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DFB-Krise
Diekmanns Computer doch nicht gehackt

Den gehackten Computer des Medienberaters Kurt Dieckmann führte der DFB als Argument an, dass geleakte Informationen illegal erworben seien. Der Computer wurde aber gar nicht gehackt, sagt die Staatsanwaltschaft. Die Informationen bleiben aber brisant.

Von Thomas Kistner | 02.07.2021
DFB-Zentrale am 12.03.2020 in der Commerzbank-Arena in Frankfurt.
DFB-Zentrale in Frankfurt. (www.imago-images.de)
Es kommt Bewegung in die Affäre um den Medienberater Kurt Diekmann und dessen mysteriöse, mit 372.000 Euro hochbezahlte Arbeit für den Deutschen Fußball-Bund. Die Staatsanwaltschaft Duisburg teilt mit, dass eine cyber-kriminalistische Untersuchung eines von Diekmann eingereichten Computers keine Hinweise auf ein Hacking ergab.
Das ist für den DFB eine brisante Nachricht. Denn bisher hatten die Verbandsoberen um Interimschef Rainer Koch mit der offiziell verbreiteten Behauptung, Diekmanns Computer sei gehackt und das publizierte Material illegal erworben worden, eine Enthüllungswelle zu stoppen versucht, die im Frühjahr bedrohlich angestiegen war.
Ein Schild mit dem Logo des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hängt vor dem Eingang zur DFB-Zentrale (Aufnahme mit Dreheffekt). Der Deutsche Fußball-Bund muss sich neu aufstellen. Erneut wird nach der Rücktrittsankündigung von Fritz Keller ein Präsident gesucht.
Treffen mit Vizepräsident Koch - DFB: Die Rolle des Beraters Kurt Diekmann
Laut Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" hat sich DFB-Vizepräsident Rainer Koch mehrmals mit dem Kommunikationsberater Kurt Diekmann getroffen. Diekmann könnte eine Verbindung sein zwischen der Sommermärchen-Affäre und dem Machtkampf in der Führungsriege, sagte SZ-Redakteur Thomas Kistner im Dlf.
Im April tauchten immer mehr delikate Mails und Dokumente aus Diekmanns Umfeld auf, sie schürten den Verdacht auf diskrete sportpolitische Aktivitäten, die zu Lasten der früheren DFB-Präsidenten Reinhard Grindel und Fritz Keller gingen.

Was machte Diekmann für den DFB?

Beide Verbandschefs waren jeweils in Machtkämpfe mit einer Fraktion um Koch und den abgetretenen Generalsekretär Friedrich Curtius verstrickt, beide stolperten aus dem Amt. Beide hatten von Diekmanns Wirken kaum eine Kenntnis. Und das, obwohl sich der Medienberater im Fall Grindel sogar in einer Mail gebrüstet hatte, an dessen Demontage beteiligt zu sein.
Offiziell erklärt der DFB, Diekmann sei von April 2019 bis Oktober 2020 vor allem zur medialen Begleitung von internen Nachforschungen durch die Berliner Forensikerfirma Esecon tätig gewesen. Diese befasst sich mit der inzwischen gekündigten Partnerschaft des DFB zum Vermarkter Infront und Geldflüssen rund die WM-2006-Affäre.

Selbstanzeige als Option für den DFB

Doch werthaltige Kommunikationshilfen in diesem Bereich sind kaum erkennbar. Stattdessen mündeten die Enthüllungen zu Diekmanns Aktivitäten in heikle Fragen, die auch die DFB-internen Revisoren und externe Wirtschaftsprüfer aufwarfen. Sie monierten in einem Zwischenbericht, dass ihnen die Dienstleistung des teuren Beraters völlig unklar sei, und brachten sogar eine Selbstanzeige ins Spiel.
Diese brisante Entwicklung hatte der gemeinnützige DFB bisher mit der Behauptung eines kriminellen Hackings gekontert, Koch trug das sogar vor einem Millionenpublikum im ZDF-Sportstudio vor. Das Resultat der Polizei-Untersuchung zerstört nun diese Story, und damit rücken die Vorgänge und Inhalte in den Fokus. Auch für Strafbehörden, die die Vorgänge um den DFB, dessen Finanzgebaren und seine Dienstleister aufmerksam verfolgen.
Dies ist die ausführliche Fassung dieses Beitrags, im Deutschlandfunk haben wir aus Zeitgründen eine gekürzte Variante gesendet.