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Positives Votum für Transaktion
ZF Friedrichshafen AG will TRW übernehmen

Vor allem in Süddeutschland gilt sie als 'Megadeal' des Jahres: Die geplante Übernahme des US-amerikanischen Automobilzulieferers TRW Automotive durch die deutsche ZF Friedrichshafen AG. Nun haben die TRW-Aktionäre mit breiter Mehrheit der Übernahme zugestimmt.

Von Thomas Wagner | 20.11.2014
    Das Logo der ZF Friedrichshafen AG auf dem Forschungs- und Entwicklungszentrum in Friedrichshafen.
    Insgesamt will ZF für die Übernahme aller TRW-Aktien 9,5 Milliarden Euro bezahlen. (picture alliance / dpa - Felix Kastle)
    Mit einem Schlag soll der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen AG, der vor allem Getriebe und Fahrwerkskomponenten entwickelt und weltweit herstellt, zum drittgrößten Zulieferer weltweit aufsteigen, auf Augenhöhe mit großen Mitbewerbern wie Bosch oder Conti. ZF-Vorstandschef Stefan Sommer:
    "Zusammen werden wir ein Unternehmen bilden, das über 30 Milliarden Euro umsetzen wird, das sind über 40 Milliarden Dollar, und fast 140.000 Mitarbeiter beschäftigen wird."
    Bisher liegt ZF mit seinem Jahresumsatz gerade mal bei der Hälfte dieser Summe, ebenso wie TRW Automotives mit Sitz in Livonia im US-Bundesstaat Michigan. Vergangene Nacht haben die Aktionäre von TRW-Automotives die wohl größte Hürde auf dem Weg zur angestrebten Übernahme aus dem Weg geräumt: Sie stimmten, wie ZF-Sprecher Martin Demel am Nachmittag bekannt gab, mit großer Mehrheit der Übernahme zu:
    "81 Prozent der Aktionäre haben abgestimmt. Und von denen haben 97 Prozent gesagt: Ja, sie wollen an ZF verkaufen. Und das ist natürlich ein voller Erfolg."
    ZF will sich ein zukunftsträchtiges Technologiefeld zukaufen
    Der allerdings ist erklärbar: ZF bezahlt 105,6 US-Dollar pro TRW-Aktie; deren Kurs an den Börsen sich zuletzt bei rund 102 Dollar eingependelt hatten, allerdings bereits schon in den vergangenen Monaten als Folge des Übernahmeangebotes von ZF angestiegen war. Insgesamt will ZF für die Übernahme aller TRW-Aktien 9,5 Milliarden Euro bezahlen. Doch der Autozuliefer-Konzern mit Sitz am Bodensee verfolgt damit ein langfristiges strategisches Ziel: ZF gilt als führender Hersteller von Getrieben und Fahrwerkkomponenten, will aber durch die Übernahme von TRW ein zukunftsträchtiges Technologiefeld zukaufen, so ZF-Vorstandsvorsitzender Stefan Sommer:
    "Das sind vor allem im Schwerpunkt die Technologien, die sich um das Thema automatisiertes Fahren, assistiertes Fahren und integrierte Sicherheit im Fahrzeug bewegen."
    Im Zusammenspiel mit der Fahrwerk- und Getriebekompetenz des Mutterkonzerns sieht sich ZF Friedrichshafen gut gewappnet auf die Herausforderungen der Zukunft; automatisiertes Fahren spiele eine immer wichtigere Rolle. Hier habe TRW Automotives weltweit die Nase ziemlich vorne. Die Übernahme will ZF durch Bankkredite und Anteilsscheine finanzieren, hofft aber, so Konzernsprecher Martin Demel, auf schnelle Tilgungsmöglichkeiten.
    "Einen großen Teil davon wird TRW selbst bezahlen können dadurch, dass sie ihre Gewinne nicht mehr wie bisher als Dividende an die Aktieninhaber zahlen müssen. Sondern dieser Gewinn steht dann zur Verfügung zur Reduzierung der Bankverbindlichkeiten, die wir aufnehmen."
    Beide Unternehmen gemeinsam erwirtschaften derzeit 1,5 Milliarden Euro im Jahr. Mit der operativen Übernahme von TRW durch die ZF Friedrichshafen AG wird bis Mitte kommenden Jahres gerechnet. Bis dahin müssen die Kartellbehörden in allen Ländern zustimmen, in denen TRW und ZF bislang vertreten sind. Große Probleme sieht Unternehmenssprecher Demel hierbei aber nicht.
    "Die Produkte der beiden Firmen ergänzen sich ganz gut. Das heißt: Es gibt fast keine Überschneidungen. Und insofern glauben wir, dass die Freigabe durch die Wettbewerbsbehörden zügig im nächsten Jahr erfolgen wird."