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Postfaktische Forschung
US-Wissenschaft wappnet sich gegen Trump

Im Wahlkampf bezeichnete Donald Trump den Klimawandel als einen Schwindel, den sich die Chinesen ausgedacht hätten. Jetzt ist er Präsident und die Klimaforscher wappnen sich: Wenige Tage nach der Wahl begannen sie damit, öffentliche Klimadaten auf unabhängige Server zu kopieren.

Von Joachim Budde und Lennart Pyritz | 19.02.2017
    US-Präsident Donald Trump hält eine Pressekonferenz im Weißen Haus.
    Trump hält den Klimawandel für eine Erfindung der Chinesen - US-Forscher sind alarmiert. (imago / UPI Photo)
    Von Joachim Budde
    Als Barbara Schaal, die Präsidentin der American Association for the Advancement of Science, kurz AAAS, am ersten Abend auf die Bühne im Hynes Convention Center in Boston tritt, erklärt sie, wie das diesjährige Motto des Jahrestreffens ihrer Organisation entstanden ist: Serving Society through Science Policy - Forschungspolitik im Dienst der Gesellschaft.
    "Das Motto haben wir schon vor mehr als einem Jahr gewählt, weil wir wussten, dass die Vereinigten Staaten heute ganz am Anfang einer neuen Regierung stehen würden. Und jede neue Regierung bringt Veränderungen mit sich, da ist immer ein Gefühl von Ungewissheit – sogar wenn Demokrat auf Demokrat folgt oder Republikaner auf Republikaner. Natürlich denke ich, dass niemand vorhersehen konnte, wie groß die Ungewissheit dieses Mal sein würde. Und das ist eine Herausforderung."
    Wie sehr sich Wissenschaftler aller Disziplinen herausgefordert fühlen, zeigt sich schon jetzt. Während die Nachrichtenkanäle im US-Fernsehen Bilanz ziehen nach den ersten hundert Tagen seit der Wahl Donald Trumps, haben Wissenschaftler und die Vertreter ihrer Organisationen die ersten Schritte im Amt mit Argusaugen beobachtet.
    Wissenschaft ist über Trump fassungslos
    Geradezu fassungslos stehen sie einem Mann gegenüber, der immer genau das sagt, was sein Publikum hören möchte, selbst wenn er sich binnen weniger Tage widerspricht und "alternative Fakten" präsentieren muss. Barbara Schaal sieht das mit großer Sorge:
    "Die Tatsache, dass wir über alternative Fakten sprechen müssen, ist zutiefst verstörend. Politik muss auf Tatsachen fußen. Diese Art der Kommunikation, in der Fakten weggelassen, verändert oder kleingeredet werden, ist sehr besorgniserregend."
    Welche Sichtweise Donald Trump auf die Wissenschaft hat, zeigt sich auch in seiner Personalwahl. William Happer, Physiker von der Universität Princeton und heiß gehandelter Kandidat für den Posten als Wissenschaftsberater im Weißen Haus, sagte vor wenigen Tagen, die "sogenannte Klimaforschung sei eher eine Art Kult". Und am Freitag hat der Senat Scott Pruitt als Chef der Environmental Protection Agency (EPA) bestätigt, einen Mann, der die Umweltschutzbehörde bislang bekämpft hat.
    Solche Entwicklungen beunruhigen vor allem Wissenschaftler, die in Bundesbehörden wie der EPA, aber auch in den Gesundheitsbehörden, bei der NASA oder beim staatlichen Wetterdienst arbeiten. Ihnen hatte Donald Trump direkt nach seiner Vereidigung etwa die Kommunikation über soziale Medien verboten, sagt Robert Cook-Degan, Professor an der Arizona School for the Future of Innovation and Society.
    "Solche Maulkörbe hat es schon häufiger gegeben, besonders, wenn sich die Parteien im Weißen Haus abgelöst haben. Diesmal ist die Angst jedoch größer. Kein Bundesbeamter möchte in einem von Trumps Tweets auftauchen. Die Selbstkontrolle wird größere Ausmaße annehmen als bei früheren Regierungen. Ich würde als Bundesbeamter auch den Kopf einziehen und den Mund halten, wenn ich politisch unliebsame Daten hätte."
    Atmosphäre der Angst
    Zur Atmosphäre der Angst hat Anfang Januar auch einer der ersten Akte des neuen Kongresses beigetragen: die Wiedereinsetzung der Holeman Rule. Sie erlaubt dem Repräsentantenhaus, das Gehalt einzelner Beamter auf einen Dollar zu reduzieren.
    Erste Hinweise auf die konkreten Pläne der neuen Regierung in Sachen Forschung und Entwicklung erwarten die Beobachter schon bald, sagt Bill Bonvillian, der bis vor Kurzem das Washingtoner Büro des Massachusetts Institute of Technology geleitet hat.
    "Ich glaube, Forscher und Ingenieure in den USA brauchen sich dafür nur den Haushaltsentwurf für 2018 anzusehen. Dort werden all diese Themen behandelt werden."
    Er erwarte umfangreiche Einsparungen in so gut wie allen Bereichen, schließlich habe Donald Trump im Wahlkampf Steuersenkungen versprochen. Zwei große Forschungsgebiete dürften aber unangetastet bleiben, glaubt Bill Bonvillian.
    "Da ist einmal der Bereich Verteidigung, der große Teile der US-Forschung finanziert. Das zweite Feld ist die Biomedizin. Beide Parteien wollen Hirnleiden und Krebs bekämpfen. Es mag Kürzungen bei vielen Forschungsbehörden geben, aber Verteidigung und Biomedizin dürfte es weiter gut gehen."
    Barbara Schaal, die Präsidentin der AAAS, weist zum Ende ihrer Ansprache auf die Bedeutung hin, die Wissenschaft für alle Lebensbereiche hat.
    "Wissenschaft ist ein öffentliches Gut. Und sie ist entscheidend für das Funktionieren der Regierung, das Wohl der Bürger, die Gesundheit unserer Wirtschaft und die Gesundheit unseres Planeten. Es ist unsere Pflicht als Wissenschaftler und Bürger, uns dafür einzusetzen. Treten sie der AAAS bei, seien Sie eine Macht für die Wissenschaft."

