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Präsidentschaftswahl
Hauchdünner Sieg für Kuczynski in Peru

Es ist das knappeste Ergebnis, das es je bei Wahlen in Peru gab. 50,12 Prozent für Pedro Pablo Kuczyinski gegen 49,88 Prozent für Keiko Fujimori – beide trennen nur rund 41.000 Stimmen. Ein Triumph sieht anders aus. Kuczyinski schlägt deshalb versöhnliche Töne an.

Von Julio Segador | 10.06.2016
    Pedro Kuczynski feiert seinen Sieg bei der Präsidentschaftswahl in Peru
    Perus neuer Präsident, Pedro Kuczynski (AFP / MARTIN BERNETTI )
    Am vergangenen Sonntag hat Peru gewählt. Nach Tagen des Wartens steht der Sieger fest: Wenngleich: So richtig ist er es noch nicht. Er ist virtueller Sieger: Pedro Pablo Kuczyinski:
    "Das ist keine offizielle Ankündigung, wir müssen auf die letzten, wirklich allerletzten Ergebnisse warten."
    Denn der oberste Wahlleiter zögert noch mit der Verkündung des offiziellen Endergebnisses. Zwar sind alle Stimmen inzwischen ausgezählt. Einige Dutzend handgeschriebene Strichlisten, die etwa 50.000 Stimmen aufgelistet haben, sind aber umstritten. Dass Keiko Fujimori – die Gegnerin Kuczyinskis bei der Stichwahl – ihren Rückstand aufholt, gilt aber als ausgeschlossen.
    Es ist das knappeste Ergebnis, das es je bei Wahlen in Peru gab. 50,12 Prozent für Kuczyinski gegen 49,88 Prozent für Fujimori – die beiden trennen gerade Mal etwas mehr als 41.000 Stimmen, und das bei mehr als 17 Millionen abgegeben gültigen Stimmen. Auch deshalb tritt Kuczyinski nicht triumphierend als strahlender Sieger auf. Er schlägt versöhnliche Töne an:
    "Wir nehmen dieses virtuelle Ergebnis mit viel Bescheidenheit auf. Peru steht vor wichtigen Herausforderungen. Wir brauchen ein geeintes, versöhntes Land, in dem es Dialog gibt."
    Fujimoris Fraktion hat absolute Mehrheit im Parlament
    Den Dialog wird Kuczyinski auch nötig haben. Denn im Parlament stellt Keiko Fujimoris Fraktion Fuerza Popular die absolute Mehrheit. Auch deshalb reicht er schon jetzt – unmittelbar nach der Wahl – Keiko Fujimori die Hand:
    "Ich biete unseren politischen Gegnern den Willen zum Dialog an. Peru ist nicht geteilt zwischen Nord und Süd, zwischen Hochland und Küsten. Wir sind ein geeintes Land, und wir müssen zusammenarbeiten. Auch wenn es unterschiedliche Meinungen gibt. "
    Bislang hat sich die Tochter des inhaftierten ehemaligen Diktators Alberto Fujimori noch nicht zum Ausgang der Wahl geäußert. Keiko Fujimori war als klare Favoritin in die Stichwahl gegangen, hatte aus der ersten Runde der Präsidentschaftswahl fast 20 Prozentpunkte Vorsprung auf Kuczyinski.
    Anti-Fujimori-Stimmung in Peru
    Doch eine gewaltige Anti-Fujimori-Stimmung im Land ließ ihren Vorsprung schmelzen. Tausende Peruaner gingen auf die Straße, um gegen die Kandidatin und ihren Vater zu protestieren. Zudem ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen sie und enge Mitarbeiter wegen Geldwäsche und Drogenhandel.
    Kuczyinski dagegen trat im Wahlkampf als Saubermann auf. Nicht einmal sein fortgeschrittenes Alter – der Sohn eines deutschen Arztes und einer französischen Lehrerin ist bereits 77 Jahre alt – hielt die Peruaner ab, ihn zum künftigen Präsidenten zu wählen.
    "Das Alter hat einen Vorteil: Die Erfahrung – zumindest solange der Kopf noch mitspielt. Und die habe ich im Übermaß."
    Kuczyinski hat ein bewegtes Leben hinter sich. Er war Unternehmer, Ökonom und Politiker. Unter anderem war er in Peru in unterschiedlichen Regierungen mehrmals Minister und Regierungschef.