Donnerstag, 18. April 2024

Archiv


Pendlerin zwischen den Welten

Pop, Folk, Singer-Songwriter-Genre - es fällt schwer, die Musik von Sarah Blasko einzuordnen. Mit "I Awake" legt die 36 Jahre alte Australierin nun schon ihr fünftes Soloalbum vor. Unter den zwölf Stücken ist auch eine Arbeit mit dem Bulgarian Symphony Orchestra.

Von Tim Hannes Schauen | 09.04.2013
    Abends ein Auftritt in der Harald-Schmidt-Show, morgens das ARD-Morgenmagazin: Jetzt kämpft Sarah Blasko mit der Kaffeemaschine in ihrem Kölner Hotelzimmer – aber auch das bekommt die 36-jährige Australierin wie beiläufig hin: Es läuft gut für Sarah Blasko.

    Mit "I Awake" legt Sarah Blasko nun schon ihr fünftes Soloalbum vor. In ihrer Heimat Australien ist die 36-Jährige enorm populär, trotz oder gerade wegen der sympathischen Sperrigkeit ihrer Musik, die mit den Zuschreibungen zum Pop, Folk oder dem Singer-Songwriter-Genre nur unzureichend umfasst wird. Ihre Karriere begann Blasko als Teil einer Band, doch sie merkte schnell, dass sie fürs Band-Musizieren nicht gemacht ist.

    "In der Band war ich nur eine kurze Zeit. Ich kann das nicht: immer diese Kompromisse. Ich arbeite zwar gerne mit anderen Musikern zusammen, aber meine eigenen musikalischen Visionen sind mir wichtiger. Es ist wirklich schwierig, verschiedene Geschmäcker überein zu bekommen, eine gemeinsame Ästhetik zu entwickeln, so dass sich alle Beteiligten wohlfühlen. Also Solokünstlerin habe ich die nötige Freiheit. Dennoch live und im Studio spiele ich seit Jahren mit denselben Musikern."

    Erfolgreich, zielstrebig und unbeirrt - wenn das fertige Album auch so wirken mag: Ihr Job als Sängerin und Songschreiberin sei aber doch harte Arbeit.

    "Am Anfang habe ich immer ein bisschen mit dem Material zu kämpfen. Ich brauche einfach eine Weile, um beim Songschreiben herauszufinden, wohin die Reise geht. Anfangs tappe ich im Dunkeln, doch nach und nach kristallisiert sich heraus, inwiefern sich das neue Album vom vorherigen unterscheiden wird. Als ich das Stück Bury This auf der Ukulele komponierte, hatte ich schon die Idee, das auch mit einem Orchester einzuspielen. Ich freute mich schon beim Schreiben darauf, in dem Song einerseits eine Ukulele zu hören, andererseits dieses große Orchester. Dadurch steht schließlich das Album in einem gewissen Kontrast: Es hat diese Intimität, ist zugleich aber auch grandios."

    "Die Arbeit mit dem Bulgarischen Symphonie Orchester war ein verrückter Traum. Den habe ich schon lange mit mir herumgetragen. Vor vielleicht fünf Jahren habe ich einen Artikel über dieses Orchester gelesen, und das hat meine Fantasie angeregt. Außerdem: Es gibt aufseiten meines Vaters irgendein uraltes bulgarisches Erbe."

    Geschrieben in England, wo Blasko in den vergangenen Jahren lebte, größtenteils aufgenommen in Stockholm, dann noch das bulgarische Orchester: "I Awake" zieht hinein in den musikalischen Kosmos akustischer Landschaften und teilweise biografischer Texte. Die zwölf Stücke erinnern gesanglich teilweise an Suzanne Vega, dort wo Standtoms den Schlagzeugrhythmus dominieren hier und dort an Tom Waits. Über schönen aber auch eigenwilligen Melodien und tiefen Songstrukturen schwebt gelegentlich das Drama der Streicher, stets aber übernimmt die starke Stimme der Sängerin die Führung.

    "Ich habe mir eine E-Gitarre gekauft und ein Verzerrerpedal. Mal sehen, wie das geht und ob ich das nicht schon mal live einsetzen kann."