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Porträt
Schlafen Sie gut, Herr Tucholsky! Erinnerungen an einen Hellsichtigen des Kabaretts

Im Ersten Weltkrieg war er Redakteur einer Soldatenzeitschrift und warb dort für Kriegsanleihen. Doch die persönliche Erfahrung des großen Schlachtens ließ in Kurt Tucholsky schnell eine antimilitaristische Gesinnung wachsen, die er nicht mehr aufgab. Auch seinen anderen Gegnern blieb er treu: populistischen Nationalisten, spießerseeligen Kleinbürgern und einer Justiz, die sich ihr rechtes Auge zuhält.

Von Stephan Göritz | 28.01.2015
    Der Schriftsteller Kurt Tucholsky.
    Tucholskys Texte sind bis heute aktuell. (picture alliance / dpa)
    Pointiert und oft angriffslustig formulierte er seine Positionen in Kabarettszenen, Chansons und in politischen Artikeln, die vor allem in der 'Weltbühne' erschienen. Als die Nationalsozialisten 1933 auch Tucholskys Bücher verboten und verbrannten, lebte er bereits seit vier Jahren in Schweden und blieb dort bis zu seinem frühen Tod 1935. "Schlafen Sie gut, Herr Tucholsky! Ihr Selbstmord war nicht übereilt, die Linken kultivieren ihren Sekten und die Faschisten steh’n im Wartesaal", rief der Kabarettist Werner Schneyder in den 80er-Jahren seinem Lieblingssatiriker nach. Ob Tucholsky seinem Leben wirklich bewusst ein Ende setzte oder ob er sein Schlafmittel versehentlich überdosiert hatte, ist heute umstritten. Unstrittig aber ist, dass seine Texte auch 2015 noch aufregen können.
    Produktion: DLF 2015