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Plagiate in der Musik
Pop bleibt Pop

Die britische Sängerin und Liedkomponistin Adele soll ein Lied bei dem vor 15 Jahren verstorbenen türkisch-kurdischen Musiker Ahmed Kaya abgekupfert haben. Ob was dran ist? Und wen interessiert das, bei Popmusik, die sowieso im Gleichschritt marschiert?

Von Luigi Lauer | 09.12.2015
    Adeles CD "25" in einem Musikgeschäft
    Das Lied "Million years ago" von ihrem neuen Album "25" soll ein Plagiat sein. (dpa/ picture-alliance/ Alexander Schippers)
    Es war doch in der Schule schon so: Erwischt wurden die, die sich beim Abschreiben dumm angestellt haben. Schon Leonard Bernstein wusste: "Gestohlen haben alle, aber die Großen haben genial gestohlen". Und meinte damit Komponisten wie Bach, Beethoven oder Händel, die alle schon mal abgeschrieben hatten. Aber eben gut und klug und, vor allem, kreativ.
    Früher war es durchaus üblich, Musik zu zitieren, zu veredeln, zu transformieren. Wo Popmusik mit drei Akkorden auskommt, sind Ähnlichkeiten aber per se vorprogrammiert. Zwar stimmt es nicht, dass ein Ei dem anderen gleicht, wenn man genau hinschaut. Doch muss man das? Bei Popmusik, die im Gleichschritt marschiert?
    Vor 150 Jahren musste man noch nach Mailand reisen, um eine neue Oper zu hören. Heute reicht ein Mausklick. Dafür gibt es heute ein Urheberrecht. Michael Jackson bekam das zu spüren, er musste Tantiemen an Manu Dibango zahlen, weil er von dessen Hit "Soul Makossa" für seinen Hit" Wanna be starting something" genascht hatte.
    Pop bleibt Pop, egal in welcher Sprache
    Rihanna wiederum hatte bei genau diesem Song Anleihen genommen, nicht wissend, dass der entliehene Teil bereits geklaut war. So ist das, wenn die Dummen abschreiben.
    Nun also: Adele, die sich denselben Vorwürfen gegenüber sieht wie vor ihr auch Rod Stewart, die Beach Boys oder jüngst Pharrell Williams und Robin Thicke, die mit einer Verurteilung zu gut 7 Millionen Dollar Schadensersatz den bisher größten Hit in der Kategorie Musikplagiat gelandet haben. Und Adele? Ihr Lied hat tatsächlich große Ähnlichkeiten mit Ahmed Kayas früherer Komposition.
    Die Melodie ist nahezu identisch, der Aufbau auch. Es ist offenbar (doch) so: Pop bleibt Pop, egal in welcher Sprache. Freuen wir uns auf den Tag, an dem ein Gericht folgende Urteilsbegründung schreibt: Wegen ohrenbetäubender Ähnlichkeit mit 384 weiteren Kompositionen konnte ein konkreter Plagiatsnachweis nicht erbracht werden.