Zum Tod des Fotografen Chris Killip

"Ein Humanist mit tiefer Empathie"

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Chris Killip steht bei einer Ausstellung seiner Arbeiten im Folkwang-Museum in Essen vor zwei seiner Fotografien und erzählt über ihre Entstehung.
Der englische Fotograf Chris Killip bei einer Werkschau im Museum Folkwang in Essen. © imago-images / Michael Kneffel
Ute Eskildsen im Gespräch mit Gabi Wuttke · 14.10.2020
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Weltweit bekannt wurde Chris Killip durch Fotografien des Lebens englischer Arbeiter in der Thatcher-Ära. "Sein Werk basiert auf einem tiefen Respekt für den Menschen“, sagt die Fotografin Ute Eskildsen. Nun ist Killip ist mit 74 Jahren gestorben.
Im Alter von 74 Jahren ist der britische Fotograf Chris Killip gestorben. Die Deutsche Gesellschaft für Photographie wollte ihn dieses Jahr mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis für sein Lebenswerk ehren. Nun soll er posthum ausgezeichnet werden. Killip wurde weltweit bekannt durch seine düsteren aber empathischen Darstellungen des Lebens der nordenglischen Arbeiterklasse in den 1980er-Jahren der Thatcher-Ära.
2012 zeigte das Essener Museum Folkwang eine große Killip-Werkschau. Damals leitet Ute Eskildsen die Fotografische Sammlung des Museums. Die Welt habe einen bedeutenden Fotografen und großen Menschenfreund verloren, der hauptsächlich in Schwarz-Weiß fotografierte, weil seiner Ansicht nach die Realität dadurch klarer zu sehen sei, sagt Eskildsen.
"Killip war ein großer Dokumentarfotograf und Humanist mit tiefer Empathie. Er hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der britischen Fotografie hin zu einer unabhängigen Dokumentarfotografie." Er habe die Transformation von Arbeit dokumentiert, indem er die veränderten Bedingungen der nordenglischen Arbeiter, ihr Leben und ihre existenziellen Nöte, in der verfallenden Montanindustrie fotografierte.

Abkehr von der Auftragsfotografie

Killip habe hauptsächlich an Langzeitprojekten und in Serien gearbeitet. Er sei viel im Norden geblieben und habe zu den Menschen, die er fotografierte, Vertrauen aufgebaut. "Sein Werk basiert auf einem tiefen Respekt für den Menschen und einem fundamentalen Interesse an den existenziellen Bedingungen und am Alltag der Arbeiter."
Die britische Dokumentarfotografie habe zuvor schon eine lange Tradition gehabt, aber Killip habe diese über das genaue Hinschauen, über die Hinwendung zu Langzeitprojekten und über die radikale Abkehr von der Auftragsfotografie hin zu eigenen Projekten weiterentwickelt.
(rja)
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