Dienstag, 19. März 2024

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Populismus
Ein neues Gespenst geht um in Europa

Alle analysieren, alle haben Angst vor, alle reden über: Populismus. Der Dramaturg und Theatertheoretiker Bernd Stegemann hat die populistische Rede untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen: Der liberale Populismus hat den von rechts erst stark gemacht.

Bernd Stegemann im Gespräch mit Karin Fischer | 19.02.2017
    Marine Le Pen, Parteichefin des Front National in Frankreich und Geert Wilders, Vorsitzender der niederländischen "Partei für die Freiheit", bei einem Treffen im Januar 2016.
    Vertreter des europäischen Rechtspopulismus': Marine Le Pen, Parteichefin des Front National in Frankreich und Geert Wilders, Vorsitzender der niederländischen "Partei für die Freiheit". (AFP/ Giuseppe Cacace)
    Der Populismus ist längst mehr als eine Taktik in postfaktischen Wahlkampfzeiten. Und er ist mehr als ein Ausdruck diffuser Ängste oder Entfremdungserscheinungen zwischen Politik und Bürgern. Inzwischen ist das Wort "Populismus" selbst zur Waffe geworden, als Mittel der Diskreditierung im politischen Diskurs der bürgerlichen Mitte. Der Populismus ist das neue Gespenst in Europa – und eine Gefahr: Die populistische Rede verschleiert Fakten und wirbt mit einfachen Antworten für Lösungen, die nicht einfach zu haben sind.
    Vereinfacht sei Populismus - "alles das zu formulieren, was man am Gegner blöd findet", sagte der Dramaturg und Theatertheoretiker Bernd Stegemann im DLF. Bei der Verbreitung ihrer Thesen seien vor allem drei Strategien zu beobachten:
    1. Eine Zuspitzung von Widersprüchen
    2. das Vorantreiben von Gräben zwischen einer sogenannten Elite und dem "Volk"
    3. das Benutzen einer ausgrenzenden Rhetorik
    Wer aber glaube, Populismus sei ein Phänomen, das vor allem im rechten Millieu beheimatet sei, irre, sagte Stegemann. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel nehme bisweilen klassische populistische Positionen ein.
    Bernd Stegemann, Dramaturg, Professor für Theatergeschichte und Autor.
    Bernd Stegemann - Dramaturg, Professor für Theatergeschichte und Autor . (Katrin Ribbe)
    Bernd Stegemann, Dramaturg, Professor für Theatertheorie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin und Autor vieler Bücher, analysiert diese populistische Rede, und zwar von allen Seiten. Karin Fischer hat ihn zu seinen Thesen befragt.
    Bernd Stegemann: "Das Gespenst des Populismus"
    Verlag Theater der Zeit, 14,00 Euro.