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Präsentschaftskandidat spaltet die Republikaner
"Wir sollten Donald Trump sagen, er möge zur Hölle fahren"

Mit seinem Vorschlag, keine Muslime mehr in die USA einreisen zu lassen, hat der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump den Bogen wohl überspannt. Alle führenden Politiker der Partei und auch Kirchenverbände stellten sich geschlossen gegen ihn. Aber Trump bleibt stur und droht: Er brauche keine Partei, um zu kandidieren.

Von Marcus Pindur | 09.12.2015
    Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung
    Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung (dpa / picture-alliance / Jim Lo Scalzo)
    Donald Trump wehte schon des Öfteren der Wind ins Gesicht für seine kruden, teils fremdenfeindlichen, teils absurden Äußerungen. Doch das waren allenfalls laue Brisen, verglichen mit dem Sturm der Empörung, in dem der Präsidentschaftsaspirant jetzt steht – und zu einem großen Teil weht der Wind aus seiner eigenen Partei, den Republikanern.
    Paul Ryan, als Sprecher des Repräsentantenhauses einer der mächtigsten Politiker der USA und selber ehemaliger Vizepräsidentschaftskandidat ging einen ungewöhnlichen Schritt. "Normalerweise äußere ich mich nicht zum Präsidentschaftswahlkampf. Heute mache ich eine Ausnahme. Was da gestern vorgeschlagen wurde, hat nichts mit Konservatismus zu tun. Das sind nicht die Werte, für die die republikanische Partei steht, und wichtiger noch, das sind nicht die Werte, für die unser Land steht."
    Weißes Haus reagiert scharf
    Eine politische Breitseite des republikanischen Establishments gegen den Quereinsteiger Donald Trump. Der Milliardär hatte unter großem Beifall seiner Anhänger vorgeschlagen, keine Muslime mehr in die USA einreisen zu lassen. Egal ob Flüchtlinge, Asylbewerber, Green-Card-Besitzer, Geschäftsreisende oder Touristen: Donald Trump will über Jahre hinweg alle Muslime aussperren – bis der islamistische Terrorismus besiegt sei – was bekanntermaßen ja noch länger dauern kann.
    Das Weiße Haus reagierte mit größter Schärfe. Die Forderung Trumps widerspreche der Verfassung und disqualifiziere den Milliardär, Präsident zu werden. Trumps Kampagne komme aus dem Abfalleimer der Geschichte, sagte Obamas Sprecher Josh Earnest. "Die hohlen Phrasen, die leeren Slogans, die blanken Lügen, das falsche Haar, die karnevaleske Bellerei, das kennen wir alles. Die Frage ist jetzt: Wird der Rest der Republikanischen Partei jetzt auch von ihm in den Abfalleimer der Geschichte gezogen?"
    Trumps republikanische Konkurrenten beeilten sich, diesem Zug zu entgehen. Jeb Bush bezeichnete Trump als durchgedreht. Carly Fiorina hat mit Trump sowieso eine Rechnung offen, seitdem er über ihr Gesicht gelästert hatte. Donald Trump ziele stets auf die niedersten Instinkte und die Ängste der Menschen.
    Trump hält sich wohl für Gott
    Der moderate Republikaner Lindsey Graham nahm ebenfalls kein Blatt vor den Mund und spielte auf Trumps Wahlkampfslogan an. "You know how to make America great again? Tell Donald Trump to go to hell." Wenn wir Amerika wieder großartig machen wollen, dann sollten wir Donald Trump sagen, er möge zur Hölle fahren. Trump ließ sich von den vielen unfrommen Wünschen nicht beeindrucken und beharrte darauf, dass sein Plan Amerika sicher machen werde. Außerdem drohte er unverhohlen, er müsse nicht als Republikaner kandidieren, er könne dies auch als unabhängiger Kandidat. Das würde die republikanische Wählerschaft spalten und somit einen Sieg bei der Präsidentschaftswahl so gut wie unmöglich machen.
    Die Kandidaten sind derzeit viel in Iowa unterwegs, dort gilt es, die Stimmen evangelikaler Christen einzusammeln. Die größte Vereinigung evangelikaler Kirchen, die Southern Baptist Conference, stellte sich klar gegen Trump. Ihr Vorsitzender des Ausschusses für religiöse Freiheit, Russell Moore, erklärte, Religionsfreiheit sei auch immer die Freiheit der anderen: "Religionsfreiheit steht nicht nur uns zu, sondern jedermann. Die Religionsfreiheit ist uns nicht von Donald Trump gegeben worden, sondern von Gott. Aber ich weiß, dass Trump das manchmal verwechselt."