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Politische Meinungsbildung
Facebook-Nutzer bewegen sich nicht in Filterblasen

Die Bedeutung von Facebook für die politische Meinungsbildung werde überschätzt, meint Birgit Stark, Professorin am Institut für Publizistik der Uni Mainz, im Dlf. Trotzdem berge das Netzwerk auch Gefahren im Hinblick auf die Bundestagswahl.

Birgit Stark im Gespräch mit Stefan Koldehoff | 21.08.2017
    Birgit Stark, Professorin für Kommunikationswissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. und Sprecherin des interdisziplinären Forschungsschwerpunkts Medienkonvergenz an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    Birgit Stark, Professorin für Kommunikationswissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Deutschlandradio/ Birgit Stark, privat)
    Facebook sei für viele User nicht die alleinige Quelle für politische Nachrichten, sagte Co-Autorin Birgit Stark über die Ergebnisse einer Studie, die sie an der Gutenberg-Universität Mainz gemeinsam mit der Landesanstalt für Medien NRW erarbeitet hat. Die Newsfeeds unterschieden sich sehr deutlich, "je nach dem, wie man sein Netzwerk und seine Kontakte aufbaue". Die Anzahl Zahl der Quellen und der Nachrichtennutzung sei vielfältig, so die Professorin am Institut für Publizistik im Gespräch mit Stefan Koldehoff.
    Dennoch könne Meinung manipuliert werden - etwa durch gefälschte Accounts. Auch für Meinungen und Kommentare seien viele Facebook-Mitglieder empfänglicher - dadurch ließe sich ein bestimmtes Meinungsklima schaffen: "Man kann manipulieren, wenn man sich das zum Ziel setzt".
    Nicht auf alles reagieren
    Den etablierten Medien rät die Wissenschaftlerin, nicht auf jedes Thema, das auf Facebook gut geklickt wird, zu reagieren. Als traditionelles Medienunternehmen habe man immer mehr als nur eine Option und könne sich auch bewusst gegen Themen entscheiden oder sie erst in Ruhe prüfen. In der Vergangenheit seien Themen oft zu schnell aufgegriffen worden, wodurch ein Hype entstanden sei.
    NetzDG
    Ob das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, kurz NetzDG, Fortschritte bringe, sei noch unklar, so Stark. Die Ergebnisse der nun vorliegenden Studie hätten aber klar ergeben, dass das Gesetz ein Schritt in die richtige Richtung sei: Nutzer erwarteten, dass gegen Hasskommentare vorgegangen wird.
    Prof. Dr. Birgit Stark ist die Sprecherin des Forschungsschwerpunkts Medienkonvergenz am Institut für Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz