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Planetarer Embryo im Fokus

Raumfahrt.- Seit gut zwei Wochen befindet sich die Raumsonde Dawn in der Umlaufbahn um den Asteroiden Vesta. Nun haben die an der NASA-Mission beteiligten Forscher zeitgleich in Berlin und im Kontrollzentrum in Kalifornien die ersten spektakulären Bilder veröffentlicht.

Von Dirk Lorenzen | 02.08.2011
    Andreas Nathues und sein Team mussten bei der Raumsonde Dawn viel Geduld beweisen. Dreieinhalb Jahre lang war die NASA-Sonde unterwegs, um auf ihrer sehr ungewöhnlichen Bahn den gar nicht so weit entfernten Asteroiden Vesta zu erreichen. Als Dawn dann die ersten hochauflösenden Bilder ins Kontrollzentrum nahe von Los Angeles gefunkt hatte, war das lange Warten vergessen:

    "Wo es richtig Wow gemacht hat, das war am vorletzten Wochenende, wo wir dann eine Auflösung von 500 Metern erreicht haben, wo sich dann sehr viele Krater gezeigt haben, Rillen gezeigt haben, vielleicht Strukturen, die auf Impakte zurückzuführen sind, vor allen Dingen auf den großen Impakt. Das war schon ein Wow-Effekt! Mal als Beispiel: Wir sind eingeflogen und wir waren schon ewig unterwegs nach Los Angeles, sind trotzdem noch rein gefahren in die Universität, wo die Datenströme zusammenlaufen und haben da noch sechs Stunden verbracht, bis wir dann so K.O. waren, dass wir dann doch ins Bett gegangen sind."

    Der Forscher strahlt angesichts der exzellenten Aufnahmen, die eine wild zerfurchte Kraterwelt zeigen. Bisher hatten die Astronomen den gut 500 Kilometer großen Asteroiden selbst mit dem Hubble-Weltraumteleskop nur recht unscharf beobachten können. Doch die Raumsonde Dawn liefert nun dank der am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau gebauten Kamera gestochen scharfe Bilder.

    "Zum Beispiel haben wir jetzt den Zentralberg in der Südpolarregion zum ersten Mal gesehen in hoher Auflösung. Wir sehen auch, dass die Südpolarregion durch einen großen Impakt beeinflusst wurde. Es gibt dort weniger Krater zu sehen als auf der Nordhemisphäre. Was uns auch überrascht hat, ist, dass eine große Wallstruktur offensichtlich fehlt von diesem großen Krater."

    Der Asteroid Vesta muss in den viereinhalb Milliarden Jahren seiner Geschichte einiges durchgemacht haben. Gewaltige Gräben ziehen sich wie riesige Gürtel rund um den Äquator des Asteroiden. Sie sind offenbar Spuren einer dramatischen Kollision, die Vesta in der Frühzeit des Planetensystems widerfahren ist. Andere Bilder zeigen erstaunlich scharfkantige Krater, in denen loses Material die steilen Hänge hinab gerutscht ist. So faszinierend die Bilder dieser bisher unbekannten Welt sind, so wenig beeindruckend sind die technischen Daten der Digitalkamera an Bord, räumt Andreas Nathues mit einem Schmunzeln ein.

    "1024 mal 1024 Pixel groß ist der Chip. Das ist relativ klein. Man muss dabei aber berücksichtigen, dass die Kamera vor etwa zehn Jahren entwickelt wurde. Damals war das noch ein recht großer Chip. Zudem muss dieser Chip den sehr harschen Weltraumbedingungen standhalten, zum Beispiel Strahlung und auch Temperaturschwankungen."

    Die Kamera funktioniert auch nach dreieinhalb Jahren Flugzeit noch bestens. Die Bilder, die jetzt täglich die Erde erreichen, setzen die Forscher zu atemberaubenden Filmen zusammen. Gut fünf Stunden braucht der kartoffelförmige Himmelskörper für eine Rotation, sorgsam beäugt von der Raumsonde Dawn. Die Kamera macht nicht nur Schwarz-Weiß-Fotos. Ein Satz spezieller Filter liefert wichtige Farbinformationen.

    "Wir schauen im wesentlichen nach der mineralogischen Zusammensetzung der Oberfläche. Die wollen wir ergründen. Das wird einmal mithilfe der Kamera gemacht, aber auch mit einem Spektrometer, das sich an Bord befindet, was einen größeren Wellenlängenbereich abdeckt, aber eine geringere räumliche Auflösung hat."

    So verzückt die Astronomen schon jetzt über die Bilder von Vesta sind. Es ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was von der Raumsonde Dawn in den kommenden Monaten zu erwarten ist, betont Andreas Nathues:

    "Wir kommen bis auf 200 Kilometer an die Vesta heran, wir werden uns etwa ein Jahr jetzt an der Vesta aufhalten um dann nach einem Jahr das Vesta-Orbit zu verlassen in mehreren Schritten, um uns dann auf den Weg zum Ceres zu machen."