    "Sehr impulsiv und kann sich schlecht regulieren"

    Trump-Tweet: "Windparks sehen nicht nur abscheulich aus, schlimmer noch, sie sind schlecht für die Gesundheit der Menschen."
    Donald Trump hat seine Haltung gegenüber der Wissenschaft nicht nur in Tweets deutlich gemacht. Umgekehrt ist aber auch Blick der Forschung aus Trump inteeressant. Was sind seine Persönlichkeitsmerkmale? Dan McAdams im Gespräch mit Lennart Pyritz.
    Lennart Pyritz: Dafür habe ich vor der Sendung mit Dan McAdams telefoniert. Er ist Professor für Psychologie an der Northwestern University in Chicago. 2011 hat er eine psychologische Biografie über George W. Bush vorgelegt. Im vergangenen Jahr – vor der Wahl – einen langen Text mit dem Titel "Inside the mind of Donald Trump" im US-Magazin "The Atlantic".
    - Meine erste Frage war: Auf welcher Grundlage basiert ihre psychologische Analyse?
    Dan McAdams Ich habe Herrn Trump nie persönlich getroffen. Die Zeitschrift "The Atlantic" wollte damals ein Interview arrangieren, aber seine Leute waren daran nicht interessiert. Ich habe Biografien über Trump gelesen und mich bemüht, möglichst objektive öffentliche Quellen zu nutzen: über seine persönliche Entwicklung, seine Karriere im Reality-TV und in der Wirtschaft. Und dann stütze ich mich auf Erkenntnisse der Persönlichkeits-, Entwicklungs- und Sozial-Psychologie. Ich gebe hier keine Diagnose oder beurteile seine klinische Gesundheit. Ich versuche, den Menschen Trump zu verstehen und darüber abzuschätzen, wie seine Präsidentschaft verlaufen könnte.
    US-Präsident Donald Trump während einer Pressekonferenz im Weißen Haus
    US-Präsident Donald Trump (afp / Nicholas Kamm)
    Pyritz: Auf der Grundlage Ihrer Recherchen: Welche Wesenszüge prägen Trumps Auftreten?
    "Persönlichkeitseigenschaften zeigt er schon seit er ungefähr sieben ist"
    McAdams Diese Persönlichkeitseigenschaften zeigt er schon seit er ungefähr sieben ist. Er hat eine extrem extrovertierte, sozial dominante Art und ist gleichzeitig extrem unverträglich. Ich denke, im öffentlichen Leben in den USA gibt es derzeit niemanden, der deutlicher für diese Wesenszüge steht als Herr Trump. Auch als Präsident hat er sich nicht sehr verändert: Morgens twittert er wie früher ein paar ziemlich grobe Botschaften. Ich sehe da eigentlich keine Mäßigung.
    Pyritz: Können Sie ein Beispiel für dieses Verhalten geben, das Trump in der Öffentlichkeit gezeigt hat?
    McAdams Denken wir an Trumps erste Pressekonferenz im Januar. Er stellt sich dort hin und weiß, worüber er reden will. Und er pflügt einfach durch. Wenn jemand der Interviewer ihm eine schwierige Frage stellt, ignoriert er die oder er geht darüber mit einer aggressiven Antwort hinweg.
    Pyritz: Sie haben Trumps Persönlichkeit als psychologische Falle beschrieben, aus der er selbst nicht entkommen kann. Was meinen Sie damit?
    McAdams Ich denke, diese Falle hängt mit zwei unterschiedlichen Kräften zusammen, die in Trumps Persönlichkeit aufeinandertreffen. Auf der einen Seite ist er sehr impulsiv und kann sich schlecht regulieren. Wenn ihn jemand beleidigt, ist sein erster Impuls, stark zurückzuschlagen. Die zweite Kraft entsteht aus Trumps Lebensphilosophie. Für ihn ist die Welt ein gefährlicher, angsteinflößender und gemeiner Ort. Und um darin zu überleben, musst Du kämpfen. Er hat also einen ideologischen Grund, zurückzuschlagen. Diese Lebensphilosophie verstärkt also den Impuls, den er ohnehin hat.
