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Porträt des Gitarristen Ben Monder
Ozeanische Gefühle

Ben Monder ist kein typischer Jazzgitarrist; die üblichen Bebop-Phrasen wird man von ihm vergeblich erwarten. Er überrascht vielmehr mit harmonischen Sphären und unerwarteten Melodieführungen, die den Rahmen der Klangumgebung stets verfeinern und erweitern.

Von Karl Lippegaus | 21.06.2018
    Ben Monder
    Ben Monder (Jesse Chun)
    So ist auch der Small Talk nicht sein Ding; sachliche Fragen nach dem Innenleben der Musik sind schon eher willkommen. Als ein bescheidenes Genie beschrieb ihn ein Kritiker. Lakonisch und nachdenklich, anfangs zögerlich beschreibt Ben Monder seine Gitarrenkunst, die er instinktiv und intuitiv über viele Jahre entwickelt hat. Von den Musikerkollegen außerordentlich geschätzt wird der stille New Yorker, dessen Alben die spezifische Erforschung neuer Möglichkeiten dokumentieren. Manchmal sind es Bilder aus alten Filmen, "Moby Dick" zum Beispiel, die er aus dem Gedächtnis hervorholt und ein neues Stück anregen. Mit einfachen Sätzen spricht Ben Monder über das Material - fast wie ein kauziger Schreiner oder ein Uhrmacher. Dass er kein bloßer Kunsthandwerker ist, haben ihm andere Künstler oft genug bescheinigt - Paul Motian, Guillermo Klein, Theo Bleckmann oder Maria Schneider wollten mit ihm Platten machen. Wenn er nicht an eigenen Kompositionen arbeitet, hört Ben Monder viel Bach und Coltrane, aber auch Musik von anderen Gitarristen, vor allem von Ralph Towner und Egberto Gismonti. Karl Lippegaus begleitete den amerikanischen Gitarristen auf einer Konzertreise mit einem neuen Trio, das jüngst das Album "Absence" eingespielt hat.