Deutsche Flipper-Meisterschaft in München

Klick! Zack! Sieg!

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Nahaufnahme eines Flipperautomaten.
Die Nachfrage nach alten Flipperautomaten steigt. Sammlerstücke können mehrere tausend Euro kosten. © Unsplash / Julian Lozano
Von Johannes Berthoud · 06.05.2019
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Bunt blinkend standen sie früher in jeder Eckkneipe, heute sind Flipper fast verschwunden. Doch es gibt immer noch tausende Flipperfans. Auf der Deutschen Flipper-Meisterschaft treten die Besten gegeneinander an.
Der rechte Flipperhebel schleudert die Metallkugel über den Tisch. Sie trifft Bumper und Slingshots, es blitzt und blinkt. Auf der Rückscheibe ist ein junger, halbnackter Mann inmitten eines Wolkenmeeres zu sehen. Aus seinen Fingerspitzen schießen Blitze.
Vor dem Flipperautomat "Flash" steht ein mittelalter Mann. Er heißt Martin Wiest und ist Organisator der Deutschen Meisterschaften im Flippern.
"Wenn ich hier jetzt noch ein bisschen weiter spiele, ist das bestimmt der Highscore, der heute hier gespielt wird. Obwohl ich jetzt gar nicht so konzentriert bin, spiele ich gerade sensationell gut. Zack! Das war jetzt der Doppelbonus."

Flippern weckt nostalgische Gefühle

Im Feierwerk in München finden sonst Rockkonzerte statt. Heute stehen hier ein paar Dutzend Flipper. Viele der 200 bis 300 Gäste versetzen sich in frühere Zeiten, so wie diese Besucherin:
"Wir haben früher uns in einer Stammkneipe getroffen und da stand dieser Flipper und wir haben abendeweise mit Flipperspielen verbracht. Und das konnte gehen bis ewig, bis die Kneipe zugemacht hat. Und das lebt jetzt hier so ein bisschen wieder auf."
Die Geräte mit Namen wie "Medieval Madness", "Star Trek" oder "Black Jack" sind quietschbunt. Ein Kontrast zu den grauen Haaren vieler Besucher. Der durchschnittliche Flipperfan ist Ü50 und männlich. Vor dem "Herr der Ringe"-Automaten witzelt ein Besucher über den Frauenanteil.
Eine Spielerin sagt: "Dass die Frauendichte hier nicht so groß ist, das ist der Punkt. Wobei ich das überhaupt nicht verstehen kann, weil das ist ja das genialste Spiel überhaupt Flipper, oder?"
"Vor allem ist es auch muskulär überhaupt kein Problem für eine Frau", antwortet der Besucher.

Turniere in ganz Europa

Beide, Mann und Frau, die sich da vor dem Herren der Ringe Flipper necken, sind keine Durchschnittsbesucher. Dafür sind sie einfach zu schlecht. Viele hier widmen mindestens ihr halbes Leben dem Flippern. Mario Kertels aus der Eifel zum Beispiel. Er spielt zwei bis drei Turniere im Monat und fährt dafür durch ganz Europa.
"Ich denke, es sind hunderte Flipper, die ich gespielt habe", sagt Kertels. "Es gibt ja auch Flippermuseen, da geht man ab und zu hin und spielt die Geräte, die man nicht kennt, um sich mit dem Regelwerk vertraut zu machen. Jeder Flipper ist da anders. Jeder Flipper hat sein eigenes Regelwerk und wenn man das nicht hundert Prozent auswendig kann, dann hast du auf Turnieren auch keine Chance."
Mario Kertels hat selbst zehn Flipper zu Hause. Das Sammeln der Automaten könnte sich für ihn noch mal lohnen. Die Nachfrage nach den alten Geräten steigt. "Viele Geräte, die vor zwei, drei Jahren gekauft wurden, sind jetzt zwei-, dreimal so viel wert. Flipper sind eigentlich eine gute Wertanlage, besser als ein Auto", sagt Mario Kertels und lacht. "Mein teuerster Flipper ist zum Beispiel der 'Medieval Madness', die werden so um die achttausend Euro gehandelt."

Flipperautomaten als Sammlerstücke

Ein kleines Vermögen dürften die Flipper von Martin Wiest wert sein. Er besitzt dutzende Geräte. Wenn sie nicht gerade auf Turnieren stehen, lagern sie in einer Halle in Ottobrunn bei München. Bei der Deutschen Meisterschaft stehen aber auch nagelneue Geräte. Aus den USA kommt ein Flipper mit dem Namen "Oktoberfest". Die Metallkugel rollt durch ein kleines Bierfass aus Plastik. In der Ecke dreht sich der Kopf eines Bayern, unverkennbar dank Rauschebart und Tirolerhut.
"Ich sehe auch, dass Flipper eine große Renaissance haben, ähnlich wie Schallplatten oder Oldtimer", erklärt Martin Wiest. "Was Leute früher mal gut gefunden haben, das entdecken sie jetzt wieder und sagen: 'Das war eigentlich cool. Das ist eigentlich viel schöner – ein Gerät, das ich anfassen kann; wo ich gemeinsam mit meinen Freunden drum herumstehen kann und nicht alleine vor so einer Konsole sitze oder so einem Handy'."
Flippern wird trotz Nachwuchssorgen überleben. Dafür sorgen tausende Fans. Viele Ü50, ein paar aber auch noch jung. Deutscher Meister im Flippern ist zum zweiten Mal in Folge Johannes Ostermaier geworden. Er ist 17 Jahre alt. Sein größter Konkurrent könnte eines Tages der Viertplatzierte werden. Paul Englert ist gerade Mal zwölf Jahre alt.

Leicht geänderte Online-Fassung (mwl)
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