Donnerstag, 28. März 2024

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Polizeiliche Kriminalstatistik
Misshandlung von Kindern nimmt zu

In Deutschland ist die Zahl der misshandelten Kinder vergangenes Jahr gestiegen. Das geht aus einer Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) hervor. Zugleich wurden weniger Jungen und Mädchen getötet oder sexuell missbraucht. Die Botschaft der Deutschen Kinderhilfe: "Jedes betroffene Kind ist eines zu viel."

19.05.2015
    Ein Fünfjähriger steht verzweifelt in einem Tunnel
    Die Zahl der misshandelten Jungen und Mädchen hat laut BKA zugenommen. (imago/Roland Mühlanger)
    Insgesamt starben im vergangenen Jahr 108 Kinder als Folge von Gewalt oder Vernachlässigung – knapp 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch bei sexuellem Missbrauch von Kindern gab es 2014 einen Rückgang. Allerdings ist die Zahl der Polizeilichen Kriminalstatistik zufolge weiter auf hohem Niveau: Im Schnitt wurden fast 40 Fälle pro Tag im vergangenen Jahr registriert - insgesamt 14.395 Fälle.
    Gestiegen indes ist im gleichen Zeitraum laut Polizeilicher Kriminalstatistik die Zahl der Jungen und Mädchen, die misshandelt wurden: Die Zahl der gemeldeten Fälle erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus. "Gewalttaten müssen zur Anzeige gebracht werden - wer schweigt, macht sich schuldig", forderte BKA-Präsident Holger Münch bei der Vorstellung der Statistik zu Gewalt an Kindern in Berlin.
    "Hinter jedem Fall steht eine menschliche Tragödie"
    Er betonte, dass das Leid der Opfer durch Kinderpornografie im Internet – inzwischen ein "Massenphänomen" - noch verschlimmert werde. "Hinter jedem Fall steht eine menschliche Tragödie, ein oftmals lebenslanges Trauma", mahnte Münch. Nach Angaben des BKA-Präsidenten wird derzeit an automatisierte Verfahren gearbeitet, um neue Bilder im Netz schneller zu finden.
    Der Vorsitzende der Deutschen Kinderhilfe, Rainer Becker, forderte mehr Prävention, aber auch Strafverschärfungen. Vorsätzliche Straftaten gegen Kinder müssten mit mindestens einem Jahr bestraft werden, so Becker. Zudem müssten Kinder, Eltern und pädagogische Fachkräfte regelmäßig zu Kinderrechten und Gewaltprävention aus- und weitergebildet werden. "Jedes betroffene Kind ist eines zu viel", mahnte er.
    (tj/tgs)