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Pegida-Studie
"Wir sollten begreifen, dass Pegida und AfD dasselbe sind"

Studierende der Universität Dresden haben 368 Teilnehmer einer Pegida-Demonstration zu ihren Ansichten befragt. Das Ergebnis: 80 Prozent würden AfD wählen, 19 Prozent sind rechtsradikal. Viele Studierende wurden während der Demonstration angepöbelt, jeder Fünfte berichtete von körperlichen Übergriffen.

25.02.2016
    Teilnehmer einer Kundgebung der fremden- und islamfeindlichen Pegida haben sich am Königsufer in Dresden versammelt.
    Teilnehmer einer Kundgebung der fremden- und islamfeindlichen Pegida in Dresden. (Hendrik Schmidt, dpa picture-alliance)
    Die Studierenden hatten die Teilnehmer einer Pegida-Demonstration im Januar befragt. Dabei haben sie Antworten von 368 Menschen erhalten, viele andere wollten sich nicht äußern, wie Deutschlandfunk-Korrespondent Bastian Brandau berichtete. Willkommen waren sie dort offenbar nicht: 67 Prozent der Studierenden wurden nach eigenen Angaben angepöbelt, 22 Prozent berichteten von körperlichen Übergriffen.
    Der Dresdner Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt, der die Umfrage vorstellte, sieht leichte Radikalisierungstendenzen bei Pegida - allerdings nicht zum Rechtsradikalismus, weil 74 Prozent der Befragten die Demokratie weiterhin für vorteilhaft hielten, berichtete Brandau. "Aber man muss wissen, dass der rechte Rand sich oft weigert, zu antworten", betonte der Sachsen-Korrespondent. Aus den Antworten der Demonstrations-Teilnehmer schließt Patzelt den Angaben zufolge, dass 19 Prozent rechtsradikal seien und von denen sechs Prozent rechtsextrem.
    Patzelt umstrittener Pegida-Experte
    Patzelt sagte zudem: "Wir sollten begreifen, dass Pegida und AfD dasselbe sind." Das schloss er daraus, dass 80 Prozent der Befragten die rechtspopulistische AfD wählen würden. Wie Brandau weiter berichtete, verknüpfte Patzelt die Ergebnisse mit politischen Forderungen: So müsse die CDU den rechten Rand integrieren und die Grenzen müssten geschlossen werden.
    Der Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt
    Der Dresdner Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt ist umstritten. (picture alliance/dpa/Arno Burgi)
    Der Dresdner Politikwissenschaftler ist wegen seiner Haltung zu Pegida umstritten. Im vergangenen Jahr hatte es Proteste aus den Reihen der Technischen Universität Dresden gegeben. Der Vorwurf damals: Patzelt analysiere Pegida nicht nur, sondern sympathisiere mit der Bewegung. Er verharmlose das Auftreten, die Ziele und das Vorgehen der islamfeindlichen Protestler.
    Andere Studien zur Pegida-Bewegung
    Mehrere Politikwissenschaftler aus ganz Deutschland beschäftigten sich in den vergangenen Monaten mit Pegida. Zuletzt veröffentlichten die Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer, Maik Herold und Steven Schäller eine Studie mit der Fragestellung "Wer geht zu PEGIDA und warum?".
    Auch sie befragten Teilnehmer der Demonstrationen und kamen unter anderem zu dem Ergebnis, dass ein Drittel der Interviewten grundlegende Ressentiments insbesondere gegenüber muslimischen Zuwanderern und Asylbewerbern zeigte.
    (hba/fwa)