    Pyritz: Sie haben auch geschrieben: Donald Trump spielt immer Donald Trump, der kämpft, um zu gewinnen, aber nicht weiß, warum. Was bedeutet das für seine Präsidentschaft?
    McAdams Wenn Sie in seiner Gegenwart sind, wirkt es manchmal so, als sei er nicht real. Als spiele er nur eine Rolle, wie ein Schauspieler. Auf meiner psychologischen Suche wollte ich hinter die Fassade des Schauspielers blicken: Was sind seine Ziele, seine Motivation? Man findet auch etwas – allerdings weit weniger, als man vielleicht erwartet. Man findet narzisstische Beweggründe, ein autoritäres Wertesystem und seine kämpferische Lebensphilosophie. Die Rolle des Schauspielers entspricht also ziemlich genau dem, was man auch hinter der Maske findet. Allerdings: Wenn wir kämpfen, wollen wir normalerweise für einen bestimmten Zweck gewinnen. Herr Trump kämpft meiner Meinung nach nur, um zu gewinnen. Da gibt es keine Sammlung von Prinzipien, keine Vision für das Land oder eine Überzeugung, was ein gutes Leben in Amerika ausmacht.
    Pyritz: Beeinflusst Trumps Persönlichkeit auch in besonderer Weise seine Haltung gegenüber Fakten, gegenüber der Wissenschaft?
    "Trump verkörpert einen bestimmten Anführer-Typ"
    McAdams Trump verkörpert einen bestimmten Anführer-Typ – jemanden, der zuallererst an Dominanz glaubt. Und für einen dominanten Anführer ist Expertenwissen in der Gesellschaft nutzlos, wenn es nicht seiner eigenen Agenda dient. Donald Trump ist also nicht wirklich Anti-Wissenschaft. Er würde sicher Forschungserkenntnisse begrüßen, die seine Haltung und seine Macht untermauern. Aber er hat keinen großen Respekt für Wissenschaft im Allgemeinen. Und anders als Forscher ist er nicht wirklich neugierig, wie die Welt funktioniert. Nicht, dass Trump nicht intelligent wäre. Er hat nur kein Interesse für wissenschaftliche Methoden und nicht wirklich viel Ehrfurcht vor der Idee, dass es objektive, empirische Fakten gibt. Wissenschaft funktioniert für ihn nur so lange, wie sie seinen Zwecken dient.
    Pyritz: Sie haben Parallelen ausgemacht zwischen psychologischen Merkmalen von Donald Trump und einem anderen US-Präsidenten: Andrew Jackson. Wie ist dessen Präsidentschaft ausgegangen?
    McAdams Da schauen wir jetzt ganz weit zurück. Andrew Jackson war siebter Präsident der Vereinigten Staaten, um 1829. Und in seinem Fall gibt es Ähnlichkeiten zu Donald Trump: Auch er ist sozial dominant. Und – noch wichtiger – sie haben beide einen Outsider-Status. Beide sind Populisten. Beide kommen nach Washington, getragen von einer starken populistischen Basis. In den 1820er-Jahren machten sich die Menschen Sorgen. Ähnliche Sorgen bereitet den Menschen jetzt Trump: Dass er ein autoritärer Anführer werden könnte, dass er demokratische Institutionen nicht ernst nimmt. Wenn wir jetzt das Vermächtnis von Jacksons Präsidentschaft anschauen, ist das ein gemischtes Bild. Zum einen wurde er in den Jahren danach heftig kritisiert für seinen brutalen Umgang mit den Ureinwohnern. Auf der anderen Seite ist er nicht der Demagoge geworden, den die Menschen befürchtet haben. Es bleibt abzuwarten, was für ein Vermächtnis Donald Trump haben wird.

