"Borat Anschluss Moviefilm" auf Amazon Prime

Er ist wieder da

08:15 Minuten
Szene aus dem neuen Borat-Film: Sacha Baron Cohen trägt einen Micky-Maus-Pyjama und blickt grinsend in die Kamera, beide Hände zeigen ein "Daumen hoch"
Der Comedian Sacha Baron Cohen gibt wieder den kasachischen Reporter Borat - und führt im neuen Film Trump-Anwalt Rudy Guiliani vor. © Amazon Studios
Jörg Taszman im Gespräch mit Gesa Ufer · 22.10.2020
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Der neue Borat-Film sorgt für Aufregung: Trump-Anwalt Rudy Giuliani ist darin in zweideutiger Pose zu sehen. Wie kompromittierend die Szene auf dem Hotelbett ist, weiß Kritiker Jörg Taszman - der von Sacha Baron Cohens Film eher enttäuscht ist.
Der britische Komiker Sacha Baron Cohen hat wieder "Borat" losgeschickt: die Kunstfigur eines kasachischen Reporters, der in die USA geschickt wird, dort für Chaos sorgt und so Rassismus, Sexismus und Antisemitismus entlarvt.
Ab diesem Freitag ist der Film "Borat Subsequent Moviefilm" bei Amazon Prime streambar - und hat bereits vorab für Aufregung gesorgt: Denn Rudy Giuliani, Ex-Bürgermeister von New York und heute Anwalt von Donald Trump, ist unfreiwillig darin gelandet. Er ist in dem Film zu sehen, wie er auf einem Hotelbett neben einer jungen Frau liegt und seine Hand in seiner Hose versenkt. Giuliani sagt dazu, er habe seine Hose gerichtet, nachdem ihm das Mikrofonkabel abgenommen worden war.
Filmkritiker Jörg Taszman hat den neuen Borat-Film bereits gesehen - also auch das kompromittierende Material von Giuliani im Kontext: Die Schauspielerin Maria Bakalova hat sich für den Film Giuliani gegenüber als rechtskonservative TV-Journalistin ausgegeben, die mit ihm auf dem Hotelzimmer ein Interview führen will. "Sie macht ihn schon ganz schön an während dieses Interviews, flirtet sehr mit ihm, lässt auch mal ganz en passant ihre Hand auf seinen Schenkeln", sagt Taszman. Der 76-Jährige habe den Ruf, sehr interessiert an jungen Frauen zu sein, damit spiele diese Lockvogel-Situation.
Giuliani erkundige sich im Folgenden nach ihrer Telefonnummer und komme den Avancen sehr wohlwollend entgegen, als er und Bakalova sich aufs Bett setzen. "Da kompromittiert er sich ernsthaft." In dem Moment, als Giuliani sich in die Hose fasse, stürme aber bereits Sasha Baron Cohen in den Raum, so dass man nicht wissen könne, ob Giuliani tatsächlich seine Hosen richten wollte oder wie es ansonsten weitergegangen wäre.

Die Masche ist bekannt

Nach wie vor entblöße Borat die Vorurteile der Amerikaner, etwa von Corona-Verschwörungsideologen, sagt Filmkritiker Taszman. Aber ist der geschmacklose Humor, mit dem Borat zur Kultfigur wurde, wieder so lustig wie im ersten Film? "Man kennt jetzt die Masche. Insofern fallen die Überraschungen jetzt nicht mehr so groß aus", so Taszman. "Es gibt wieder was zum Fremdschämen, wo dann wirklich auch die Grenzen des guten Geschmacks absolut überschritten werden, wo man anfängt zu grinsen, findet es dann aber doch ein bisschen too much."
Offiziell sei die eine Hälfte des Films gestellt, die andere Hälfte nicht. Unser Filmkritiker hat Zweifel: "Ich habe das Gefühl, da ist sehr viel mehr gestellt, als zugegeben wird", sagt Taszman. So viele hochauflösende Kameras, die kein Mensch bemerkt haben will, die Art, wie die Gefilmten miteinander agieren, all das würde dafür sprechen, dass vieles gescriptet sei.
Der Film bediene die Klischees der "Amerika-Basher", die sowieso alles bekloppt fänden, was aus den USA komme. "Das ist mir manchmal auch zu einfach", sagt Taszman. Damit werde Sasha Baron Cohen nur die Leute abholen, die ohnehin seiner Meinung seien. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Leute, die sich als neutral sehen, oder Trump-Fans sind, sich sowas angucken. Die würden wahrscheinlich nach fünf Minuten abschalten."
(jfr)
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