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Präsentation des iPhone 7
Ärger über fehlende Kopfhörerbuchse

Der US-Konzern Apple hat in San Francisco seine neuen Produkte präsentiert, unter anderem das iPhone7. Es soll schneller, schöner und besser sein. Umstritten ist aber der Verzicht auf die klassische Kopfhörer-Buchse.

Von Wolfgang Stuflesser | 08.09.2016
    Ein Mann betrachtet ein schwarzes Apple iPhone.
    Apple wagt beim iPhone 7 etwas mit der Kamera. (AFP/Josh Edelson)
    Apple gibt - und Apple nimmt: Das neue iPhone soll schneller, schöner, besser sein - doch Apple verzichtet auf den klassischen Kopfhörer-Anschluss. Als Grund nennt der zuständige Manager Phil Schiller den gewonnenen Platz im Gehäuse:
    "Unsere Smartphones sind vollgepackt mit Technik, und wir wollen alle noch mehr: größere Akkus, schnellere Chips, Stereolautsprecher - einen uralten Anschluss zu behalten, ergibt keinen Sinn, denn dieser Platz ist kostbar.”
    Es ist die vermutlich kontroverseste Neuerung beim nächsten iPhone-Modell. Denn der Anschluss hat sich eigentlich bewährt - es gibt ihn in ähnlicher Form sage und schreibe schon seit 1878, als er zum Schalten von Telefonverbindungen eingesetzt wurde. Doch Apple hat schon früher gern kurzen Prozess gemacht: Der erste iMac hatte 1998 kein Diskettenlaufwerk mehr, und beim Macbook Air fehlte 2008 der Netzwerk-Anschluss. Es gehe um den Mut, etwas Neues zu machen, formulierte es Phil Schiller etwas pathetisch.
    Apple wird dem iPhone 7 einen Kopfhörer mit Lightning-Anschluss beilegen, das ist die kleine Buchse unten am Gerät, über die es auch geladen wird. Auch ein Adapter, um vorhandene Kopfhörer anzuschließen, liegt bei. Doch eigentlich sieht Apple die Zukunft eher in Kopfhörern, die sich drahtlos mit dem Telefon verbinden. Das nun vorgestellte Modell dieser Art von Apple selbst kostet allerdings knapp 180 Euro - gut fünf Mal so viel wie bislang die weißen Standard-Stöpsel. Und über die Kopfhörerfirma Beats, die seit zwei Jahren zu Apple gehört, verdient der Konzern daran mit, wenn sich die Kunden nun scharenweise neue Kopfhörer kaufen. Technik-Journalist Andy Ihnatko:
    "Ich fand es ziemlich peinlich, dass sie das Ganze einen ‘mutigen Schritt’ genannt haben - der Grund, warum es den Anschluss schon so lange gibt, ist einfach, dass er zuverlässig funktioniert. Wir behalten ja auch das Lenkrad im Auto, obwohl es das schon eine Weile gibt.”
    Was Apple geflissentlich verschweigt: Die Firma hält die Rechte am Lightning-Anschluss - wenn ein anderes Unternehmen Lightning verwenden will, muss es an Apple erhebliche Lizenzgebühren zahlen. Das sieht bei Standards wie USB oder auch der klassischen Kopfhörer-Klinke anders aus, sagt Technik-Journalist Leo Laporte:
    "Ich glaube nicht, dass man das Entfernen eines Standards rechtfertigen kann, der überall im Einsatz ist und von einer breiten Vielfalt von Geräten unterstützt wird. Für mich sieht es so aus, als wollte Apple seinem Lizenzmodell den Vorzug geben. Sonst hätten sie vielleicht einen offenen Standard wie USB-C unterstützen können. Sie setzen voll auf den proprietären Anschluss.”
    Apple musste nachziehen
    Und was hat das iPhone 7 sonst noch zu bieten? Optisch ähnelt es seinem Vorgänger sehr, bis auf zwei neue, schwarze Lackierungen, matt und glänzend, die das alte "Space Grau" ersetzen. Der Prozessor ist natürlich schneller, der Akku hält länger - und das neue iPhone ist wasser- und staubgeschützt. Da musste Apple nachziehen, weil Konkurrenten das schon länger bieten. Etwas Neues wagt Apple bei der Kamera.
    Beim größeren iPhone 7 Plus sind künftig auf der Rückseite zwei Kameras nebeneinander eingebaut - mit zwei verschiedenen Objektiven, eins Weitwinkel, eins Tele. So kann der Nutzer zum einen das Bild heranzoomen, ohne dass die Qualität leidet, zum anderen will Apple mit einiger Nachbearbeitung der beiden Fotos den sogenannten Bokeh-Effekt hochwertiger Porträtfotos imitieren: Dass nur der Vordergrund scharf ist, während der Hintergrund bewusst verschwimmt. Apple wolle nicht, dass die Leute ihre Spiegelreflex-Kameras wegwerfen, sagte Phil Schiller - doch dies sei die beste Kamera, die Apple je für ein iPhone entwickelt habe.
    Die Preise der iPhone-7-Versionen entsprechen denen des Vorgängers 6s - dafür packt Apple aber jeweils doppelt so viel Speicher ins Gerät. Ab Mitte September sollen die ersten neuen iPhones ausgeliefert werden.
    Neue Version von Apple Watch
    Auch die Apple Watch wird es zu diesem Zeitpunkt in einer neuen Version geben - mit hellerem Bildschirm und schnellerem Prozessor. Und auch die Uhr wird künftig wasserdicht sein. Damit könnte sich Apple zum Beispiel Schwimmer als neue Kundengruppe erschließen. Zumindest betonte der zuständige Manager Jeff Willliams, wie viel Arbeit seine Firma in die Entwicklung gesteckt hat.
    "Wir haben mehr als 700 Schimmer analysiert, um eine Methode zu finden, die Ihnen möglichst genau anzeigt, wie viele Kalorien sie beim Schwimmen verbraucht haben.”
    Außerdem hat die neue Apple Watch einen GPS-Empfänger eingebaut, damit Jogger ihre Laufstrecke aufzeichnen können, ohne ständig das iPhone mitzuschleppen.