Donnerstag, 11. April 2024

Archiv

Porträt
Michail Fridman, ein russischer Oligarch

Mit Michail Fridman übernimmt einer der mächtigsten Unternehmer Russlands die Kontrolle über die Gasfelder vor Großbritannien. Michail Fridman, Jahrgang 1964, startete seine unternehmerische Karriere noch in der Sowjetunion mit einem Betrieb für privates Fensterputzen und mit einer Diskothek.

02.03.2015
    Beides war damals noch illegal. Nachdem private Geschäfte in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre gelockert wurden, gründete er eine Maschinenbaufirma und engagierte sich auch in anderen Wirtschaftszweigen, wie Immobilien, dem Import von Zigaretten, dem Handel mit Computern.
    Fridman ist Gründer und Vorsitzender der Alfa-Gruppe. Das ist einer der größten Industrie- und Finanzkonzerne des Landes. Der Kern des Unternehmens ist die Alfa Bank, das größte private Kreditinstitut Russlands. Die Alfa-Gruppe umfasst neben Kredit- und Emissionsbankgeschäften, unter anderem Gas und Rohstoffhandel, Baumaterial und Versicherungen. Fridman ist Vorsitzender des Direktorenrates und besitzt 36 Prozent der Anteile, ist damit der größte Aktionär der Gruppe. Außerdem ist er Vorsitzender des Direktorenrates der wichtigen Ölfirma TNK-BP. Die Alfa-Gruppe gilt als einflussreichstes Unternehmen der Putin-Ära.
    Die Geschäfte von Oligarchen, wie Michail Fridman, gehen im derzeitigen Russland nicht ohne das Wohlwollen der Regierung. Und so verfügt Fridman über allerbeste Beziehungen zu Präsident Putin. Oligarchen, die sich Putin entgegengestellt haben, sind entweder im Ausland, verhaftet oder tot.
    Damit sowohl die Unternehmen und ihre Besitzer, als auch die Mächtigen etwas davon haben, ist die Alfa-Gruppe gut mit der Macht im Kreml vernetzt. Manager und enge Freunde der Alfa-Gruppe arbeiten in der Putin Administration. Außerdem unterstützt die Alfa-Gruppe die Putin tragenden Parteien.
    Kritiker des Systems gehen davon aus, dass alle einflussreichen Wirtschaftsbosse und Oligarchen Putin an den Gewinnen beteiligen. Nachweisbar ist das nicht.
    Einer der zehn reichsten Russen
    Michail Fridman wird auf ein Privatvermögen von etwa zehn Milliarden US-Dollar geschätzt und gehört damit zu den zehn reichsten Russen.
    Seine demokratische Gesinnung und wie er mit Kritik umgeht, wurde bei einer Auseinandersetzung mit der regierungskritischen Zeitung "Kommersant" deutlich. Fridman hatte die Zeitung zu einem Schadensersatz von umgerechnet 8,5 Millionen Euro an die Alfa-Bank verklagt. Die Zeitung erschien daraufhin mit nur vier Seiten, meist weiß, und dem Urteilstext. "Auf dass es Fridman gefalle", schrieb die Redaktion.
    Fridman hat darüber hinaus zahlreiche Ämter inne: So ist er Vorstandsmitglied der Industrie und Arbeitgebervereinigung Russlands, Mitglied der Öffentlichen Kammer, einer Art Petitionsausschuss, deren Mitglieder vom Präsidenten bestimmt werden. Er ist außerdem Mitglied des Rates für Wirtschaftsbeziehungen und Vizevorsitzender des Russischen Jüdischen Kongresses.