Politisches Feature

"Ich schlage dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, du Affe"

Von Sabine Weber · 31.07.2007
1926 initiierte der Berliner Polizeipräsident ein bemerkenswertes Projekt. Auf insgesamt 23 Schellackplatten gaben verurteilte Verbrecher einige Lieder zum Besten und berichteten über ihre Taten.
So erklärte der Einbrecher Fritz Wald: "Ich hielt meinen Raub für gerechtfertigt, denn ich hatte ja auch Arbeit dafür zu leisten." Zudem mussten sie Sätze nachsprechen, die ursprünglich für die Erforschung von Dialekten zusammengestellt worden waren. Ziel war nicht das Archivieren von Lebensbeichten.

Vielmehr hingen Wissenschaftler schon länger der Vorstellung an, dass sich von äußeren Merkmalen auf den Charakter schließen lasse. So war Ende des 19. Jahrhunderts versucht worden, durch das Vermessen von Straftätern einen objektiven Verbrechertypus zu ermitteln. Auch von der Stimmanalyse erhoffte man sich, typische Täterprofile ableiten zu können. Zwar wurde dieses Projekt mangels eindeutiger Ergebnisse noch im selben Jahr wieder eingestellt. Doch zur nationalsozialistischen Kriminalphysiognomik und Rassenkunde wenige Jahre später war es nun nur noch ein kleiner Schritt.

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