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Philippinen
Hilfe auch für die Tiere

Nach dem verheerenden Taifun auf den Philippinen ist Nothilfe nicht nur für die Menschen, sondern auch für Haus- und Nutztiere notwendig. Die leistet der Internationale Tierschutz-Fonds. Dabei stünde momentan im Vordergrund, die Tiere gegen Tollwut zu impfen, erkärt Dörte von der Reith.

Dörte von der Reith im Gespräch mit Britta Fecke | 22.11.2013
    Britta Fecke: Nicht nur Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen sind auf den Philippinen im Einsatz; auch der internationale Tierschutz-Fonds ist mit Tierärzten und Notfallrettern vor Ort. Ich bin jetzt verbunden mit Dörte von der Reith vom Internationalen Tierschutz-Fonds. Frau von der Reith, auf den ersten Blick stellt sich schon die Frage, warum den Haustieren helfen, wo doch noch nicht mal allen Menschen in den Katastrophengebieten geholfen werden kann.
    Dörte von der Reith: Ja natürlich. Die Frage ist absolut berechtigt. Aber unsere vielen Rettungseinsätze weltweit in den letzten Jahren haben uns einfach gezeigt, dass die Hilfe für Tiere immer auch eine Hilfe für Menschen ist. Das kann man überhaupt nicht trennen. Wir helfen ja auch nicht nur Haustieren, sondern kümmern uns auch um Nutztiere, also um Ziegen, je nachdem, was wo gebraucht wird.
    Ich will Ihnen einfach mal ein Beispiel nennen. Vor einigen Jahren, als Katrina New Orleans überflutete, gab es eine Situation, dass die Menschen nur ohne ihre Tiere evakuiert werden konnten. Das ist oft der Fall. Einige Menschen haben sich einfach geweigert, wegzugehen und ihre Tiere dort zu lassen. Unsere Teams sind dann später mit Schlauchbooten durchgefahren, um Tiere rauszuholen aus den Häusern, haben dann aber auch dort noch Menschen vorgefunden, die sie dann natürlich zusammen mit den Tieren retten konnten. Das ist natürlich einfach eine Superhilfe für sowohl Menschen als auch Tiere und davon gibt es ganz viele Beispiele und sehr viele Aspekte.
    Fecke: Ein anderer Aspekt sind ja die Seuchen, die auftreten können. Gegen was wird im Moment besonders geimpft von Ihrem Fonds?
    Steigende Tollwutgefahr
    von der Reith: Auf jeden Fall Tollwut. Unser Team hat ja erst mal die Lage analysiert, die natürlich extrem unüberschaubar ist, und geguckt, was am wichtigsten ist. Tollwut ist ohnehin ein großes Problem auf den Philippinen. In so einer Situation, wo auch die Tiere traumatisiert sind und sich anders verhalten als sonst, ist es ganz wichtig, jetzt erst mal gegen Tollwut zu impfen. Wir haben zum Beispiel mit einer Familie gesprochen, da wurde der Vater von seinem eigenen Hund gebissen, der sonst aber ganz lieb ist, weil der einfach traumatisiert ist, und so was passiert natürlich viel. Die Hunde sind hungrig und durstig und streunen herum und verhalten sich einfach atypisch. Deswegen ist das erst mal ganz wichtig. Aber wir verteilen auch Vitaminpräparate und die Teams haben Antibiotika dabei, leisten erste Hilfe und verteilen natürlich auch Futter und Wasser.
    Fecke: Sie haben jetzt mehr die Haustiere angesprochen. Was ist mit den Nutztieren?
    von der Reith: Ja ebenso. Da sind natürlich auch gerade Antibiotika wichtig im Moment und natürlich auch Aufbaupräparate, weil es natürlich wichtig ist, dass gerade die Tiere jetzt gesund und am Leben erhalten bleiben.
    Fecke: Zur Versorgung der Menschen, nehme ich an?
    von der Reith: Genau.
    Fecke: Tollwut ist eine große Gefahr. Ist das mit die einzige Seuche, die Sie im Blick behalten, oder befürchten Sie noch andere?
    von der Reith: Das ist jetzt auf jeden Fall das, was für uns die oberste Priorität erst mal hat, weil Tollwut ja eine sogenannte Zoonose ist und auf Menschen übertragbar ist und für Menschen tödlich endet. Deswegen ist das erst mal unsere oberste Priorität.
    Fecke: Sie sprachen von der Tollwut und von dem atypischen Verhalten der jetzt auch traumatisierten Tiere. Heißt das, dass jetzt mehr Tiere Menschen beißen, oder heißt das auch, dass Tollwut sich unter diesen hygienischen Bedingungen verstärkt ausbreitet?
    von der Reith: Das hat tatsächlich viel mit der Situation zu tun und wirklich mit dem atypischen Verhalten der Tiere, die ja selber, wie ich schon sagte, traumatisiert sind, und es kommt in solchen Situationen verstärkt zu Bissen. Das ist einfach die Erfahrung.
    Fecke: Vielen Dank für diese Informationen. – Dörte von der Reith war das vom Internationalen Tierschutz-Fonds. Sie hat uns erklärt, warum die Hilfe für die Tiere auch eine Hilfe für die Menschen ist.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.