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Planetenjagd im Orbit

Astronomie. - Seit der Entdeckung des ersten Exoplanetens außerhalb unseres Sonnensystems im Jahr 1995 sind Hunderte weitere dazugekommen. Die meisten wurden durch Teleskope auf der Erde entdeckt. Doch Satellitenmissionen werden für die Planetenjäger immer wichtiger.

Von Frank Grotelüschen | 25.02.2011
    Leichter als ein Kleinstwagen, bestückt mit einem Teleskop nicht größer als eine Pizza. Und der Preis – ein regelrechtes Schnäppchen, zumindest für eine Weltraummission. 160 Millionen Euro hat der französische Forschungssatellit Corot gekostet, seit Ende 2006 kreist er um die Erde. Aber: Der Zwerg ist ein Pionier.

    "Corot war die erste Mission ihrer Art. Sie hat gezeigt, dass es geht","

    sagt Heike Rauer vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin. Corot ist der erste Satellit, der für die Suche nach Exoplaneten maßgeschneidert ist, nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Bislang hat er 17 solcher fernen Welten aufgespürt – darunter vor zwei Jahren den ersten Planeten, der offenbar aus Felsgestein besteht wie unsere Erde. Corot-7b, so sein Name, ist fast doppelt so groß und fünfmal so schwer wie die Erde.

    ""Ein heißer Planet, ein Planet mit etwa einem Tag Umlaufperiode um seinen Stern – entsprechend nah dran, entsprechend heiß auf der Oberfläche. Ein Kollege aus Frankreich hat dafür den Namen Höllenplanet kreiert, um einen Eindruck zu geben, wie es dort sein könnte mit ungefähr 1000 Grad Oberflächentemperatur."

    Vor einigen Wochen entdeckte der Nasa-Satellit Kepler einen ähnlich heißen Felsplaneten. Auch er kreist rasend schnell und extrem nah um seine Sonne.

    "Sodass wir jetzt sagen: Da haben wir eine neue Klasse von Planeten. Eine Klasse, von der wir vorher nichts gewusst haben – heiße, terrestrische Planeten sehr nah an ihrem Stern. Und es zeichnet sich ab, dass das ein Forschungsgebiet wird, mit dem sich viele Kollegen beschäftigen: Was sind das für Planeten? Haben sie vielleicht eine Atmosphäre, verdampft Gestein von der Oberfläche? Wie sind die Planeten da hingekommen?"

    Doch die Möglichkeiten von Corot sind begrenzt. Sein Blickwinkel ist schlicht zu klein, um wirklich viele Exoplaneten aufspüren zu können. Einfach beobachten lassen sich die fernen Welten nämlich nicht. Die Fachleute wie Claude Catala, Chef des Pariser Observatoriums, sind auf indirekte Methoden angewiesen.

    "Wir können nur jene Planeten entdecken, die sich von uns aus gesehen direkt vor ihren Mutterstern schieben, wenn sie ihn umkreisen. Dann schatten sie das Licht ihres Sterns ein wenig ab, und das lässt sich messen. Um einigermaßen viele Exoplaneten aufzuspüren, müssen wir also sehr viele Sterne untersuchen."

    Deshalb planen Europas Planetenjäger nun eine Nachfolgemission für Corot. Plato, so heißt der neue Satellit, soll mit 34 Digitalkameras an Bord einen deutlich größeren Blickwinkel haben als Corot und auch der amerikanische Kepler-Satellit. Dadurch kann Plato viel mehr Sterne ins Visier nehmen.

    "Theoretisch könnte Plato einige Tausend neue Planeten finden. Am interessantesten ist seine Fähigkeit, erdähnliche Exoplaneten aufzuspüren, auf denen es Leben geben könnte, die also weder zu nah noch zu fern um ihre Muttersterne kreisen. Plato könnte einige Dutzend dieser lebensfreundlichen Planeten aufspüren – wenn es sie denn gibt."

    Im Oktober will die Europäische Weltraumagentur Esa entscheiden, ob Plato tatsächlich gebaut wird. Die Chancen stehen prächtig, meint Catala.

    Der Start ist für 2018 geplant. Sechs bis acht Jahre soll der 500 Millionen Euro teure Satellit dann Daten sammeln. Und schon heute denkt Catala an die Zeit danach.

    "Es sind bereits Nachfolgemissionen in Planung. Sie sollen die erdähnlichen Planeten, die Plato finden wird, näher unter die Lupe nehmen. Insbesondere könnten sie nachschauen, ob diese fernen Welten eine Atmosphäre besitzen. Womöglich finden sich dann sogar Beweise für außerirdisches Leben – Moleküle in der Atmosphäre, wie sie nur durch lebende Organismen entstehen können. Das wäre das ultimative Ziel."