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USA
Jon Ossoff - neuer Hoffnungsträger der Demokraten

Jon Ossoff ist in den USA ein neuer Hoffnungsträger für die Demokraten. In einer Nachwahl im Bundesstaat Georgia bewarb sich der 30-Jährige um einen Sitz im Abgeordnetenhaus, der seit Jahrzehnten von den Republikanern vertreten wird. Dabei verfehlte er nur knapp die absolute Mehrheit. Wie wichtig die Wahl ist, zeigt die Einmischung von Donald Trump.

19.04.2017
    Jon Ossoff am 15. April 2017 in Atlanta.
    Jon Ossoff am 15. April 2017 in Atlanta. (imago stock&people)
    Der Präsident der USA griff vor der Wahl mehrfach per Twitter in den Wahlkampf ein. Jon Ossoff sei schwach bei der Bekämpfung von illegaler Migration und Kriminalität, er wohne angeblich nicht einmal in dem Distrikt, den er vertreten wolle und alle Republikaner müssten wählen gehen, schrieb Trump. Er setzte zudem einen sogenannten "Robocall" ein, in dem einem angerufenen Menschen eine aufgenommene Nachricht von Trump vorgespielt wurde.
    Bei der Wahl verpasste Ossoff dann die absolute Mehrheit aber trotzdem nur knapp mit 48 Prozent, zwischenzeitlich lag er nach Hochrechnungen bei mehr als 50 Prozent der Stimmen. Nun muss es am 20. Juni eine Stichwahl geben. Ossof wird dann gegen die Republikanerin Karen Handel antreten, die als Zweite auf knapp 20 Prozent der Stimmen kam. Dass es für Ossof nicht ganz reichte, stellte Trump trotzdem zufrieden. Er schrieb: "Ich bin froh, dass ich helfen konnte."
    Euphorie für Ossoff vor allem bei Frauen
    Dass der Sitz aber weiterhin in Gefahr ist, versetzt die Republikaner in Aufregung. Seit Trump Tom Price zum Gesundheitsminister ernannt hat, war der Platz vakant - und damit entstand erst die Chance für Ossoff. Der Kongresssitz des sechsten Bezirks von Georgia, zu dem einige Vororte der Metropole Atlanta gehören, ist seit 1979 fest in republikanischer Hand. Der zeitweilige Vorsitzende des Repräsentantenhauses und heutige Trump-Vertraute Newt Gingrich vertrat 20 Jahre lang den Bezirk in Washington. Ossof trat den Wahlkampf auch mit Motto "Flip the sixth" an, also etwa "dreht den sechsten Bezirk".
    "Das ist schon ein Sieg", sagte Ossoff vor seinen Anhängern nach dem Erreichen die Stichwahl: "Wir verändern die Welt." Die großen Kontroversen vermeidet Ossoff, für frontale Angriffe auf Trump steht er nicht. Seine Popularität ist vielleicht auch wegen der betonten Besonnenheit groß. Der 30-Jährige wurde so ein Hoffnungsträger der Demokraten und könnte die neue Frontfigur der Anti-Trump-Bewegung werden. Bisher arbeitete er als Filmemacher, nun sorgt er als Politiker für Euphorie. Vor allem bei Frauen ist er beliebt, mehr als acht Millionen Dollar sammelte er an Spenden für seine Kampagne. Für eine derart kleine Wahl ist das eine bemerkenswerte Summe - was die Republikaner ebenfalls als Analss für Angriff gegen Ossoff nahmen. Seine Konkurrentin Handel sagte beispielsweise: "Es geht nicht um mich, es geht um uns und um das, worfür wir glauben, dass es sich zu kämpfen lohnt."
    Stimmungsbild wird bei den Zwischenwahlen erwartet
    Ossoff kann das "ganz große Ding" bei den kommenden Präsidentschaftswahl 2020 allerdings nicht drehen - noch nicht - denn dafür muss man mindestens 35 Jahre alt sein. Von seinem Erfolg erhoffen sich die Demokraten dennoch ein Signal, dass die geringe Popularität Trumps große Folgen bei den sogenannten Zwischenwahlen ("Midterms") Anfang November 2018 haben werde. Denn die sind meist ein Stimmungsbild für die Politik des Präsidenten. So verloren die Republikaner beispielsweise in der zweiten Amtszeit von George W. Bush die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses an die Demokraten, umgekehrt erging es später Barack Obama.
    (nch/tgs/fwa)