    New Yorker demonstrieren gegen Trumps Kabinett, zu dem auch Personen gehören, die bestreiten, dass es einen Klimawandel gibt. Eine Frau hält ein Schild in der Hand, auf dem steht: "Earth needs thinkers not deniers". Die Erde braucht Denker, keine Leugner. 
    New Yorker demonstrieren gegen Trumps Kabinett, zu dem auch Personen gehören, die bestreiten, dass es einen Klimawandel gibt. (imago / Erik McGregor)

    Gegenstrategien der Wissenschaft

    Angst und Sorge, die haben Trumps Auftreten und viele Entscheidungen seines Teams ausgelöst. Es ist, als ob die Wissenschaft sich kurz schütteln musste, um zu begreifen, dass diese Dinge unter der neuen Regierung tatsächlich geschehen. Wehrlos steht sie Maulkorberlässen und politischer Einflussnahme allerdings nicht gegenüber. Und der Widerstand ist erwacht. Von Joachim Budde.
    Die Wissenschaft geht auf die Straße. Am 22. April, am "Tag der Erde", wollen in vielen amerikanischen Städten und rund um den Globus Menschen mit Protestmärschen ein Zeichen setzen für freie Forschung und Orientierung an Fakten. Ein Novum, findet Rush Holt, der Generaldirektor der AAAS:
    "Erstmals seit 50 oder 60 Jahren gibt es eine spontane Bewegung, um die Idee der Wissenschaft zu verteidigen. Es geht dabei nicht um Geld oder gegen Atomtests, sondern darum, über das Wesen und die Bedeutung der Wissenschaft zu sprechen. Das ist wirklich bemerkenswert. Wir hoffen, diese Märsche werden den Menschen zeigen, dass Wissenschaftler nicht eine Gruppe von vielen sind, die bloß für ihre Arbeitsplätze streitet."
    Er bekomme dieser Tage viele Anrufe von Kollegen, die in die Politik gehen wollten. Der Physiker hat selbst 16 Jahre lang für die Demokraten im Kongress gesessen.
    "Ich rate diesen Leuten: Macht es. Es ist nicht einfach, aber es lohnt sich. Das ist natürlich ein großer Schritt, den nicht jeder gehen kann. Aber jeder kann der Öffentlichkeit deutlich machen, dass Wissenschaft mehr ist als Entdeckerlust, mehr als neue Produkte wie Smartphones oder selbstfahrende Autos. Wissenschaft verbessert die Lebensqualität, weil sie vor Irreführung schützt und die Meinungsbildung unterstützt. Darüber kann jeder reden."
    Wege, anonym Interna zu verbreiten
    Auf freie Meinungsbildung setzen auch Wissenschaftler in den Bundesbehörden. Kaum war die Maulkorb-Verordnung durch Donald Trump in Kraft, entstanden beim Kurznachrichtendienst Twitter zahlreiche Accounts, über die Behördenmitarbeiter anonym Interna verbreiteten, sagt Gretchen Goldman, Forschungsdirektorin der Union of concerned Scientists, der Vereinigung besorgter Wissenschaftler:
    "Wissenschaftler haben viele Möglichkeiten, Dinge aus den Bundesbehörden hinauszutragen und gleichzeitig sich selbst und ihre Jobs zu schützen. Die Union of Concerned Scientists hat zum Beispiel Wege eingerichtet, über die sie sicher und anonym Tipps und Dokumente von Forschern erhalten kann. Wir erwarten, dass solche Leaks künftig eine große Rolle spielen werden. Und dass die Regierung das nicht in dem Maße wird kontrollieren können, wie sie möchte."
    Die Wissenschaftlervereinigung existiert bereits seit 1969 und hat schon unter George W. Bush ähnliche Arbeit geleistet. Bei aller Sorge – es gebe im amerikanischen System der Checks-and-Balances Mechanismen, um die Forscher zu schützen, sagt Gretchen Goldman:
    "Die Obama-Regierung hat in den Bundesbehörden Maßnahmen für wissenschaftliche Integrität eingeführt. In vielen Behörden gibt es spezielle Beamte, die darüber wachen, dass wissenschaftliche Ergebnisse angemessen in die Entscheidungsfindung einfließen und Forscher ihre Resultate in den Medien präsentieren können."
    Diese Mechanismen auszusetzen, dürfte der neuen Regierung nicht ohne Weiteres gelingen, sagt Gretchen Goldman. In anderen Bereichen werden wirtschaftliche Zwänge große Veränderungen verhindern. Zum Beispiel bei den erneuerbaren Energien. Schon heute arbeiten in diesem Bereich in den USA vier mal so viele Menschen wie in der Kohleindustrie. Und hinter dem Niedergang der Kohle stecke nicht etwa die Obama-Regierung, sagt Atul Ayra, leitender Energiestratege bei der Unternehmensberatung IHS Markit:
    "Es gab keinen Krieg gegen die Kohle unter Obama. Die Kohle in Nordamerika ist zurückgegangen, weil Erdgas so viel billiger war und reichlich vorhanden ist – nicht zuletzt wegen der Schiefergasgewinnung. Diese Entwicklung wird weitergehen."
    System nicht mit Deutschland vergleichbar
    Eher als die Kohle könne die Kernenergie einen neuen Schub erhalten. Und dann sind da die Besonderheiten des amerikanischen Politikbetriebes selbst, der anders funktioniert als in Deutschland, sagt Max Vögler. Er leitet das Nordamerikabüro der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Washington D.C.:
    "Ein wichtiger Vergleich ist, glaube ich, dass in Deutschland, wenn so jemand wie Trump an die Macht käme, er sehr viel mehr Möglichkeiten hätte, sein Programm durchzusetzen als in USA. Und hier sieht man schon jetzt, dass, indem er stottert, auf einmal der Kongress schon anfängt, Schwäche zu riechen und sein eigenes Programm mehr in den Mittelpunkt stellt, und die Justiz auch knabbert. Ich glaube dieses Gegeneinanderarbeiten, so etwas kann es in Europa nicht so stark geben. Und es gibt viele, die hier die Wissenschaft und auch die politischen Ziele verfolgen. Hoffnung, weil man denkt, was auch immer er machen will – so ganz wie er es machen will, wird er das nicht durch kriegen."
    Auch Rush Holt, der AAAS-Generalsekretär, hält die Kontrollmechanismen in Washington für wirksam.
    "Unsere Verfassung ist vom Wesen her ganz wissenschaftlich. Die Väter der Verfassung dachten wie Wissenschaftler. Sie entwarfen ein System, das sich selbst korrigiert. Das vergessen wir manchmal. Das funktioniert aber nur über die Öffentlichkeit, nicht über Verwaltung oder Gesetzgebung. Die Öffentlichkeit muss auf die Volksvertreter einwirken oder in anderer Weise protestieren. Darum glaube ich, muss unsere Aufmerksamkeit nicht so sehr auf Donald Trump und seine Regierung gerichtet sein, sondern auf die Öffentlichkeit.

