"Silent Service" am Theater Freiburg

Zwänge und Überforderung im Krankenhaus

Das Ensemble vom Stück "Silent Service" am Theater Freiburg
Das Ensemble vom Stück "Silent Service" am Theater Freiburg. © Foto: Rainer Muranyi
Sascha Flocken und Hannah Ganter im Gespräch mit André Mumot · 24.11.2018
Was spielt sich wirklich in Pflegeheimen und Krankenhäusern ab? In ihrem Stück "Silent Service" des Jungen Theaters Freiburg zeigen Auszubildende welchen Spaß sie manchmal haben, aber auch wie zu enge Zeitpläne und zu wenig Möglichkeiten sie überfordern.
Über den Tod, auch über Krankheiten redet man oft auf Theaterbühnen – da werden mit großen Worten die letzten metaphysischen Fragen durchdiskutiert. Was sich in Krankenhäusern oder Pflegheimen in der Wirklichkeit abspielt aber, sieht man doch eher selten im Theater. Und der Alltag von denjenigen, die in Pflegeberufen arbeiten, wird auch nicht gerade häufig zum Thema gemacht. Das Junge Theater Freiburg lenkt nun genau darauf seinen Fokus und bringt in "Silent Service" neun Auszubildende der Akademie für Medizinische Berufe Freiburg auf die Bühne.
Eine davon, Hannah Ganter, berichtet im Rang 1-Gespräch zusammen mit Regisseur Sascha Flocken über die Arbeit an dem Projekt:
"Mir ging’s so, dass jetzt innerhalb dieser Proben mit der Gruppe etwas entstanden ist – dass man sich verbunden gefühlt hat... weil man sich in so vielen Geschichten der Kollegen wiederfindet und wirklich spürt, dass wir alle irgendwie im selben Boot sitzen und auch alle zusammen so viele verschiedene Dinge erzählen können. Und das dann nach außen zu tragen, macht total viel Spaß, und es ist auch schön, wenn man dann sieht, dass es wertgeschätzt wird und Leute interessiert und dass das Theater da auch wirklich mit uns dran gearbeitet hat."

"Sie wollen etwas über ihren Beruf erzählen"

Regisseur Sascha Flocken, der bereits verschiedene partizipative Projekte mit nicht professionellen Darstellerinnen und Darstellern aufgezogen hat, ist von den Proben begeistert.
"Das habe ich selten erlebt, dass die Spielerinnen und Spieler so angstfrei miteinander umgehen und aufeinander zugehen und gleichzeitig so eine Professionalität an den Tag legen… Sie sind, glaube ich, nicht immer unbedingt von Beginn an dabei gewesen, weil sie Theater spielen wollen, sondern weil sie etwas über ihren Beruf erzählen wollen und diesen auch verändern wollen. Das merkt man total in der Arbeit und das ist auch ein ganz großes Geschenk."
Es sei auch darum gegangen, die positiven Aspekte des Berufes aufzuzeigen, trotzdem sei die Überforderung durch zu enge Zeitpläne und zu wenig Möglichkeiten, sich um Patienten angemessen zu kümmern, schnell zum Thema geworden. Sascha Flocken weist deshalb auf die schwierige Situation der Auszubildenden hin:
"Und dieses Dilemma, in dem sie sich befinden, also einen Beruf auszuüben, den sie lieben, und gleichzeitig zu wissen, dass er sie eventuell aber auch fertigmachen wird, das fand ich eine erhellende Einsicht. Und ich glaube, da ist die Gesellschaft auf jeden Fall aufgerufen, etwas zu tun – denn, es ist einfach total wertvoll, was wir da haben."

Weitere Informationen zum Stück "Silent Service" finden Sie auf der Homepage.

Mehr zum Thema