Kinder im Spitzensport

Wie belastbar ist ein Zwölfjähriger?

Fußball spielende Kinder
Wie jung dürfen Kinder im Fußball-Leistungssport sein? © dpa/picture alliance/anp Koen Suyk
Moritz Anderten im Gespräch mit Jörg Degenhardt · 10.09.2017
Der Fall des zwölfjährigen Dortmunder Fußballtalents Youssoufa Moukoko ist nur ein besonders spektakuläres Beispiel, aber kein Einzelfall. Auch in anderen Sportarten würden immer jüngere Kinder gescoutet, meint der Sportpsychologe Moritz Anderten.
Mit zwölf Jahren in die "U 16"-Fußballnationalmannschaft? Der Fall des Dortmunder Supertalents Youssoufa Moukoko wirft Fragen auf. Nicht nur, ob der körperlich wesentlich reifere wirkende Deutsch-Kameruner tatsächlich erst zwölf Jahre alt ist. Sondern auch, ob es ethisch zu verantworten ist, ein Kind in einer höheren Altersklasse spielen zu lassen und dadurch immensem Druck auszusetzen.
Der Sportpsychologe Moritz Anderten, Geschäftsführer von "mentaltalent.de", rät dazu, in solchen Fällen auch den Rat von Psychologen einzuholen. "Denn auch die psychologischen oder mentalen Herausforderungen, die wir den Kindern dort auferlegen, sind zu beachten", mahnte er im Deutschlandfunk Kultur. "Wie belastbar ist ein Kind mit zwölf Jahren? Wie viel Wettkampfbelastung kann es überhaupt auch psychisch ertragen?"

Auch die psychische Belastung ist zu berücksichtigen

Grundsätzlich sei es nicht ausgeschlossen, dass ein Jüngerer vorzeitig in der U16 Erfahrungen machen könne, sagt Anderten mit Blick auf den Fall Moukoko. Allerdings könne das nur im Einzelfall entschieden werden. Außerdem müsse der Prozess sportpsychologisch begleitet werden, betont Anderten. "Das heißt, den Jungen erstens ganz konkret darauf vorzubereiten, was dort passieren wird, also Vorbereitung, dann während der Maßnahme ihn auch sportpsychologisch genau unter die Lupe zu nehmen. Also genau zu gucken, wie verhält er sich, auch im Kreise der Älteren? Wir kommt er mit dem Druck im Spiel klar?"
Ein Einzelfall ist Youssoufa Moukoko offenbar nicht: "Wir haben auch in anderen Sportarten das Phänomen, dass immer jüngere Kinder immer schneller schon beobachtet werden, gescoutet werden und immer schneller versucht werden, in die Hochleistungssportstrukturen reingedrückt zu werden", so Anderten.
(uko)