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Porträt: Alexander Bonde
Wer ist der neue Chef der Bundesstiftung Umwelt?

Er gilt als äußert konfliktfähig, dennoch wird ihm nachgesagt, bisher Diskussionen vor großem Publikum gemieden zu haben: Der ehemalige Grünen-Politiker Alexander Bonde wird zum 1. Februar Generalsekretär der als CDU-nah geltenden Bundesstiftung Umwelt. Seine Ernennung soll intern allerdings auch Unmut ausgelöst haben.

Von Uschi Götz | 31.01.2018
    Alexander Bonde gestikuliert.
    Der neue DBU-Generalsekretär: Alexander Bonde (Marijan Murat / dpa)
    Vor fast zwei Jahren endete die vielversprechende politische Karriere des Schwarzwälders Alexander Bonde. Der 42-Jährige saß ab 2002 für die Grünen im Bundestag. 2011 holte Ministerpräsident Kretschmann den gebürtigen Freiburger aus Berlin nach Baden-Württemberg. Im grün-roten Kabinett wurde er Landwirtschaftsminister, und war außerdem auch für Verbraucherschutz und Tourismus verantwortlich. Bonde war vor knapp zwei Jahren maßgeblich daran beteiligt, als bundesweit der erste grün-schwarze Koalitionsvertrag ausgehandelt wurde. Er hätte das Zeug zum Finanzminister gehabt, sagen einige bis heute. Doch überraschend kündigte er im Mai 2016 seinen Rückzug an:
    "Minister werde ich jetzt künftig nicht mehr sein. Ich bleibe euch im Landesvorstand erhalten", sagte er ein paar Tage später auf einer Landesdelegiertenkonferenz der Grünen.
    "Ob ihr mich braucht und wo ihr mich braucht, das müsst ihr entscheiden. Ihr findet mich Zuhause im Schwarzwald. Wenn ihr mich braucht, bin ich da. Glück auf."
    Hintergrund des unerwarteten Rückzugs waren Gerüchte über eine außereheliche Affäre mit einer grünen Lokalpolitikerin.
    "Stolz auf Bilanz"
    Alexander Bonde ist mit der früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Conny Mayer-Bonde verheiratet, die beiden haben drei Kinder. Das schwarz-grüne eheliche Bündnis galt dabei mit Blick auf die bundesweit erste grün-schwarze Koalition als besonders sinnbildhaft. Selbstbewusst verließ er Stuttgart Richtung Heimat:
    "Ich glaube, dass es sich gelohnt hat, sich reinzuhängen. Ich will euch sagen, ich bin stolz auf meine Bilanz als Minister."
    Er bekam dabei viel Applaus bei seiner Abschiedsrede. Tatsächlich hat er einiges im Land bewegt. Ein heiß diskutiertes, tierfschutzfreundlicheres Jagdgesetz brachte er auf den Weg. Auch hat er den Nationalpark Schwarzwald mit durchgesetzt, den ersten und einzigen Nationalpark im Land. Der Ökolandbau nahm zu, was sich in Zahlen etwa in der Hälfte seiner Amtszeit zeigte:
    "Zehn Prozent mehr Biofläche wurde für die Förderung beantragt. Also man sieht hier, Bio beginnt wieder richtig zu wachsen in Baden-Württemberg. Und wir sehen auch 260 Betriebe, die im Moment die Umstellungsförderung bekommen."
    Doch einige Biolandwirte ebenso wie Naturschutzverbände hätten sich gerade mit Blick auf die Agrarwende mehr Engagement von dem damals grünen Landwirtschaftsminister erhofft. Etliche wichtige und ökologisch drängende Themen in der Landwirtschaft, wie etwa die Frage nach einem möglichen Glyphosat-Verbot seien nicht konsequent genug im Land diskutiert worden.
    Äußerst konfliktfähig, Publikum gemieden
    Dabei gilt Bonde als äußert konfliktfähig. Allerdings behaupten frühere - ihm weniger wohlgesonnene Wegbegleiter- er habe Diskussionen vor großem Publikum gemieden. Andere trauten ihm dagegen sogar die Nachfolge von Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu.
    Auf die Frage, ob mit Bonde der richtige Mann an die Spitze der Deutschen Bundesstiftung Umwelt komme, sagte Kretschmann: "Das nehme ich an, sonst hätte sie ihn ja nicht bestellt."
    Allerdings räumte Kretschmann ein, er kenne die Bundesstiftung Umwelt nicht näher.
    "Ich kann das weder positiv noch negativ beurteilen. Aber ich nehme jetzt mal an, dass ein Minister als Geschäftsführer solch einer Stiftung grundsätzlich qualifiziert ist."
    Die DBU zählt weltweit zu den größten Umweltstiftungen. Seit ihrer Gründung in den 1990er-Jahren wurden mit über 1,7 Milliarden Euro fast 10.000 Projekte gefördert. Darunter in den Bereichen Umwelttechnik, Umweltforschung und -bildung, auch der Natur- und Kulturgüterschutz wird gefördert. Bonde tritt bei der DBU die Nachfolge von Heinrich Bottermann an, der mittlerweile Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Umweltministerium ist. Innerhalb der Stiftung soll die Personalentscheidung zugunsten Bondes in einigen Bereichen Unmut ausgelöst haben.
    An seiner Vergangenheit als Grünen-Politiker stört sich in der als CDU-nah geltenden Stiftung allerdings kaum einer. Vielmehr ist es sein abgebrochenes Verwaltungsstudium, das einige bemängeln. Als Voraussetzung für die Position des Generalsekretärs war ursprünglich ein Hochschulstudium verlangt.