    Wählerschaft der Wissenschaft überdrüssig

    Rainer Bromme im Gespräch mit Lennart Pyritz
    Nasa stellt Projektion zum Klimawandel ins Netz
    NASA Projektion: Die Sache mit dem Klimawandel ... Trumps Wählerschaft interessiert nicht, was die Wissenschaft sagt. (dpa/picture-alliance/Nasa)
    Trump-Tweet: "Dieser sehr teure Erderwärmungs-Bullshit muss aufhören. Unser Planet erfriert, Rekordtieftemperaturen, und unsere Globale-Erwärmungs-Forscher stecken im Eis fest."
    Der Warnungen von Umweltschützern und Klimaforschern überdrüssig – so wirkt Trumps Wählerschaft. Sie markiert Tweets, wie den gerade gehörten, tausendfach mit "gefällt mir". Wissenschaft und Teile der Öffentlichkeit haben sich offenbar entfremdet. Zum Hintergrund und zu Therapie-Möglichkeiten dieser Beziehungskrise habe ich vor der Sendung mit Rainer Bromme telefoniert. Er ist Psychologie-Professor an der Universität Münster und hat 2014 auf der AAAS ein Symposium organisiert zum Thema: "How to (Re)build Informed Trust in Science?"
    >>Interview nicht verschriftlicht, kann aber im Audio mitgehört werden.<<