Politisches Feature

Im Koma in die Einheit

Von Stephanie Busch · 27.06.2006
Juni 1989: Nach einem Verkehrsunfall wird Janet Oldinski schwer verletzt in eine Dresdner Klinik eingeliefert. Sie liegt im Koma, erleidet Amnesien, kann nicht mehr laufen, nicht mehr sprechen, nicht mehr schreiben. Ihr Gedächtnis ist wie ausgelöscht. Zur gleichen Zeit wird draußen im Land die Republik aus den Angeln gehoben, skandieren die Menschen "Wir sind das Volk!". Janet Oldinski bekommt von all dem nichts mit.
1969 in der DDR geboren, war sie in der Geborgenheit eines komplett durchorganisierten sozialistischen Alltags aufgewachsen, engagierte sich in der Schule bei den Pionieren, später in der FDJ. Nach dem Abitur hatte sie ein Studium begonnen, wollte Lehrerin werden. Der Unfall beendet die beginnende sozialistische Musterkarriere der jungen Frau. Janet Oldinski liegt Monate im Krankenhaus. Als sie wieder zu sich kommt, ist nichts mehr wie zuvor. Ihre Zukunft und den Staat, an den sie geglaubt hatte, gibt es nicht mehr. Sie gibt es nicht mehr.

Janet Oldinski, die heute in Köln als Diplom-Psychologin lebt, muss sich selbst neu erfinden...

Produktion: Deutschlandfunk 2006