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Prähistorische Nachbarschaft
Wer lebte wann in der Denisova-Höhle?

Sowohl Denisova-Menschen als auch Neanderthaler haben die Denisova-Höhlen in Sibirien bewohnt. Bisher war unklar, ob auch zur gleichen Zeit. Forscherteams haben nun die Knochenfunde in den Sedimentschichten analysiert und herausgefunden, was sich dort vor vielen Tausenden von Jahren abgespielt hat.

Von Christine Westerhaus | 31.01.2019
    Eine Holztreppe führt in ein graues, mit zum Teil grünen Pflanzen bewachsenes Felsgebilde
    Die letzten Denisovaner haben vor 50.000 Jahren in der Höhle gelebt. (dpa/picture alliance/B. Viola)
    Aus der Sicht eines Frühmenschen ist die Denisova-Höhle vermutlich ein idealer Wohnort: Sie liegt auf einer Anhöhe und erlaubt einen weiten Blick über die Landschaft. Auch Trinkwasser gibt es dort reichlich: In der Nähe fließt ein Fluss mit sauberem Wasser.
    "Wir arbeiten oft in Höhlen in denen wir überhaupt keine menschlichen Überreste finden. Diese Höhle bietet eine seltene Gelegenheit, denn hier gab es offenbar mehrere Besiedlungen. Die Menschengruppen kamen und gingen. Und das über viele Jahrtausende. Man kann nicht anders, als sich die Aussicht von der Höhle auf den Fluss anzuschauen und zu denken: An diesem Platz kamen vor 300.000 Menschen an. Sie waren auf Jagd, sie hatten Familien und sie wurden auch selbst von Tieren gejagt. Wir sehen oft, dass menschliche Knochen abgenagt wurden und wir denken, dass dies das Werk von Hyänen ist."
    Katerina Douka vom Max-Planck Institut für Menschheitsgeschichte in Jena und ihre Kollegen haben nun die abwechslungsreiche Besiedlungsgeschichte der Höhle rekonstruiert. Mithilfe neuerer Datierungsmethoden haben sie Knochenfunde in verschiedenen Sedimentschichten analysiert und so herausgefunden, wer dort wann gehaust hat.
    Knochenbefunde geben keine konkreten Hinweise auf die Art des Zusammenlebens
    Etwa 80.000 Jahre lang haben die beiden Menschenformen also gleichzeitig in der Region gelebt. Ob es ein friedliches Zusammenleben war, oder ob Denisovaner und Neandertaler um die Vorherrschaft in dem Gebiet und um das Wohnrecht in der Höhle gekämpft haben, ist jedoch unklar.
    "Anhand unserer Daten können wir das nicht sagen. Unsere russischen Kollegen vermuten zwar, dass die Denisovaner die Hauptbewohner waren und die Neandertaler eher aggressiv in die Höhle eingedrungen sind. Aber unsere Knochenfunde geben keine Hinweise auf tätliche Auseinandersetzungen, weil sie einfach viel zu klein und fragmentiert sind".
    Denisova-Mensch und Neanderthaler zeugten auch Kinder
    Dass die Zusammentreffen zwischen beiden Menschengruppen nicht ohne Folgen geblieben sind, beweist aber ein Knochenfund, der voriges Jahr präsentiert wurde. Er stammt von einem Mädchen, das vor etwa 90.000 bis 100.000 Jahren in der Höhle gelebt hat. Der Vater des Mädchens war Denisovaner, seine Mutter Neandertalerin. Ob dieses Kind das Ergebnis einer Liebesbeziehung oder Vergewaltigung ist, werden die Forscher vermutlich nie herausfinden. Doch die Denisova-Höhle hält noch viele spannende Details über die Geschichte unserer Vorfahren bereit, schreibt der Archäologe Robin Denell von der Universität von Exeter in einem Kommentar zu dem jetzt im Fachmagazin Nature erschienenen Paper.
    "Dies ist das erste Mal, dass wir solche Informationen über die Besiedlung der Denisova Höhle durch Neandertaler und Denisovaner erhalten haben. Es gibt noch vieles, was wir aus dieser Höhle lernen können. Und die Forschungsarbeit, die Douka und ihre Kollegen geleistet haben, bilden eine wichtige Basis für weitere Untersuchungen".
    Älteste prähistorische Kunstgegenstände gefunden
    Neben Knochenfunden haben Katerina Douka und ihre Kollegen auch prähistorische Schmuckgegenstände analysiert: Anhänger aus Knochen und durchbohrte Tierzähne, die die Forscher den Denisovanern zuordnen. Sie sind zwischen 43.000 und 49.000 Jahre alt. Und damit die ältesten prähistorischen Kunstgegenstände, die bisher in Eurasien gefunden wurden.
    "Durchaus. Das ist ja auch so ein Gedanke, den wir dahinter hatten, eben ein Barriereelement zu haben, was gleichzeitig einen positiven Einfluss auf das Stadtklima, auf die Stadtökologie hat. Wenn ich damit dann eben im Falle einer Explosionsbelastung da noch einen Beitrag leisten kann, dann haben Sie im Prinzip ein Add-On für Ihre Schutzwirkung erreicht."