Umdenken bei Microsoft - Kehrtwende oder Taktik?

23.02.2008
US-Softwareriese Microsoft will seine Programme leichter zugänglich machen. Unternehmenschef Steve Ballmer kündigte am Donnerstag in einer Telefonpressekonferenz an, die Firma wolle "eine bedeutende Menge" technischer Spezifikationen offenlegen, die vielen ihrer erfolgreichen Programme zugrunde liegen.
US-Softwareriese Microsoft will seine Programme leichter zugänglich machen. Unternehmenschef Steve Ballmer kündigte am Donnerstag in einer Telefonpressekonferenz an, die Firma wolle "eine bedeutende Menge" technischer Spezifikationen offenlegen, die vielen ihrer erfolgreichen Programme zugrunde liegen. Durch offene Quellcodes solle die Software leichter zugänglich gemacht werden, so dass Computernutzer Microsoft-Programme für den eigenen Gebrauch umschreiben können.
Experten kritisierten, Microsoft reagiere mit dem Schritt nur auf den Druck, der durch Verurteilungen in der EU ohnehin entstanden sei. Erst im vergangenen Herbst hatte das zweithöchste EU-Gericht eine Rekordbuße von 497 Mio. Euro gegen Microsoft bestätigt. In dem Verfahren ging es um den Vorwurf, dass der Konzern aus Redmond seine dominierende Stellung bei Betriebssystemen missbrauche. Microsoft akzeptierte daraufhin die Auflage, der Konkurrenz Informationen über Schnittstellen für Serverprogramme zugänglich zu machen.
Der Schritt zu mehr Offenheit kann aber auch Zeichen eines beginnenden Generationswechsels bei dem Software-Giganten sein. Den Anfang macht eine 30.000 Seiten starke Dokumentation über sein Betriebssystem Windows, das auf 90 Prozent der Computer weltweit genutzt wird. So bleibt unklar, ob Microsofts Schritt tatsächlich eine Kehrtwende bedeutet. "Ein riesiger Strategiewechsel ist das jedenfalls nicht", sagte Analyst Roger Kay von der Marktforschungsfirma Endpoint Technologies. "Microsoft wird weiterhin abgepackte Software verkaufen und gleichzeitig versuchen, zunehmend Software als Service übers Internet anzubieten."