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E-Zigaretten und Tabakerhitzer
Die gesünderen Alternativen?

Mit dem Rauchen aufzuhören, fällt vielen Menschen sehr schwer. E-Zigaretten sollen da eine Alternative sein, sagen Werbung und Befürworter. Aber sind E-Zigaretten und Tabakerhitzer wirklich weniger gefährlich, als die klassischen Tabakprodukte?

Von Christina Sartori | 31.12.2019
Mann beim Rauchen einer elektronischen Zigarette und beim Ausatmen von Dampf
Bei E-Zigaretten werden flüssige Mischungen, sogenannte Liquids, verdampft (picture alliance / imageBROKER)
Kaum einer schafft es beim ersten oder zweiten Mal, nur sehr wenige beim dritten oder vierten Mal: Im Durchschnitt schaffen es Raucher erst beim siebten Mal, den Nikotin-Stängel endgültig beiseitezulegen. Eine umstrittene Methode, um von der Zigarette wegzukommen, sind E-Zigaretten. Dr. Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, sieht das pragmatisch:
"Wer es eben mit anderen Möglichkeiten nicht schafft, von der Verbrennungszigarette loszukommen, der kann es durchaus mit E-Zigaretten probieren und für den können dann E-Zigaretten eine weniger schädliche Alternative sein zum Weiterrauchen."
Weniger schädlich als klassische Zigaretten
Bei E-Zigaretten werden flüssige Mischungen, sogenannte Liquids, verdampft. Etwas anders funktionieren Tabakerhitzer: Hier wird wie bei herkömmlichen Zigaretten Tabak verwendet, allerdings wird er nicht verbrannt, sondern erhitzt. Ute Mons:
"Man geht davon aus, dass Tabakerhitzer mehr Schadstoffe produzieren, als E-Zigaretten, also wahrscheinlicher etwas gefährlicher sind als E-Zigaretten, aber auch weniger schädlich sind, als herkömmliche Zigaretten."
Es fehlen Langzeitstudien
Klingt gut – aber es gibt einen Haken, betont Ute Mons:
"Man sollte sich schon bewusst sein, dass wir noch nicht viel wissen, über die möglichen Langzeitfolgen des Konsums."
Ähnlich sieht es Dr. Harald Tschiche vom Bundesinstitut für Risikobewertung. Seine Arbeitsgruppe untersucht die Risiken von Tabakprodukten und auch E-Zigaretten.
"Da ist die Hauptproblematik. E-Zigaretten sind noch nicht so lange auf dem Markt, 10 bis 15 Jahre – das die Studienlage da sehr dünn ist und genau solche Langzeitstudien eben fehlen und man tatsächlich sehr wenig Informationen darüber hat, welche Langzeitwirkungen diese Chemikalien, die man da inhaliert mit der elektronischen Zigarette, besitzen."
Keine Alternative für Nichtraucher und Jugendliche
Krebs und chronische Lungenerkrankungen entwickeln sich über Jahre und Jahrzehnte hinweg – deswegen wird man wohl erst in den nächsten Jahren sehen, wie schädlich E-Zigaretten und Tabakerhitzer wirklich sind. Denn es mag für erwachsene Raucher positiv sein, wenn sie dampfen, anstatt zu rauchen. Doch die Hersteller haben noch eine andere Zielgruppe im Blick: Jugendliche und Nichtraucher.
"Genau das sehen wir als eine der größten Problematiken der elektronischen Zigarette: Da sie ja als gesund beworben wird ist es so, dass es schon ein gefährliches Einstiegsprodukt gerade für Jugendliche in eine Nikotinsucht ist, was wir sehr kritisch betrachten."
Denn auch das zeigen Studien: E-Zigaretten und Tabakerhitzer sind ungesünder, als gar nicht zu rauchen, dampfen oder erhitzen. Das sieht auch Ute Mons so:
"Für Jugendliche und Nichtraucher sind E-Zigaretten nicht geeignet, weil sie eben ein gewisses Suchtpotential haben."
In den USA gab es Todesfälle
Todesfälle, wie es sie bei Jugendlichen Dampfern gab, sind in Deutschland aber nicht aufgetreten. Wohl auch, weil es EU weit strengere Richtlinien für die Liquids von E-Zigaretten gibt, als in den USA, erklärt Harald Tschiche:
"Gerade bei den Inhaltsstoffen war es so, dass in den USA der Verdacht sich erhärtet, dass das Vitamin E Acetat zu diesen schädlichen Auswirkungen geführt hat und Vitamin E Acetat ist über die EU-Richtline verboten als Zusatzstoff."
Jugendschutz ist wichtig
Wichtig ist daher, dass Dampfer nur Liquids nutzen, die den deutschen Gesetzen entsprechen und Liquids nicht selber mischen. Und dass Jugendliche die Finger lassen von Zigaretten, egal ob klassisch oder elektronisch, sagt Ute Mons:
"Wir haben in Deutschland die Regelung, dass E-Zigaretten unter den Jugendschutz fallen, also Jugendliche sie nicht kaufen und verwenden dürfen. Da brauchen wir auch einen wirksamen Jugendschutz, das heißt, man muss schauen, dass diese Regelungen eingehalten werden, dass Jugendliche gar nicht erst an diese Produkte kommen und das sollte aus meiner Sicht eine Selbstverständlichkeit sein."