Freitag, 19. April 2024

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Politisch punkten mit Bildung?
"Habe den Eindruck, die Wähler entscheiden dann doch anders"

Fast 40 Prozent der Wähler in Niedersachsen gaben an, Bildung sei das wahlentscheidende Thema. Hat die SPD ihr gutes Ergebnis bei der Landtagswahl also der Schulpolitik zu verdanken? Bildungsforscher Klaus Klemm zeigte sich im Dlf skeptisch.

Klaus Klemm im Gespräch mit Ulrike Winkelmann | 19.10.2017
    Bildungsforscher Klaus Klemm
    Bildungsforscher Klaus Klemm meint, die Menschen würden bessere Bildung als wichtiges politisches Thema nennen - wenn man sie vor die Wahl stellt, am Ende aber doch eher für Steuersenkungen stimmen (picture alliance / dpa)
    Sowohl Wähler als auch Parteien betonten Bildung als wichtig. Es gebe aber einen merkwürdigen Widerspruch zwischen Bekenntnis und Verhalten auf beiden Seiten, beschrieb Klemm:
    "Ich habe den Eindruck, es wird angenommen, das sei ein sehr wichtiger Faktor. Und ich habe den Eindruck, dass die Wähler und Wählerinnen dann doch anders entscheiden. Wenn - konkret: - etwa politisch alle Welt fordert, wir brauchen mehr Ganztagsschulen, wir brauchen kleinere Klassen, weniger Unterrichtsausfall, dann kostet das Geld. Und die Leute, die eigentlich für kleinere Klassen und weniger Unterrichtsausfall sind, stimmen aber dann doch lieber für Steuersenkungen ab als für mehr Steuern für mehr Bildung."
    Ähnlich sei es bei den Parteien: In Diskussionen "gewinne ich den Eindruck, das sind zentrale Themen. Und wenn ich die Wahlprogramme sehe, dann heißt es auch immer: Bildung und Wissenschaft, das sind unsere Rohstoffe. Das hört man dann immer wieder. Aber wenn es dann um die Frage geht, woher soll denn das Geld kommen, um die Klassen kleiner zu machen, um mehr Lehrer einzustellen, um dies und jenes besser zu machen, dann habe ich nicht den Eindruck, dass die gleichen Leute, die das eigentlich politisch fordern, dann sagen: Okay, dann setzen wir die Prioritäten auch so."
    Hören Sie das ganze Interview mit Klaus Klemm hier.