Deutscher Filmpreis

Goldene Lola für Romy-Schneider-Drama

Enge Freunde: Robert Lebeck (Charly Hübner) gelingen berührende Aufnahmen von Romy Schneider (Marie Bäumer), Szenenbild aus "3 Tage in Quiberon" von Emily Atef
Favoritin von Anfang an: Marie Bäumer im Film "3Tage in Quiberon" gewinnt eine Lola © © 2018 Prokino Filmverleih GmbH
27.04.2018
"Drei Tage in Quiberon" ist der große Gewinner der Verleihung des Deutschen Filmpreises. Der Film über ein Interview der deutschen Film-Legende Romy Schneider wurde unter anderem mit Lolas für den besten Film, die beste Hauptdarstellerin und die beste Regie geehrt.
Das Romy-Schneider-Drama "Drei Tage in Quiberon" ist der große Sieger beim 68. Deutschen Filmpreis. Der Film von Emily Atef erhielt die Goldene Lola als bester Film sowie sechs weitere Trophäen. Silber ging an das NSU-Drama "Aus dem Nichts" von Fatih Akin und Bronze an "Western" von Valeska Grisebach.
In Reaktion auf die Auszeichnung sagte Marie Bäumer, die die Lola als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle der Romy Schneider bekam: "Ich bin so glücklich, ich freue mich unglaublich." Für sie sei mit diesem Film die Leidenschaft für das Kino noch einmal neu entfacht worden. Die Lola für die beste weibliche Nebenrolle erhielt die Österreicherin Birgit Minichmayr, die Romys Freundin Hilde in Emily Atef Film spielt.
Der Romy-Schneider-Film war mit zehn Nominierungen der große Favorit des Abends. Regisseurin Atef selbst erhielt die Lola für die beste Regie. Für die beste männliche Nebenrolle wurde Robert Gwisdek ausgezeichnet, der in dem Film den "Stern"-Reporter Michael Jürgs spielt. Atefs Film erhielt auch die Preise für die beste Filmmusik sowie für die beste Kamera/Bildgestaltung.

Film und die Auszeichnung als Wiedergutmachung

Deutschlandfunk-Kultur-Filmkritiker Patrick Wellinski sieht in der gleich mehrfachen Auszeichnung des Films eine Art Wiedergutmachung: "Wenn man sich vorstellt, wie die Filmgeschichte mit Romy Schneider umgegangen ist, gerade die deutsche, dann wird klar: Hier gibt es so einiges wieder gut zu machen. Und dieser Film versucht ja, diese Wunden, die es damals gab, weil sie immer wieder nur Sissi war, zu ergünden, sie zu visualisieren."

Lola an Darsteller Fank Rogowski für "In den Gängen"

Die Lola als bester Schauspieler erhielt Franz Rogowski. Der 32-Jährige wurde für seine Rolle in der Liebesgeschichte "In den Gängen" geehrt. In dem Film von Thomas Stuber spielt er einen jungen Angestellten in einem Großmarkt, der sich in eine Kollegin verliebt.

Die Lola für das beste Drehbuch bekamen Regisseur Fatih Akin und sein Co-Autor Hark Bohm für das NSU-Drama "Aus dem Nichts". Bohm selbst wurde als Lola-Ehrenpreisträger ausgezeichnet. Der 78-jährige Regisseur, Schauspieler und Autor ("Nordsee ist Mordsee") erhielt den Preis für seine herausragenden Verdienste um den deutschen Film. Im Deutschlandfunk Kultur sagte Bohm, seine Filme hätten immer einen politischen oder gesellschaftlichen Bezug gehabt: "'Nordsee ist Mordsee' war ganz bewusst auch eine Geschichte zwischen einem Ausländer – also einem, der nicht dazu gehörte – und einem deutschen Jungen, der ihn nicht in seiner Gang haben wollte. Insofern war auch das indirekt auch ein politischer Film."
Die Lola für den besten Kinderfilm ging an "Amelie rennt". In dem Film von Tobias Wiemann geht es um ein asthmakrankes Mädchen aus Berlin, das in den Alpen neue Kraft und Orientierung für sein Leben erhält. Als bester Dokumentarfilm wurde "Beuys» von Andres Veiel über den Künstler Joseph Beuys (1921-1986) gekürt.
Drei Lolas in Nebenkategorien heimste "Manifesto" von Julian Rosefeldt ein, der Kinofilm zu der Museumsinstallaton "Manifesto", in der der Berliner Künstler sechzig Künstlermanifeste ins Scheinwerferlicht gestellt hatte. "Manifesto" wurde für bestes Szenenbild, bestes Kostümbild und bestes Maskenbild ausgezeichnet.

Die undotierte Lola für den "besucherstärksten deutschen Film des Jahres" ging an Autor und Regisseur Bora Dagtekin für die Komödie "Fack ju Göhte 3". Mehr als sechs Millionen Besucher haben bisher den Film gesehen.

Die Lolas sind vergeben - Anna Wollner berichtete in "Studio 9" von der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2018.
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Das große Gefühl im deutschen Film - In "Vollbild" sprach unsere Filmredakteurin Susanne Burg mit der Filmkritikerin Anke Leweke über die Lolas 2018.
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Die Gewinner im Überblick:
Bester Spielfilm (Gold) (500.000 Euro): "Drei Tage in Quiberon" von Emily Atef
Bester Spielfilm (Silber) (425.000 Euro): "Aus dem Nichts" von Fatih Akin
Bester Spielfilm (Bronze) (375.000 Euro): "Western" von Valeska Grisebach
Bester Kinderfilm (250.000 Euro): "Amelie rennt" von Tobias Wiemann
Bester Dokumentarfilm (200.000 Euro): "Beuys" von Andres Veiel
Beste weiblich Hauptrolle (10.000 Euro): Marie Bäumer ("Drei Tage in Quiberon")
Beste männliche Hauptrolle (10.000 Euro): Franz Rogowski ("In den Gängen")
Beste weibliche Nebenrolle (10.000 Euro): Birgit Minichmayr ("Drei Tage in Quiberon")
Beste männliche Nebenrolle (10.000 Euro): Robert Gwisdek ("Drei Tage in Quiberon")
Beste Regie (10.000 Euro): Emily Atef ("Drei Tage in Quiberon")
Bestes Drehbuch (10.000 Euro): Fatih Akin, Hark Bohm ("Aus dem Nichts")
Beste Kamera/Bildgestaltung (10.000 Euro): Thomas W. Kiennast ("Drei Tage in Quiberon")
Bester Schnitt (10.000 Euro): Stephan Krumbiegel, Olaf Voigtländer ("Beuys")
Beste Musik (10.000 Euro): Christoph M. Kaiser, Julian Maas ("Drei Tage in Quiberon")
Bestes Szenenbild (10.000 Euro): Erwin Prib ("Manifesto")
Bestes Kostümbild (10.000 Euro): Bina Daigeler ("Manifesto")
Bestes Maskenbild (10.000 Euro): Morag Ross, Massimo Gattabrusi ("Manifesto")
Beste Tongestaltung (10.000 Euro): Eric Devulder, André Bendocchi-Alves, Martin Steyer ("Der Hauptmann")
Besucherstärkster Film des Jahres (undotiert): "Fack ju Göhte 3" von Bora Dagtekin
Ehrenpreis (undotiert): Hark Bohm
(jde/mf/sru)
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