den Jobs hinterher, oder sie kümmern sich im Gegenteil überhaupt nicht darum, wo diese Jobs anfallen, sondern erledigen Aufträge stattdessen da, wo es ihnen gerade gefällt. Beides betrifft derzeit nur Minderheiten. Aber das mobile Internet verändert auch ganz gewöhnliche Arbeitsplätze. Das Büro in der Firma verliert an Bedeutung. Gearbeitet werden kann auch im Home-Office oder während der Dienstreise im Zug oder Flugzeug mit Laptop und Tablet. Diese tragbaren Geräte bilden eine Voraussetzung für die Veränderungen. Eine andere ist die Umorganisation der Unternehmens-IT, sagt Ranjit Atwal, Research Director beim Marktforschungsunternehmen Gartner:
    "Der Trend geht wieder in Richtung Zentralisierung. Künftig werden wahrscheinlich weniger Programme auf dem Endgerät laufen, sondern stattdessen virtualisiert und auf jedes Gerät, das man verwenden möchte, überspielt. Arbeitsräume und die Ausstattung werden gemeinsam genutzt. Sie werden flexibel in dem Sinn, dass jeder sie mit jeder Art von Endgerät benutzen kann."
    Also etwa mit Smartphone und Tablet. Aber auch der PC bleibe ein wichtiges Endgerät, ist sich Ranjit Atwal sicher:
    "Man benötigt auf jeden Fall noch Tastatur und Maus. Vor allem, wenn man eine gewisse Menge Schreibarbeit zu erledigen hat, kommt man um diese Eingabemöglichkeiten nicht herum."
    Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der privaten IT-Nutzung, wie eine Untersuchung der Initiative D21 für Deutschland zeigt. Demnach besaßen im vergangenen Jahr zwar mehr Befragte ein Smartphone als einen Desktop-PC. Es gibt mittlerweile genauso viele Smartphone- wie Laptop-Besitzer. Und der Anteil der Tablet-Eigner hat sich in jüngster Zeit pro Jahr mindestens verdoppelt.
    47 Prozent betreiben daheim Online-Banking und nur neun Prozent mobil
    Aber entscheidende Dienste wie Mail, Online-Shopping oder Internet-Telefonie nutzen die Anwender lieber von zu Hause aus über Festnetz als unterwegs über Smartphone und Tablet. Ein Beispiel: 47 Prozent betreiben daheim Online-Banking und nur neun Prozent mobil. Und weltweit ist die in jüngster Zeit oft beschworene Nach-PC-Ära, in der mehr Tablets als Desktops und Laptops abgesetzt werden, bislang ausgeblieben. Weit über 300 Millionen PCs sind im vergangenen Jahr verkauft worden und 227 Millionen Tablets. Ein Hersteller von Desktop- und Laptop-Rechnern hat sogar vom Boom bei Smartphones und Tablets profitiert: Apple. Der Gartner-Konkurrent IDC führt den iPhone- und iPad-Konzern seit Ende vergangenen Jahres erstmals unter den fünf großen PC-Anbietern - nach Branchenschwergewichten wie HP und Lenovo. Daten für Mobilgeräte müssen gesichert und synchronisiert werden. Und viele Nutzer wählen dafür einen Rechner vom selben Hersteller. Für 2016 prognostiziert Gartner wieder ein Wachstum bei den PC-Verkäufen. Und Ranjit Atwal verneint die Frage, ob Tablets Laptops und Desktops in absehbarer Zeit verdrängen werden:
    "Nein. Tablets haben einige Notebook-PCs ersetzt. Das hat aber Desktop-Rechner nicht betroffen. Da waren die Verkaufszahlen ohnehin schon rückläufig, bevor Tablets aufkamen, weil wer keinen Desktop wollte, zu einem Notebook wechselte. Und jetzt wechseln, die die kein Notebook wollen, zu einem Tablet."